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Our life is a false nature.

Byron, Childe Harold, IV. 126.

Dust as we are, the immortal spirit grows
Like harmony in music; there is a dark
Inscrutable workmanship that reconciles
Discordant elements, makes them cling together
In one society.

Wordsworth, The Prelude, Book I. 340.

Alle Rechte, besonders das Recht der Übersetzung in fremde Sprachen,

werden vorbehalten.

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Vorrede.

Das in der Heimat neu erweckte Interesse für die Dichtung und die Persönlichkeit Byron's und das fortgesetzte Erscheinen einer Byron-Litteratur im Ausland liefern einen deutlichen Beweis dafür, daß der Dichter auch in der Gegenwart doch noch keine quantité négligeable ist, wie einige seiner Kritiker uns glauben machen wollen. Mit dem anbrechenden Jahrhundert scheint in der That der von dem Verfasser von Childe Harold selbst herbeigesehnte Tag zu dämmern, wo auch seine eigene Nation aufhört, ihn wie einen Paria zu betrachten, wo sie ihm in höherem Grade als bisher Gerechtigkeit widerfahren läßt als einem bei allen einzelnen formalen Mängeln doch hervorragenden Lyriker, einem in seiner edlen Sympathie mit den nach Freiheit ringenden Völkern würdigen Vertreter der liberalen Überlieferungen seines Landes, einem unerschrockenen Gegner aller geistigen Tyrannei, aber auch als einem unglückseligen Träger einer unpraktischen pessimistischen Weltanschauung, der, als Beispiel und Warnung, in seiner Größe und seiner Schwäche, wie kein anderer unter den Dichtern seiner Zeit, die Aufmerksamkeit des In- und des Auslandes auf seine Person und seine Dichtung gelenkt hat.

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Die folgende Studie ist aus dem Wunsch hervorgegangen, die Behauptung eines Kritikers, Byron's Dichtung stehe im losesten Zusammenhang mit der Entwickelung der englischen Litteratur, auf ihre Richtigkeit hin zu prüfen, und so einen Beitrag zu einer besseren Würdigung der Beziehung des Dichters zu den Hauptströmungen seiner Zeit zu liefern. Eine erschöpfende Darstellung der Beziehung Byron's zu der neuenglischen Litteratur überhaupt, insbesondere zu Pope, Milton, dem englischen Roman, der Romantik, Balladendichtung u. s. w., liegt außerhalb des Bereiches der Untersuchung, welche sich in erster Reihe mit der Einwirkung der Zeitgenossen, insbesondere Wordsworth's, auf unsern Dichter befaßt.

Sind die Ergebnisse der Studie richtig, so steht Byron's Poesie, trotz der internationalen Bedeutung dieses Vorboten der Weltlitteratur, in engstem Zusammenhang mit der nationalen Litteratur und Kultur und bleibt, trotz dem lebhaften von dem Dichter bethätigten Interesse für das Ausland und der Einwirkung desselben auf seine Poesie, in hohem Grade von einheimischen litterarischen Einflüssen abhängig. Byron steht also vor uns da als ein in noch höherem Grade sogar als Wordsworth -- hervorragender Vertreter der litterarischen Hauptströmungen der zeitgenössischen englischen Litteratur, und er läßt sich nur im Verhältnis zu derselben, insbesondere zu der von Wordsworth vertretenen naturalistischen Richtung und zu der Romantik, verstehen.

Die von Moore behauptete und von Byron selbst zugegebene Einwirkung Wordsworth's auf seine Dichtung hat u. a. auch Frau Gothein in ihrer vortrefflichen Monographie über Wordsworth beleuchtet, welche wir neben Legouis' lichtvoller Darstellung der Entwickelung und der Weltan

schauung Wordsworth's als einen wichtigen Schritt zu einer im Ausland sich anbahnenden besseren Würdigung dieses trotz all seiner Schwächen so hervorragenden Dichters und orginellen Denkers begrüßen. Ein tieferes Eindringen in den Geist seiner Dichtung mit Hülfe solcher zuverlässigen Wegweiser dürfte wohl manche Freunde der englischen Litteratur auch im Ausland davon überzeugen, daß Wordsworth nicht nur als ein nationaler Dichter, nicht allein als der Altmeister der modernen englischen Naturpoesie, als der Erschließer neuer oder wenig beachteter Quellen der Freude an der Natur und dem Menschenleben, sondern auch als ein Idealist, der mit mehr als römischem Vertrauen» an seinem Glauben an die Würde der menschlichen Natur festhielt, gerade in einer von der Litteratur der Entartung beherrschten Zeit, besondere Beachtung verdient.

An dieser Stelle möchte der Verfasser auch seiner Verpflichtungen dem erwähnten Werk Gotheins gegenüber gedenken, von deren Bemerkungen über die Einwirkung der Naturmystik Wordsworth's auf Byron er ausgegangen ist, um die Untersuchung auf derselben Bahn weiter auszuführen und zu ergänzen; ferner der anregenden Monographien bezw. litterarischen Studien über Byron und Wordsworth von M. Arnold, Donner, Elze, Myers, Nichol, Swinburne, Symonds u. a., sowie der einzelne Perioden bezw. Hauptströmungen der neuenglischen Litteratur umfassenden Werke von Brandl, Brandes, Saintsbury, Taine etc. und die Byron- und Wordsworth-Ausgaben von Coleridge und Prothero, Knight, Kölbing, Mommsen u. a.

Unter den einzelnen über Byron neuerdings erschienenen Abhandlungen gebührt Dr. Donners vortrefflicher Studie über dessen Weltanschauung ganz besondere Erwähnung.

Es freut mich, ferner Herrn Professor J. Hoops, Heidelberg, für gütige Aufnahme dieser Abhandlung in seine Anglistische Forschungen und einige wertvolle litterarische Nachweise, Herrn Professor Max Koch für freundliche Auskunft betr. Goethes Urteile über Byron, Herrn Kollegen J. C. Hague, früher Lektor zu Prag, für freundlichen Hinweis auf die Bedeutung des letzten Duddon-Sonetts für Wordsworth's Weltanschauung, sowie Herrn Dr. Max Weyrauch, Breslau, für sorgfältige Anordnung und Revision des Manuskripts für den Druck, meinen besonderen Dank auszusprechen.

Last, but not least möchte ich auch litterarischer und wissenschaftlicher Anregung in meinen deutschen Studien, die ich von Herrn Dr. Phil. Max Hippe, Bibliothekar an der Stadtbibliothek Breslau, stets erhalten habe, freundschaftlich gedenken.

Wien, im Januar 1902.

Dr. F. H. Pughe, M. A.,

Lektor an der Universität in Wien.

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