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VORWORT.

Der Mangel einer vollständigen naturhistorischen Bibliographie ist seit langer Zeit sowohl von Gelehrten als von Buchhändlern unangenehm empfunden worden. Seit Böhmer sein Werk schloss (Zoologie 1786, Botanik 1787, Mineralogie 1789) ist weder in Deutschland noch im Auslande irgend ein Verzeichniss erschienen, welches die ganze Literatur der Wissenschaft begreift, oder auf dem Titel selbst den Namen einer vollständigen Bibliographie beansprucht. Der mit musterhaftem Fleisse vom Schweden Dryander gearbeitete Katalog der Bibliothek des Sir Joseph Banks, soll eben nur Verzeichniss einer allerdings sehr reichen Sammlung sein, in welcher aber die nicht deutsche Literatur aus natürlichen Gründen vorwiegen, und höchste Vollständigkeit immerdar unerreichbar bleiben musste. Der vom Anfange dieses Jahrhunderts datirende Umschwung der Naturwissenschaften, die in Einem fort wachsende Zahl von Forschern und neuen Entdeckungen haben der einschlagenden Literatur einen staunenswerthen Umfang gegeben.

Wenn unter solchen Umständen die Herausgabe einer, soweit. als irgend möglich, vollständigen Bibliographie, als verdienstliches Unternehmen erschien, und die unterzeichnete Verlagshandlung in Verbindung mit einem Fachgelehrten bereits vor sechs Jahren Vorbereitungen traf, so stellten sich im Verlaufe der Zeit so viele und, wie es schien, so unüberwindliche Schwierigkeiten jener Arbeit entgegen, dass ohne grosse Ausdauer das Unternehmen in Stocken gerathen, vielleicht ganz aufgegeben worden wäre. Die Verlagshandlung wünschte nämlich dem Publikum ein Werk übergeben zu können, welches, über gewöhnlichen Bücherverzeichnissen stehend, mit gedrängter Form alle erreichbare Vollständigkeit verbinden, und dem Naturforscher eben so nützlich und leicht brauchbar sein sollte als dem Buchhändler, der eine Menge von Nachweisen verlangt, um welche der Gelehrte in der Regel sich weniger bekümmert. Die Vereinigung dieser beiden Zwecke brachte eben jene Schwierigkeiten

hervor, an welchen Niemand zweifeln wird, welchem Kenntniss von der unendlichen Zerstreutheit der naturhistorischen Literatur, und von den eigenthümlichen Verhältnissen des nichtdeutschen Buchhandels zu Gebote steht. Für den Naturforscher entspringen auf dem fremden Boden eben so reiche Quellen des Wissens als auf dem vaterländischen ; er muss sie, um den Forderungen ihrer Zeit zu genügen, gleichmässig benutzen oder mindestens kennen. Aus diesem Grunde hat die nichtdeutsche Literatur in dem vorliegenden Werke nicht allein ihren Platz gefunden, sondern sie ist auch mit derselben Aufmerksamkeit behandelt worden wie die deutsche. Sie bot unverhältnissmässige Schwierigkeiten dar, die man dem erfahrenen Buchhändler nicht zu beschreiben hat, die aber den Gelehrten minder bekannt sind. Die englischen theils auch die französischen Buchhändlerverzeichnisse, sind häufig wahre Muster der Ungenauigkeit, sind für bibliographische Zwecke in ihrer ursprünglichen Form kaum zu gebrauchen, und verlangen Vergleichung der oft schwer zu erlangenden Werke selbst, zu deren Bekanntwerdung sie eigentlich beitragen sollen. Ueber die an sich geringfügige spanische Literatur der Naturwissenschaften unterrichtet man sich nur auf grossen Umwegen; aber die undankbarste Arbeit ist die Erforschung der Literatur des näher gelegenen und ungleich wissenschaftlicheren Italiens, wo keine Provinz mit der anderen im buchhändlerischen Verkehr steht, Mailand und Neapel in dieser Hinsicht sich so fremd sind wie Moskau und Madrid, und bibliographische Anfragen nicht aus Ungefälligkeit, sondern wegen Unlösbarkeit unbeantwortet bleiben. Ungeachtet dieser Hindernisse ist es uns doch gelungen gerade jenen Zweig der Literatur in einer Vollständigkeit aufzuführen, die möglicherweise selbst Zoologen überraschen wird, die in der Nähe der reichsten öffentlichen Bibliotheken leben. Mit Werken, deren Verlag in Privathänden sich befindet, oder die nie, und überhaupt nur in kleiner Zahl in das Publikum gelangt sind, endlich mit den zahlreichen Gesellschaftschriften verhält es sich auf ähnliche Weise. Wir glauben indessen gerade von den letzteren eine fast lückenlose Uebersicht geliefert zu haben, die durch theilweise Inhaltsverzeichnisse der einzelnen Bände an Brauchbarkeit gewinnt, und sich auf Vergleichung der in der Universitätsbibliothek zu Leipzig in seltener Vollständigkeit vorhandenen Societätschriften begründet.

Diese keineswegs erschöpfende Darstellung der Hindernisse, mit welcher wir zu kämpfen gehabt, ist nicht gemeint um für das Werk

eine höhere Stellung zu beanspruchen, als ihm zukommen kann. Dass, viele Tausende von Buchtiteln zu sammeln, und die Bücher selbst zu vergleichen, über deren Inhalt Zweifel herrschen konnte, eine leichte Aufgabe nicht gewesen sei, wird Jedermann glauben. Wir können hinzusetzen, dass Mühe nicht gespart worden sei, dass Gewissenhaftigkeit überall geherrscht habe, und dass wir Verbesserungen und Aufklärungen mit Dank entgegennehmen werden, welche uns von Vorständen grosser Bibliotheken, von den Verfassern und Verlegern zugehen könnten; wir bitten im mehrseitigen Interesse um dieselben.

Weniger bleibt zu erinnern hinsichtlich der Einrichtung unseres Verzeichnisses. Deutsche und ausländische Literatur mussten aus buchhändlerischem Gesichtspunkte geschieden werden. Wenn unter der ersten die in dänischer und schwedischer Sprache oder in Russland (nicht russisch) gedruckten Werke eingeschlossen sind, so begründet sich dieses auf die bekannte Verbindung des deutschen Buchhandels mit demjenigen Scandinaviens und Russlands. Um consequent zu bleiben haben wir in Holland gedruckte Werke unter die ausländischen verweissen müssen, weil in ihrer Beziehung das entgegengesetzte Verhältniss herrscht. Von den vor dem Jahre 1700 erschienenen Schriften sind nur solche aufgenommen, die auch jetzt noch häufiger citirt werden. Veränderungen im Verlage der Bücher sind gewissenhaft bemerkt, die Preise der noch im deutschen Buchhandel vorhandenen mit geringen Ausnahmen angegeben, und bei den englischen, bekanntlich häufigen Herabsetzungen unterworfenen Preisen, die neuesten Angaben benutzt worden. Die in anderen Katalogen oft irrigen Zahlen der Tafeln, Bände, theils auch der Seitenzahlen haben wir nach Möglichkeit berichtigt, und glauben uns für die Zuverlässigkeit dieses Theiles der Arbeit ruhig verbürgen zu können.

Um diesem Verzeichnisse einen wissenschaftlichen Charakter und hierdurch vollkommene Brauchbarkeit für Naturforscher zu geben, ist eine streng systematische Anordnung getroffen worden. Auf die Hülfsmittel zum Studium (S. 1-22.) die Bücherkunde, Taxidermie, Beschreibungen von Sammlungen und Mikroskopie folgt die Geschichte der Wissenschaft (S. 23-38.) an welche sich die Gesellschaftschriften, gleichsam die Denkmäler der Bestrebungen Einzelner und der Fortschritte im Ganzen, nothwendig anreihen mussten. Von dem Gesammten zum Gesonderten schrittweis übergehend haben auch wir die unangenehme Abtheilung der sogenannten vermischten Schriften (S. 71-292.) nicht zu vermeiden vermocht; wir bringen in sie

namentlich alle jene Werke, die sich nicht mit einem Naturreiche allein beschäftigen, sondern zwei oder drei derselben umfassen, mit einem Worte, Werke, in welchen die Naturgeschichte mit anderen Wissenschaften vermengt ist, allgemeine Naturgeschichten, Sammelschriften, naturwissenschaftliche Reisen, Werke für das Volk und die Jugend. Die klassischen Auctoren und die auf Landwirthschaft speciell bezüglichen Bücher sind, als anderen Wissenschaften angehörend, mit wenigen Ausnahmen übergangen worden. Als Grundlage ist vergleichende Anatomie (S. 202-288.) der Zoologie vorausgeschickt worden, welche in ihrer ersten Abtheilung (Vermischte Schriften S. 289-345.) solche Werke begreift, die entweder das ganze Gebiet der Zoologie oder doch mehrere Thierclassen zugleich umfassen. Die folgenden Abtheilungen bedürfen keiner Erläuterung, indem sie die Literatur der einzelnen Classen des Thierreiches enthalten. Grosse Abtheilungen, wie Gliederthiere, noch weiter zu spalten und die Literatur nach dem Vorbilde zoologischer Systeme in vielen kleineren Gruppen zusammenzustellen, schien nicht rathsam ; aus demselben Grunde wurde auch die Classe der Würmer beibehalten. Ein sehr sorgfältig gearbeitetes Sachverzeichniss bietet übrigens unter dem Namen jeder Thierclasse und jeder grösseren Gruppe eine systematisch geordnete Uebersicht der sie betreffenden Literatur, und da ausserdem die einzelnen Gattungen, Organe und alle wesentliche Fragen der Physiologie und Naturgeschichte überhaupt besonders aufgeführt sind, so wird jeder Zoolog im Stande sein sich in wenigen Augenblicken über das Vorhandene zu unterrichten. Die angefügte Liste der Verfasser und Titel ist wesentlich für Buchhändler bestimmt, und soll den Gebrauch des Werkes auch in dieser Richtung möglichst erleichtern.

Der zweite Band wird die Literatur der Botanik, der dritte diejenige der Mineralogie in gleich systematischer Form enthalten. Zeitige Mittheilung der Titel, und wo es nöthig sein könnte des Inhaltsverzeichnisses von Schriften, die, wie Dissertationen, gewöhnlich nicht im Buchhandel sind, oder Selbstverlag bilden, würde uns zum aufrichtigsten Danke gegen die Verfasser verpflichten.

Leipzig, den 1. August 1846.

Die Verlagshandlung.

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