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nous avons changé de latitude: au lieu d'être au Nord, nous sommes dans l'Orient: mais les ténèbres y sont tout aussi épaisses.

Diese Sachlage entspricht ziemlich genau dem Auftreten Byrons. Lamartine vertritt die Séraphins u. s. w., De Vigny die Bibel, mit besonderer Berücksichtigung der Szenen, die orientalische Farben am stärksten hervortreten lassen, und mit Einmischung von Farben des neuen Orients, die unmittelbar aus Byron geschöpft sind. Der ,Chant de Suzanne au Bain' erschien 1824 in der Muse Française, unter dem Titel: Fragmens d'un poème de Suzanne'. Manche Phrase klingt genau an das Hohelied und die Hebrew Melodies an.

Mon époux est pour moi un collier de myrrhe,
Qu'il donne sur mon sein, je l'aime et je l'admire
Il est blanc entre mille et brille le premier,

Les cheveux sont pareils aux rameaux du palmier.

Eine Ankündigung der demnächst erscheinenden Eloa besagt: Unsere Leser werden sich darüber freuen nach diesem Début, denn ,M. de Vigny est un des écrivains originaux qui caractérisent le plus la physionomie poétique de notre siècle'. In derselben Nummer der Muse Française steht ein kleines Stück: ,Adieux aux Romantiques', worin es heisst: Laissez, laissez pour la Permesse

Cédron et son triste ravin;

Laissez le mont de la Promesse.
Et les bords du fleuve divin.
Le palme dont Satan vous dote
Fait que de vous chacun médit

Satan und die Bibel, dies sind die zwei Hauptzüge. Beide gehen zurück auf Byron. Châteaubriand empfiehlt das christliche Übermenschliche. 1818 gaben Sapinaud und Boishuguet eine Übersetzung der Psalmen in französischen Versen heraus, die kein Aufsehen erregte. Soumet (Saul), Guiraud (Saul et les Macchabés) schrieben,biblische Dramen nach dem klassischen Geschmack, in denen nur der Stoff der Bibel entlehnt ist. Victor Hugo dichtete einen Moïse und verschiedene Stücke, die ähnliche Stoffe wie Suzanne behandeln, aber keiner von ihnen hat sich so fest an die Bibel gehalten und den warmgefärbten üppigen Orient mit seinen Rosengärten und duftdurchschwängerten Lüften so wie Byron und De Vigny idealistisch geschildert. Gewöhnlich vermeidet De Vigny, dieselbe Szene nach Byron poetisch zu bearbeiten. Zwar hat er nach ihm eine Fille de Jephté gedichtet, aber öfter begnügt er sich, eine biblische Landschaft nach derselben Methode auszuarbeiten; man vergleiche die Anfänge von Moïse oder La Femme

Adultère mit den Hebrew Melodies oder mit der Szene im Giaour, wo Hassans Mutter wie die Siseras von dem Wachtturme aus ihrem Sohn entgegensieht, der nicht kommt.

Mon lit est parfumé d'aloë et de myrrhe;

L'adorant cinnamone et le nard du Palmyre
Ont chez moi de l'Egypte embaumé les tapis.

(Femme Adultère).

Diese Verse haben dieselbe sinnliche Fülle und bewegen sich in derselben Weise wie:

Know ye the land

Where the light wings of Zephyr, oppress'd with perfume,

Wax faint o'er the gardens of Gul in her bloom:

Where the citron and olive are fairest of fruit. (Bride of Abydos). Manche Verse stimmen fast wörtlich überein bei beiden Dichtern Toujours succédera, dans l'univers sans bruits,

Au silence des jours le silence des nuits.

And to the universal cry

The universal silence shall succeed.

(Le Déluge.)

(Heaven and Earth.)

Die imitative Schilderung des Schweigens wird in beiden Stellen durch die Eintönigkeit des wiederholten Wortes erzielt.

La pourpre et l'or semblaient revêtir la campagne.

(Moïse.)

And his cohorts were gleaming with purple and gold (Hebrew Melodies.)

Les enfants d'Israel s'agitaient au vallon

Comme les blés épais qu'agite l'aquilon.

Like the leaves of the forest when summer is green

That host with their banners at sunset were seen.

Les fils de Lévi . . .

Tels qu'un bois de cyprès sur la sable qui roule.

Der feierlich einherschreitende und etwas hochtrabende Gang Byrons an den zahlreichen Stellen, die er mit vollem Aufgebot von Alliteration und sorgfältig abgemessenen Phrasen gleichmässig ausschmückt, hat offenbar De Vigny imponiert. Man vergleiche den Anfang des dritten Gesanges des Corsair:

mit:

...

Slow sinks, more lovely ere his race be run,
Along Morea's hills the setting sun
O'er the hush'd deep the yellow beam he throws,
Gilds the green wave, that trembles as it glows

Et les rayons du jour, dévoilant leur trésor,
Lançaient jusqu'à la mer des jets d'opale et d'or;
La vague était paisible, et molle et cadencée,

En berceaux de cristal mollement balancée .

Manchmal scheint De Vigny verschiedene Ideen aus Byron zugleich in seinem Geiste gegenwärtig zu haben; er verschmilzt sie und das Ganze kommt etwas verändert heraus, z. B.:

Car l'amour d'une femme est semblable à l'enfant

Qui, las de ses jouets, les brise triomphant,

Foule d'un pied volage une rose immobile,

Et suit l'insecte ailé qui fuit sa main débile.

(Dolorida).

All furions as a favoured child

Balked of its wish: or fiercer still

A woman priqued who has her will.

(Mazeppa).

Dieses Bild hatte einem französischen Kritiker grossen Anstoss gegeben1).

As rising on its purple wing

The insect-queen of eastern spring

Invites the young pursuer near,

And leads him on from flower to flower.

So beauty lures the full-grown child.

The lovely toy so fiercely sought

Hath lost its charm by being caught .

Vielleicht hat auch die Form von Ausdrücken wie:

By those lids whose jetty fringe

Kiss thy soft cheeks' blooming tinge

die ähnlichen Satztypen De Vignys wie:

Dès l'heure où la rosée humecte l'or des sables

Et balance sa perle au sommet des érables

(Giaour.)

beeinflusst. In jedem hängen konkrete Substantive im Genetiv (cheeks', des érables) von abstrakten oder halbabstrakten Begriffen ab. Wenn dies zu weit hergeholt scheint, so darf man nicht vergessen, dass die Bilder und Wendungen Byrons nach allgemeinem Urteil als neufs et hardis gelten, und dass in der allgemeinen Begeisterung für die Fremden, die andern, wenngleich sie es Byron in der Lokalfarbe gleichthun, doch den Dichtern nicht als Vorbilder in stilistischer Beziehung dienen könnten. Scott ist ausgeschlossen, weil er eine gemässigte Prosa schrieb, Schiller, weil er bis hierher den meisten Dichtern bloss als Dramatiker und als Erneuerer in stofflicher Beziehung bekannt war. Man behalte im Auge, dass der Stil De Vignys neu in Frankreich war, und dass die ganze romantische Bewegung in erster Linie auf der Lektüre der Dichter beruhte und nicht auf etwaigen Naturkenntnissen; schliesslich, dass die Werke De Vignys damals von Byron durchtränkt

1) S. oben S. 14.

waren und ganz abgesehen vom Stil sehr stark unter seinem Einfluss standen. Ausser den Fällen, wo er dieselben Ideen behandelt wie in Le Déluge, ist der Hang De Vignys zum Nachgrübeln über rätselhafte und pittoreske Texte in der Bibel und die Neigung, diese Texte seinen Gedichten zu Grunde zu legen, sicherlich der Lektüre von Byrons Werken zuzuschreiben. Vgl. die Entwicklung der Eloa-Fabel aus dem Weinen Christi über Lazarus; das Epigraph aus Hiob zu La Femme Adultère (cf. Vision of Judgement 33, 34 und die letzte der Hebrew Melodies); La Colère de Samson; le Mont des Oliviers (cf. für Byrons Ausdehnung dieser Kuriosität auf das Neue Testament Manfred II, 2. Anfang). Die drei Gebiete des Weltraumes werden aus Cain (I, Ende u. II.) und Vision of Judgement entlehnt; die Idee des Stückes PRISON ist die bei Byron sehr beliebte von einem geheimnisvollen Sterbenden, der sich mit einem Priester unterhält und sich über sein Schicksal beklagt. Dieser Stoff wird mit besonderer Vorliebe von den Nachahmern immer von neuem bearbeitet. Merkwürdig ist, das der Mercure, der die zur Mode gewordene Ausbeutung der Bibel für die Poesie erörtert, diese Tendenz bei De Vigny zwar an England anknüpft, aber nicht an Byron.

Les Anglais ont peut-être senti les premiers quelles richesses les nations modernes avaient à leur disposition. En Angleterré on ne connaît ni classiques ni romantiques: qu'il y ait des poètes du premier ordre c'est ce que prouvent assez d'exemples vivans ou ravis depuis bien peu d'années à l'admiration du monde. Ce n'est pas d'hier qu'ils ont déserté le Pinde et l'Olympe pour l'Oreb et le Tabor Le talent original et la maniere de M. de Vigny le feraient peut-être ranger en Angleterre parmi les poètes connus sous le nom de Lackistes (sic) ... Leur muse, qu'on s'empresserait en France de qualifier d'ultra-romantique, au risque de ne pas savoir ce que l'on voudrait dire se montre partout empreinte d'un caractère grave et religieux.

...

Die Bemerkung, dass die Lakistes als ultraromantiques' gelten könnten, ist sehr richtig, und der Überweisung De Vignys an ihre Partei liegt die Wahrheit zu Grunde, dass man bei ihm das Auftreten eines neuen und wirklich poetischen Stiles dunkel fühlte, aber De Vigny blieb doch Franzose genug, um Byron viel näher als Coleridge, Wordsworth oder Southey zu stehen. Der Ruf eines Atheisten, in welchem Byron stand, hat den Kritikern verhüllt, was für ein eifriger Leser der Bibel er war, und wie sehr sie in seinen Werken zur Geltung kommt. Deswegen wird De Vigny, als religiöser Dichter schlechtweg der Seeschule gleichgestellt. Aber die Religion war ein Parteischlagwort der royalistisch-romantischen Schule, und wenn die Anhänger auch darin aufrichtig waren, war doch

die Religion keineswegs die Quelle ihrer dichterischen Inspiration, noch ihr wirkliches Interesse. So kommt es, das die ,couleur locale' so weit überwogen hat, dass der skeptische Monarchenfeind Byron die Begeisterung eines jungen religiösen Royalisten erwecken konnte. Noch eine Anregung in demselben Bereiche der Lokalfarbe, hat De Vigny von Byron erhalten, seine Liebe zu spanischen Sujets. Der Tod Byrons in Missolonghi hat seinen Namen auf ewig mit Griechenland verknüpft, und auch hier ist De Vigny einer der ersten gewesen, der ihm folgte. Ins Jahr 1822 fällt sein Gedicht Héléna, welches wiederum andere, wie z. B. G. de Pons angeregt hat. Hingegen ist der Anteil, den Byron an der Verwertung spanischer Stoffe zu Dichtungen hatte, nicht allgemein bekannt. Für De Vigny ist es wahrscheinlich und für De Musset ganz sicher, dass sie die Anregung dazu von ihm bekommen haben. 1818 klagten die ARCHIVES DE THALIE1) über den Mangel an Berichten über spanische und italienische Litteratur und verurteilten die ausschliessliche Berücksichtigung deutscher und englischer Bücher. Bekanntlich bietet später Spanien den Stoff zu sehr vielen romantischen Werken, wie sogar zu dem entscheidenden Hernani. Hauptstufen im Erwachen des Interesses für Spanien sind Abel Hugos Buch über die Romanzen 1823, Théâtre de Clara Gazul, Mérimée 1825, De Vignys Cinq-Mars 1826, L'Espagne Poétique: choix de poésies castillanes, mises en vers français, par Don Juan Maria Maury 1826. Aber der viel gelesene und nachgeahmte Childe Harold verherrlichte viel früher die spanischen Schönheiten und Landschaften. Auch ist die Quelle von Dolorida hier zu suchen, ein Gedicht, das nach Form (kurze Szenen, Dialog) und Inhalt (Eifersucht und tragisches Ende) durchaus byronisch ist. Das Motto ist ein spanisches Sprichwort, und es ist die Rede von einer dague andalouse'. Im Trappiste ist auch die Szene spanisch. Am deutlichsten aber weist Cinq-Mars Erinnerungen aus der Lektüre Byrons auf. Schon an der Spitze des Buches, als Überschrift zum ersten Kapitel, stehen zwei Zeilen aus dem Abschiedsliede:

Fare thee well, and if for ever

Still for ever fare thee well.

Cap. XIII, L'Espagnol, beschreibt die Gefangennahme eines geheimnis

1) Arch. de Thalie 20 avril 1818. Vous devez savoir, qu'ls (les romans espagnols) méritent davantage d'être lus, que ceux de nos voisins d'outre-mer . . . Si, à l'instar du Journal des Arts (1812), et du Mercure Etranger (1813-14) vous entretenez vos lecteurs de l'état actuel de ces deux littératures (italienisch und spanisch).. vous accomplirez les vœux de tous les amis des lettres. Abel Hugos Sur la poésie espagnole erschien 1823. De Vigny führt Lokalfarbe aus Spanien ein vor 1822. 1820 beschäftigt er sich eingehend mit Byron. Der Schluss ist klar.

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