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„Ich malte emfig fort. Doch plöglich haftete mein Auge, wie gebannt, an dem ihrigen, und der Finsel ruhte. Es hatte sich, ich weiß gar nicht welche ungewöhnliche Rührung allen ihren Zügen mitgetheilt. Sie wollte sprechen; aber die bebende Lippe gab den Worten des Herzens keinen Laut. Ging mir es denn nicht eben so?”

,,Signor Mephistopheles kam zurück, und ich behielt gerade noch Seit, eine verrätherische Thråne hinwegzunehmen, die sich über die Wange eines armen Malers stehlen wollte, der selten geweint hat."

,,Sonderbar! der bewußte Signor muß fich stark auf Physiognomik verstehn. Er kam mir nachher ganz anders vor, und beobachtete mich scharf.”

,, feliger, schmerzenreicher Augenblick! du wirst nicht wiederkommen, denn Er wird fürder seine süße Beute fester packen, und sie mit sich hinwegführen, daß mir nichts zurückbleibt, als ein unauslöschliches Bild und eine nie versiegende Sehnsucht!"

Clementinens Portrait war schon weit genug vorgerückt, um die besten Erwartungen zu begrünben und den schwer zu befriedigenden Forderungen des Meisters selbst Genüge zu leisten. Während die Farben antrocknen mußten, hatte sich Richard dazu verz standen, auch Stefano's Kopf in Miniatur, welche Manier er beiher nicht ohne Glück übte, zu entwer: fen. Er würde, wie wir ihn kennen, diese neue Urbeit abgelehnt haben, håtte ihn nicht die Hoffnung gelockt, die Königin seines Herzens während jener Beit, wo sie ihm nicht sigen konnte, boch wenigstens manchmal erscheinen zu sehn. Leider aber wurde fie felten, und dann nur auf Augenblicke, sichtbar.

Als endlich der mit wachsender Ungebulb erwar= tete Tag erschien, wo Nichard am Delgemålbe forts arbeiten konnte, war unterdeß Clementinens Schicksal mit mächtigen Schritten, ja mit einem salto mortale, seinem Ziele entgegen geeilt.

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Eines Morgens, als Stefano gerade abwesend war, und Clementine in schweren Gedanken an ihrem Schreibepult saß, ungewiß, wie sie ihrer Mutter die immer trüber werdenden Ahnungen der beångstigs ten Brust verbergen sollte, da trat plöglich Lorenzo unangemeldet herein. Sie blickte heftig er= schrocken auf, als er in sichtbarer Bewegung mit glühendem, dann erblassendem, Geficht zu ihr herschritt; denn sein bisheriges Betragen hatte sie allerdings gänzliche Befreiung von seinen låftigen Zudring= lichkeiten hoffen lassen.

Ihr zürnender Blick schien das Wort in ihn zurückzudrången, das schon auf der zuckenden Lippe schwebte. Er legte blos einen versiegelten Brief

vor sie hin.

Clementine schob das Papier verächtlich zurüc und stand auf, um sich schnell zu entfernen.

lend,

,,Nein,

Sie müssen lesen!

rief Lorenzo, sich an die Thür stels Ich beschwöre Sie, mich diesmal nicht zu verkennen! Es gilt Glück und Leben! Ich verlasse Sie, um niemals wiederzukehren. Uch, ich sehe Sie vielleicht zum legtenmale! Sie müssen, müssen erfahren.

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In diesem Augenblicke hörte man die Schritte eines Kommenben auf der Treppe. Lorenzo riß das Sies gel feines Briefes auf, drückte ihn in Clementinens Hånde und verließ tiefauffeufzend in eiliger Hast das Gemach.

Ihr erster Gedanke, als sie sich vom Schreck erholt hatte, war, bas empfangene Papier ungele: sen ihrem Manne zu übergeben. Gewiß war es

mehr, als die Wirkung einer, ohnehin verzeihlichen Neugierde, was sie von der augenblicklichen Ausführung dieses Gedankens zurückhielt.

"

Es gilt Glück und Leben!" Dieser fast in Verzweiflung ausgesprochne Ruf war ihr boch zum Herzen gedrungen. Lorenzo's ganz ungewöhnliche Bestürzung, die seltsame Versicherung, daß er

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fogleich fie auf immer verlaffe ; alles dieses ließ fie die Enthüllung eines Geheimnisses ahnen, dessen Mittheilung erst dann rathsam seyn könne, wenn sie selbst es erkannt und geprüft haben würde. Doch ihre Hand zitterte, als sie das Papier entfaltete; ihre Augen wurden dunkel und sie sank, der Ohnmacht nahe, auf ihren Seffel zurück, als sie nachstehenden Brief gelesen hatte:

,,In der Stunde, wo ich Ihren unwürdigen Gemahl auf ewig verlasse, drångt mich eine innere Gewalt, Ihnen die Binde von den Augen zu reißen, die Sie hindert, in ihm einen Bösewicht, und in mir einen treuen Freund zu erkennen, der Sie wohl im Feuer seiner Leidenschaft beleidigt, aber die Verachtung nicht verdient hat, die Sie ihm seitdem bewiesen. Ein Verweis von Ihnen wåre hinlängliche Strafe gewesen. Mich an Ihren Mann zu verrathen, konnte mich wohl erbittern, aber nicht demüthigen; leider nicht einmal heilen! Ich wußte wohl, ihm zu imponiren, denn er war långst in meine Hand gegeben, wie ich in der seinigen bin, so lange mich die Flucht nicht rettet. Auch Sie, unglückli: ches Weib, rettet nichts, nichts als schleunige Flucht!"

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,,Wissen Sie denn: Ihr Gatte heißt nicht Ste= fano, sondern aus einer edlen Familie zu

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seine Namen und Påsse macht er sich im Nothfalle selbst. Durch frühe Verschwendung und stråfliches Leben längst von den Seinen getrennt, hat er fich anfangs als Spieler umhergetrieben, und ist späterhin durch sein mechanisches Talent verleitet wor= ben, Falschmünzer, endlich Banknoten und Wech= felverfälscher zu werden. Sein Betrug erstreckt sich schon auf große Summen, die seine verschwenderische Lebensweise immer wieder aufzehrt."

,,Ich weiß, daß Sie an der Wahrheit dieser Entdeckung zweifeln vielleicht einen Kunstgriff darin finden, mich bei Ihnen geltend machen zu wollen; barum muß ich beweisen. Lesen Sie in dem beige: legten Zeitungsblatt die Warnungsanzeige und ver Bleichen Sie damit diese dånischen Banknoten von nicht geringem Werth, welche durch seine kunstreiche Hand gegangen find; nur leider mit Vernachlässigung einiger kleinen Merkmale, an welchen jene öffentliche Warnung die Verfälschung kenntlich macht."

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,,Zu seinem Unternehmen bedurfte er eines ge schickten Kupferstechers, und ein Geist der Hölle führte ihn zu mir! Ich hatte mich durch Mangel verleiten lassen, meinen Grabstichel leichtfertigen Bilbern zu verkaufen. Stefano war Menschenkenner genug, um dieses Umstandes willen, mich für einen brauchbaren Gehülfen zu halten. Es gelang ihm, burch seine schlauen Künste und durch lockende Verfprechungen großer Belohnung, mich für seinen Zweck zu gewinnen. Uch! ich habe es oft bitter bereut; am meisten, seit ich Sie kenne! Es war zu spåt, und ich zu tief in des Satans Nek verstrickt.“

,,Vielleicht entschuldigt sich meine verwegne Liebe zu der Würdigsten der Frauen durch die tiefe Verach

tung gegen den Unwürdigen, der mich zu feinen abscheulichen Künsten verführt, und `elend gemacht hat.ʻ

„Vielleicht ist es noch Zeit, dem gänzlichen Vers derben zu entrinnen und mich nach Frankreich zu retten; doch Er ist rettungslos verloren! denn schon stellt man ihm von mehreren Seiten nach; schon find geheime Agenten der dänischen Bank auf der Svur des Betrügers; boch Stefano, bisher immer glück: lich in seinen Unternehmungen, schlau und kalt, im Nothfall auf das Aeußerste gefäßt, bleibt ficher, und denkt sogar mit hohen Wechseln nach Amsterdam zu reisen, um, wenn er fie in Geld ums gesezt hat, sich nach Umerica einzuschiffen. “

"

,,Uch! Ich zerreiße Ihr engelreines Herz, aber Ich muß dennoch Ihnen auch das Schrecklichste sagen. Der Bösewicht, der die Casse Ihres ihm vertrauenden Vaters burch jene ver beraubte, welcher kein

ruchte Kunst

Schloß widersteht

war Stefano. Er

wußte, daß die Noth, in welche er Ihre Familie ftürzte, Sie in seine Arme führen mußte.“

,,Die Zeit drångt mich fort! Mit jeder Stunde wächst die Gefahr. Ich beschwdre Sie noch, knieend würd ich es thun, wenn mir einige Augenblicke vergönnt wåren, Sie zu sprechen, ja, mit Thrånen beschwöre ich Sie, fich mir anzuvertrauen.“

,,Bis zum künftigen Morgen der Nähe dieses Hauses verborgen. das unaussprechliche Glück gönnen,

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halte ich mich in Wollen Sie mir Sie zu retten,

To reicht ein Wink von Ihnen hin, und ich harre bann noch, wåre es auch mit Gefahr meines Leso lange, bis es mir gelingt, Sie an einen sichern Ort zu bringen, der Sie von jenem

bens,

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