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zweiten Brücke vorspringt. Hier liegt als selbständiger kleiner Bau die gothische Kapelle H mit polygonem Chor.

Diess die Anlage des mächtigen Baues, die zum Theil aus dem Mittelalter stammt, aber im XVI Jahrhundert mit ausserordentlicher Pracht erneuert und umgestaltet wurde. Indess lassen sich nach du Cerceau's Zeichnungen, abgesehen von den mittelalterlichen Resten, zwei Epochen deutlich unterscheiden. Die erste, welche den grössten Theil des eigentlichen Schlosses.

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der herrschaftlichen Wohnung umfasst, weist unverkennbar auf die Frühzeit Franz I; die zweite, welcher die regelmässige Anlage des äusseren Hofes und der dort befindlichen Diensträume zuzuschreiben ist, steht entschieden am Ausgange dieser Epoche oder vielmehr schon in der Zeit Heinrichs II. Die grösste Pracht entfaltet sich an den Bauten der Frühzeit, namentlich an der Hofseite der herrschaftlichen Wohnung, die zu den elegantesten und reichsten Werken dieser Zeit gehört (Fig. 33). Die grossen

Fenster mit ihren Steinkreuzen, in beiden Geschossen von korinthischen Pilastern eingefasst, die reich gekrönten Dachfenster, die mit den zierlichsten ihrer Art wetteifern, der glänzende, als

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Fig. 34.

Schloss Chantilly. Pavillon aus Heinrichs II Zeit. (Du Cerceau).

offene Halle angelegte Vorbau der Freitreppe, dessen Dach mit Statuen geschmückt und mit einer schlanken Spitze gekrönt ist, die prachtvolle offne Halle, mit welcher der galerieartige Saal sich gegen den Hof öffnet, und dessen Wände wie der eben er

Kugler, Gesch. d. Baukunst. IV.; Frankreich.

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wähnte Vorbau mit korinthischen Halbsäulen gegliedert sind, endlich der kleine Pavillon in der einspringenden Ecke, der ebenfalls eine Treppe enthält und mit einem achteckigen Oberbau und runder Laterne abschliesst, das Alles bietet ein Ganzes von höchster Opulenz. Dazu kommen die Medaillons mit Brustbildern, die wappenhaltenden schwebenden Genien an den Fensterbrüstungen, die Vasen und Statuen, die überall zur Krönung selbständiger Theile verwendet sind, kurz alle Elemente der Decoration, welche jene prachtliebende Zeit zur Verwendung brachte. Selbst die Kapelle, im Wesentlichen wohl noch ein frühgothischer Bau, zeigt ein Portal, in welchem die Elemente des Flamboyant mit denen der Renaissance sich üppig mischen. Dem Mittelalter dagegen gehören offenbar die ihr benachbarten Baulichkeiten an.

Mit Recht sagt daher du Cerceau von dem herrschaftlichen Wohngebäude: »Il ne tient parfaictement de l'art antique ne moderne. mais des deux meslez ensemble.« Dagegen heisst es von den Gebäuden des vorderen Hofes: >>Les faces des bastiments estans en icelle tant dans la court que dehors, suivent l'art antique. bien conduicts et accoustrez.« In der That tritt bei diesen Theilen jene Vereinfachung der Formen ein, welche der strengeren Beobachtung der Antike zuzuschreiben ist. Die Gebäude bestehen fast ohne Ausnahme aus einem Erdgeschoss, dessen grosse Fenster mit Bogengiebeln dekorirt sind. Darüber erhebt sich ein oberes Stockwerk, dessen Fenster zum Theil rechtwinklig. zum Theil rundbogig geschlossen, aber sämmtlich mit antikisirenden Giebeln gekrönt werden. Sie ragen aber nach einer damals beginnenden Sitte in das Dach hinein. Interessant ist nun, dass an hervorragenden Stellen, besonders bei den Eckpavillons, eine einzige kolossale korinthische Pilasterordnung die Wände bekleidet (Fig. 34), ein Gebrauch, der dem Streben entsprang. aus den gehäuften kleinlichen Pilasterstellungen der früheren Epoche zu grossartigeren, einfacheren Formen zu gélangen. Ein Uebelstand war freilich im vorliegenden Falle, dass die oberen Fenster rücksichtslos das Gebälk sammt Fries und

Dachgesimse durchschneiden. Vielleicht das früheste Beispiel dieser bedenklichen Anordnung. An dem grossen galerieartigen Saale, der diesen Hof von dem kleinen Gartenparterre trennt, tritt statt der unteren Fensterreihe eine offne Arkade auf Pfeilern ein, die mit korinthischen Pilastern dekorirt sind.

§. 34.

Das Schloss von Chateaudun.

Die Touraine hat unter allen Provinzen Frankreichs den grössten Reichthum an Denkmälern dieser Zeit aufzuweisen, und

das Flussgebiet der Loire, dieser lachende Garten mitten, im Herzen des Landes, von Angers bis hinauf nach Orleans, ist für Frankreich beinahe das, was Toscana für Italien, ebenso wie sich die Normandie in der überschwänglichen decorativen Phantastik ihrer Werke mit Oberitalien vergleichen lässt. Die Touraine war damals der bevorzugte Sitz des Hofes; kein Wunder daher, dass sich neben den drei grossen königlichen Schlössern Amboise, Blois und Chambord eine Reihe von Landsitzen des hohen Adels erhoben, die an künstlerischem Glanz der Ausführung miteinander wetteiferten. Chenonceau, Bury, Le Verger, die wir schon kennen,

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gehören in diese Zahl. Andere stehen ihnen würdig zur Seite. Wir beginnen mit dem Schloss der alten Grafen von Dunois zu Chateaudun, kürzlich noch Wohnsitz des durch seine hohe Kunstliebe berühmten Herzogs von Luynes. In dem freundlichen Thal des Loir, eines Nebenflusses der Loire, sechs Meilen von Orleans gelegen, erfuhr das Schloss zu Anfang des XVI Jahrhunderts (1502-32) eine glänzende Erneuerung, ohne indess vollendet zu werden. 1 Das Aeussere dieser Theile gehört noch fast ausschliesslich dem gothischen Style, namentlich die prachtvolle Maasswerkgarnitur, welche in luftiger Durchbrechung das Hauptgesimse begleitet. Doch zeigen die Consolen des letztern, die Pilaster und Giebelkrönungen der Fenster den Einfluss der

1 Victor Petit, châteaux de la vallée de la Loire.

Renaissance.

Was aber dem Schloss seinen classischen Werth unter so vielen gleichzeitigen Monumenten verleiht, ist das

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Stiegenhaus, welches an Grossartigkeit und Reichthum seines Gleichen sucht. 1 Nicht wie die Haupttreppe von Blois aus der

1 Abbildungen in Chapuy, Moyen âge monumental III, pl. 208. 298. 321. 369. 376. 382. 387.

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