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GENERAL

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BIOLOGY
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Abdruck aus der Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie XIV. Band.

UNIVERSITY

OF

CALIFORNIA

Ueber die Darwin'sche Schöpfungstheorie.

Nicht leicht hat im Gebiete der Naturwissenschaften in neuerer Zeit ein Werk mehr Aufsehen gemacht als Darwin's Buch »>On the origin of species, London 1860« und wurde von allen Seiten das Grossartige der Leistungen dieses Forschers anerkannt und der Werth seiner Untersuchungen als ein bleibender bezeichnet. Die bisherigen Aeusserungen über Darwin's Arbeit, die übrigens meist als mehr weniger aphoristische zu bezeichnen sind, haben nun aber noch keineswegs zu einer Einigung der Ansichten geführt und ist es daher wohl nichts weniger als überflüssig, eine sorgfältige Prüfung derselben vorzunehmen. Sollte auch bei einer solchen Untersuchung, wie es bei der Schwierigkeit des Gegenstandes mehr als wahrscheinlich ist, das Wahre noch nicht herauskommen, so wird dieselbe doch gewiss, wenn sie nur unbefangen angestellt wird, den Zwiespalt der Ansichten läutern helfen und der richtigen Erkenntniss näher führen.

Die Darwin'sche Auffassung ist bekanntlich folgende. Ausgehend davon 1. dass jeder Organismus von innen heraus oder aus äussern Ursachen Variationen darbiete, und 2. dass jedes Geschöpf einen Kampf um das Dasein fübre, stellt er den Satz auf, dass bei diesem Kampfe um das Dasein diejenigen Varietäten am meisten Aussicht haben, sich zu erhalten, die dem Organismus am nützlichsten sind und nennt diess >>natural selection«<, was entwedermit dem Ausdruck »natürliche Auswahl«< oder »natürliche Züchtung« übersetzt werden kann. Indem nun immer die nützlichsten Varietäten sich erhalten, vererben sich dieselben am Ende durch die Zeugung und geben zur Entstehung stabiler Varietäten Veranlassung. Diese variiren wieder, geben wieder stabile neue Formen und so bilden sich am Ende, indem diess fortgeht, Arten, Gattungen,

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Familien u. s. w. mit einem Worte alle thierischen Organismen. Ausdrücklich sagt Darwin, dass als Ausgangspunct aller thierischen Formen einige wenige oder vielleicht nur Eine Urform zu denken sei, über deren Erschaffung er sich nicht weiter ausspricht.

Mit Bezug auf seine Grundanschauungen ist erstens hervorzuheben, dass Darwin im vollsten Sinne des Wortes Teleolog ist. Ganz bestimmt sagt er (Erste Aufl. St. 199, 200), dass jede Einzelnheit im Baue eines Thieres zum Besten desselben erschaffen worden sei und fasst er die ganze Formenreihe der Thiere nur von diesem Gesichtspuncte auf. Zweitens glaubt Darwin nicht an allgemeine Naturgesetze, die in ganz selbstständigen Schöpfungen auch immer in derselben Weise sich kund geben und kommt er so zu dem Ausspruche, dass die Einheit in der Formenreihe aller Geschöpfe (unity of type), ihre natürlichen Verwandtschaften und vielen Uebergänge nur nach seiner Theorie einer allmählichen Entwicklung derselben auseinander, eines genetischen Zusammenhanges derselben erklärt werden könne. Wäre jede Species selbstständig geschaffen, so liesse sich diese wunderbare Harmonie nicht begreifen.

Eine genauere Schilderung der Darwin'schen Anschauungen übergehend, da dieselben als hinreichend bekannt vorausgesetzt werden können, wende ich mich nun vorerst zur Erwägung der Einwürfe, welche gegen dieselben theils schon geltend gemacht worden sind, theils aufgestellt werden können und zähle dieselben der Reihe nach auf.

4. Es sind keine Uebergänge der Arten der jetzigen Schöpfungsperiode ineinander beobachtet und gehen die Varietäten, die man kennt, seien sie nun gezüchtet oder von selbst entstanden, nirgends so weit, dass man von der Entstehung neuer Species zu reden berechtigt wäre.

Allerdings giebt es Thiere, die sehr variiren, wie z. B. der Hund, so sehr, dass man, wie auch schon geschehen, geneigt werden könnte, mehrere Species anzunehmen und denselben ihrer zahlreichen Uebergänge halber einen gemeinsamen Ursprung und Ausgangspunct zuzuschreiben. So lange jedoch die Geschichte dieses Thieres nicht besser bekannt ist, als es der Fall ist, wird sich dasselbe nicht zur Unterstützung der Darwin' schen Theorie verwerthen lassen, es ist nämlich denkbar, dass ursprünglich mehrere Hundearten existirten und dieselben durch Vermischung untereinander nach und nach so viele Formen bildeten. Auch vergesse man nicht, dass gewisse sehr charakteristische Hunderassen, wie die Mopse, Dachshunde und Bullenbeisser offenbar pathologische Zustände darstellen, die sich vererben, wie diess schon H. Müller wahrscheinlich zu machen gesucht hat1).

Aehnlich verhält es sich auch mit den Tauben, auf die Darwin so hohen Werth legt, und ist hier namentlich hervorzuheben, dass noch

1) Ueber fötale Rachitis, in Würzb. Med. Zeitschr. I. St. 221.

keinerlei Untersuchungen über die wichtige Frage vorliegen, welche Formen bei diesen Thieren krankhaften Ursprunges sind und durch Vererbung eine gewisse Constanz erhielten. So gut als ein Mops nicht eine Species sondern ein Hundecretin ist, könnten auch die kurzschnäbeligen Tauben u. a. in den Bereich des Pathologischen gehören.

Dass grössere Varietäten überhaupt nicht so leicht sich bilden, beweist auch die grosse Dauer mancher jetzt lebender Arten in unverändertem Zustande, die sich nicht nur nach den einigen Tausenden von Jahren unserer historischen Ueberlieferungen bemisst, sondern unberechenbar viel grösser ist, indem nach den übereinstimmenden Angaben der Geologen nicht nur viele Arten der Diluvialepoche, sondern sogar manche aus noch älteren Formationen mit den noch jetzt lebenden übereinstimmen. Gegen den Werth dieser Thatsache könnte nun allerdings Darwin einwenden, dass die grosse Dauer gewisser Arten nicht beweist, dass nicht andere sich umgewandelt haben, immerhin ist dieselbe beachtenswerth.

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2. Es finden sich keine Uebergänge einer Thierform in eine andere unter den fossilen Resten früherer Epochen.

Gegen diesen Einwurf hat Darwin mit Recht bemerkt 4) dass die Ueberreste, die man bis jetzt ausgegraben hat, sicherlich nur ein äusserst geringer Bruchtheil der vorhandenen sind und 2) dass die in der Erdrinde überhaupt erhaltenen Ueberreste nur den kleinsten Theil der Geschöpfe darstellen, die auf der Erde lebten. Es wurden nämlich nur die Thiere erhalten, die bei plötzlich eintretenden Katastrophen rasch verschüttet und vor Zersetzung bewahrt wurden, alles andere, was in den langen Perioden ruhigen Lebens auf der ungetrübten Erdoberfläche sich fand, ging zu Grunde.

Uebrigens finden sich doch, wenn auch nicht vollständige Uebergangsreihen, doch wenigstens merkwürdige Zwischenformen unter den fossilen Ueberresten, wie die Zeuglodonten, die vielen fossilen Hufsäugethiere, die Labyrinthodonten, Pterodactylen, der Gryphosaurus. - Alles zusammengenommen ergiebt sich, dass, wenn auch der Mangel an zusammenhängenden Uebergangsformen zwischen einzelnen Arten und Gattungen nicht nothwendig gegen Darwin's Ansicht spricht, dieselbe doch auf jeden Fall in dieser Hinsicht einer thatsächlichen Begründung entbehrt.

3. Der von Darwin angenommene Kampf um die Existenz soll in der Art in der Natur nicht vorkommen, (Pelzeln1).

Es möchte jedoch kaum geläugnet werden können, dass jedes Wesen vielfältigen ungünstigen Einflüssen ausgesetzt ist uud dass in Folge dieser viele Individuen theils schon als Keime und Eier, theils später zu Grunde

1) Bemerkungen gegen Darwin's Theorie vom Ursprunge der Species v. Aug v. Pelzeln Wien 1861.

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