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Fürsten ein. Giangaleazzo Visconti (st. 1402) mit seinem specifischen Sinn für das Colossale, gründet das »wunderbarste aller Klöster«<, die Certosa bei Pavia und die »grösste und prächtigste Kirche der Christenheit«, den Dom von Mailand, »der gegen das ganze Alterthum in die Schranken treten kann«, 1 und baute weiter an dem schon von seinem Oheim Bernabo begonnenen Castell von Pavia, der herrlichsten Residenz der damaligen Welt. Filippo Maria Visconti (st. 1447) baute Lustschlösser und richtete das Castell von Mailand zu einer prachtvollen Wohnung ein.

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Von den Sforzas ist Lodovico Moro, (gestürzt 1500), berathen von Bramante und Lionardo, der wichtigste. Grosse Correctionen von Mailand und Pavia, Neubau von Vigevano mit Gärten, Aquäducten und zierlicher Piazza. Der Moro ernannte 1490 die Meister für Errichtung einer Domkuppel, »welche schön, würdig und ewig sein soll, wenn sich auf dieser Welt etwas Ewiges hervorbringen lässt.«

Auch die Gonzagen von Mantua geben ihren Baugeist deutlich kund, ausserdem etwa noch ein geldreicher Condottiere. Besonders wichtig ist erst die Regierung des Herzogs Federigo; Umbau von ganzen Quartieren 1526 bis 1546, Bau des Pal. del Te u. s. w. Bei Gaye findet man die merkwürdigen. Aktenstücke über den Bau eines neuen Domes zu Mantua (1545), welcher von der Herrscherfamilie wesentlich als weltliche Ehrensache betrieben und den Unterthanen auf höchst glimpfliche Weise zu einer nur mässigen Beihülfe empfohlen wird.

Der Feldherr Colleoni (st. 1475), im Bewusstsein, dass ihn die Republik Venedig erben werde, baute drei Kirchen nebst seiner prachtvollen Grabcapelle in Bergamo und das schöne Landschloss Malpaga. "

§. 6.

Romagna, Mark und Umbrien.

Südlich vom Po, in der Romagna und Mark Ancona und weiter in Umbrien entwickelte sich in der relativ langen Friedenszeit von 1465 bis nach 1480 der fürstliche und zugleich der städtische Bausinn vorzüglich stark, offenbar durch Wetteifer.

Um diese Zeit mögen in Oberitalien die Riegelwände verschwunden sein, von welchen Lomazzo als von einer dort früher allgemeinen Bauweise spricht.

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1 Urkunde von 1490, bei Milanesi II, p. 438. Cagnola, im Archiv. stor. III, p. 188; über Vigevano auch Decembrio, Col. 998. Vasari X, p. 109, ss. v. di Giulio Romano. Paul Jovii elogia, sub. Bartol. Colleonio. Renaissance, S. 22, Anmerk. Trattato dell' arte, ed. Milan. 1585. p. 649.

p. 431 s. p. 326, ss.

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3 Milanesi II, Carteggio II, Vergl. Cultur der

In Faenza baute nach Kräften Fürst Carlo Manfreddi, in Ravenna die venezianische Regierung, in Forli Fürst Pino Ordelaffo, der auch den bauenden Privatleuten mit Hülfe, Rath und Gunst beistand und sein neues Palatium 1472 durch einen feierlichen Ritterschlag einweihte. `1

In Bologna bauten damals, besonders seit 1460, um die Wette die Geistlichen, der päpstliche Legat, das halbfürstliche Haus der Bentivogli, die Stadtbehörde, die Zünfte, die Privatleute und namentlich die reichen Professoren Privatpaläste »>eines Fürsten würdig«; der Palast der Bentivogli »königlich«; die grossen und theuren Strassencorrectionen (s. unten.)

In Pesaro that Fürst Costanzo Sforza (Vetter des Moro) das Mögliche für Correction und Ausbau der Stadt und schuf die zierliche Veste daselbst »per sua fantasia.<<

Der Ruhmsinn, verbunden mit einer entsetzlichen Gemüthsart in Sigismondo Malatesta, Fürsten von Rimini (st. 1467), dem Zerstörer dessen, was andere gebaut, um das Material neu zu vernutzen und kein Andenken als das eigene am Leben zu lassen. Für sein S. Francesco (seit 1447), das er eigentlich sich selbst und der schönen Isotta zu Ehren baute, wurde der Hafen und viele andere Gebäude, Grabmäler, ein Stiftshaus und ein Glockenthurm zu Rimini zerstört und zu Ravenna der Marmor aus drei alten Kirchen, S. Severo, S. Apollinare in Classe und Galla Placidia geraubt. 3

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Auch die Kleinsten strengten sich an. Simonetto Baglione, der das Städtchen Diruta verwaltete, liess wenigstens die Piazza pflastern und wollte auf kühnem Bogen von Fels zu Fels Wasser herleiten, lauter Dinge »zu ewigem Andenken«, als ihn (1500) sein Schicksal ereilte. 4

Bei den Herzogen vom Haus Este zu Ferrara, Borso (st. 1471) und Ercole I. (st. 1505) sind die eigenen Bauten zahlreich, mässig und zweckmässig, das letzte Ziel weniger monumental als politisch: eine reiche, feste, stark bevölkerte grosse Stadt zu schaffen. Sie bauten gerade so viel selbst und regierten dabei so, dass Andere, auch eingewanderte Fremde, veranlasst (und wohl auch genöthigt) wurden, ebenfalls und zwar nach der vorgeschriebenen Richtung zu bauen. 5. Einmal schaut bei Borso eine babylonische Denkart hervor, als er frohndweise in seiner Po-Ebene den grossen künstlichen Montesanto aufschütten liess. Ueber die Correctionen und Quartieranlagen s. unten. Um den herzoglichen Palast Schifanoja herum entstand ein Palastquartier u. a. durch ein

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1 Ann. Foroliviens. bei Murat. XXII, Col. 227, 230. 2 Annalen des Mönches Bursellis, bei Murat. XXII. 3 Vasari IV, p. 56, Nota, v. di Alberti. Vgl. Cultur der Renaissance, S. 223. - Matarazzo, cronaca, archiv. stor. XVI, II, p. 107. Vgl. Cultur der Renaissance, S. 29 ff. 5 Diario Ferrarese, bei Murat. XXIV, und Annales Estenses, bei Murat. XX, passim.

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gewanderte florentinische Verbannte. Für bestimmte Zwecke wurde bisweilen a furia über Hals und Kopf gebaut und die Expropriation sehr theuer bezahlt.

Der grosse Federigo von Montefeltro, Herzog von Urbino (st. 1482), Kenner der Architektur, baute ausser vielen Festungen seinen berühmten Palast, welcher als einer der vollkommensten seiner Zeit galt. 1

§. 7.

Monumentaler Sinn Papst Nikolaus V.

In dem zerrütteten Rom erhoben sich die ersten Päpste nach dem Schisma kaum über Reparaturen. In Nikolaus V. (1447-1455) aber war Bauen und Büchersammeln zu Einer übermächtigen Leidenschaft gediehen, zu deren Gunsten der Papst selber erhabene sowohl als praktische Gesichtspunkte geltend machte. Ausser vielen Bauten in Landstädten sind die fünf grossen, nur geringstentheils ausgeführten Projecte für Rom zu erwähnen: Herstellung der Stadtmauern und der vierzig Stationskirchen, Umbau des Borgo zur Wohnung für die gesammte Curie, Neubau des Vatikans und der Peterskirche..

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Die Motive waren nach dem Biographen: Ehre und Glanz des apostolischen Stuhles, Förderung der Devotion der Christenheit und Sorge für den eigenen Ruhm durch unvergängliche Bauten. Laut der eigenen Rede des Papstes an die um sein Sterbebett versammelten Cardinäle: das monumentale Bedürfniss der Kirche, nicht in Betreff der Gelehrten, welche Entwickelung und Nothwendigkeit der Kirche auch ohne Bauten verständen, wohl aber gegenüber den »turbae populorum«, welche nur durch Grösse dessen, was sie sehen, in ihrem schwachen und bedrohten Glauben bestärkt werden könnten. Dazu dienten besonders ewige Denkmäler, die von Gott selbst erbaut schienen. Die Festungen im ganzen Staat habe er errichtet gegen Feinde von Aussen und gefährliche Neuerer im Innern. 3 »Hätten wir Alles, Kirchen und »andere Bauten, vollenden können, wahrlich Unsere Nachfolger »würden mit grösserer Verehrung aller Christenvölker angebetet » werden und sicherer vor innern und äussern Feinden in Rom >>wohnen. Also nicht aus Ehrgeiz, aus Prachtliebe, aus leerer >>Ruhmsucht und Begier, Unsern Namen zu verewigen, haben »Wir dieses grosse Ganze von Gebäuden angefangen, sondern zur >>Erhöhung des Ansehens. des apostolischen Stuhles bei der ganzen >> Christenheit und damit künftig die Päpste nicht mehr vertrieben,

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Vespasiano fiorentino, p. 121, s. p. 146. Vgl. Cultur der Renaissance, S. 44. 221. An dem Palast könnte er leicht selber das Meiste gethan haben. Vitae Paparum, bei Murat. III, II, Col. 925, ss. bes. 949. Platina, in vita Nicol. V. Vgl. Cultur der Renaissance, S. 105, 180, 188.

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»gefangen genommen, belagert und sonst bedrängt werden möchten.<< Die letzte (vergebliche) Bitte an die Cardinäle, man möge fortfahren und vollenden, »prosequi, perficere, absolvere!«<

§. 8.

Die übrigen Päpste bis auf Julius II.

Von den nächstfolgenden Päpsten, Calixt III., (bis 1458), Pius II. (bis 1464), Paul II. (bis 1471), Sixtus IV. (bis 1484), Innocenz VIII. (bis 1492), und Alexander VI. (bis 1503) verräth keiner mehr diesen hohen Eifer für das Allgemeine. Wohl aber offenbart sich der Prachtsinn weltlicher Fürsten und die Rücksicht auf Rom als Residenz. Seit Pius II. beginnen die reicheren Cardinäle um die Wette Paläste zu bauen und Sixtus IV. fordert sie sogar dazu auf; auch ihre Titularkirchen zu schmücken wird für sie Ehrensache.

Pius II. hatte Bausinn und edeln Geschmack, aber nicht so sehr für Rom als für seinen Geburtsort Corsignano, den er zur Stadt, zum Bischofssitz, Amtsort und Festort erhob und nach seinem Namen Pientia nannte, wie Alexander, die Diadochen und die Imperatoren so manche Städte nach ihren Namen benannt hatten.

Sixtus IV., mit vorherrschend profanem Bausinn, errichtete die längst schwer entbehrte mittlere Tiberbrücke, den Ponte Sisto mit der naiven Inschrift und gewann die Aqua virgo (Aqua di Trevi) wieder für Rom. Doch stellte er, zumal bei Anlass des Jubiläums 1475, auch mehrere Kirchen her. 1

Die Cardinäle und Prälaten bauten wohl auch, weil sie wussten, die Curie würde ihre bewegliche Habe gewaltsam erben. Mit ihren Prachtgräbern (s. unten) verhält es sich wohl ebenso.

Der gewaltige Julius II. (1503-1513), schon als Cardinal -baulustig bis zur höchsten Anstrengung seiner Kräfte, unternahm den Neubau von S. Peter und dem Vatican in einem freien und grossen Sinne, wie ihn kaum je ein Bauherr gehabt hat. Hohen Muthes, in Kampf und Krieg gegen die Feinde der Kirche unerschütterlich und hartnäckig, pflegte Julius von allen Dingen, die ihn einmal ergriffen, dergestalt entflammt zu werden, dass er das kaum Erdachte auch gleich durchgeführt zu sehen erwartete. Unter andern grossen Gaben besass er nun auch eine wunderbare Begeisterung des Bauens, mochte sie auch die Schuld sein an mehr

1 Ueber die Bauten der Päpste und Cardinäle: Pii II, Comment L. VIII, p. 366, vgl. L. VI, pag. 308. Vitae Papar. bei Murat. III, II, Col. 1018, 1031, 1034, ss., 1046, 1064, s, 1098. Ferner Platinae continuator (Onuphr. Panvinius), passim. Albertini, de mirabilibus Romae, im III. Buch. Onuphrius Panvinius, da vaticana basilica, bei Mai, Spicileg. romanum, Tom. IX, p. 365, ss. Vgl. Ranke, Päpste. I, S. 69.

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als einem Unterbau, der nicht weiter geführt wurde. (Anspielung auf das angefangene Gerichtsgebäude an der Via Giulia.) Ueberdiess hatte er Männer um sich wie Bramante, Rafael, Baldassar Peruzzi, Antonio Sangallo, Michelangelo und andere. Bramante, damals als der grösste von allen geltend, hatte endlich an ihm einen Papst gefunden, wie er ihn wünschte; beredt wie er war, gewann er ihn für einen Neubau von S. Peter, welcher der Grösse des päpstlichen Namens und der Majestät des Apostels würdig wäre; er liess den Papst bald Ansichten, bald andere Zeichnungen für die künftige Kirche sehen, kam immer von Neuem darauf zurück und schwur dem Papst, dass dieser Bau ihm einen einzigen Ruhm sichern werde. Julius II. in seinem hohen und weiten Sinn, wo für kleine Dinge keine Stelle war, stets auf das Kolossale gerichtet, >> magnarum semper molium avidus«< liess sich von dem Meister gewinnen und beschloss die Zerstörung der alten und den Aufbau einer gewaltigen neuen Peterskirche. Dabei hatte er gegen sich die Leute fast aller Stände, zumal die Cardinäle, welche auch gerne eine neue und prachtvolle Kirche gehabt hätten, aber den Untergang der alten, für den ganzen Erdkreis ehrwürdigen Basilika mit ihrer Menge von Heiligengräbern und grossen Erinnerungen bejammerten. Der Papst aber blieb beharrlich, warf die Hälfte der alten Kirche nieder und legte die Fundamente der neuen (15. April 1507). Mit diesem Bau, so schwankend dessen Schicksale einstweilen waren, stellte sich das Papstthum auf lange Zeit an die Spitze alles Monumentalen im ganzen Abendlande. Zur Zeit der Gegenreformation hatte diess nicht bloss formale, sondern auch weltgeschichtliche Folgen. (Wogegen kaum in Betracht kommt, dass unter Leo X. der Bau Einiges zum Ausbruch der Reformation mit beigetragen hatte.) Alt S. Peter war schon um 1450 fast 6 Fuss aus dem Loth gewichen und hielt schon nur noch durch die Verankerungen des Daches zusammen. 1 Das nächste Erdbeben hätte die Kirche umgeworfen.

§. 9.

Gesinnung des Privatbaues.

Auch bei Privatleuten zeigt sich in Italien früh eine begeisterte Baugesinnung. Schöne und grosse Bauwerke sind eine natürliche Aeusserung des veredelten italienischen Lebens, bei einigen Bauherrn wohl auch eine Vorstufe zu fürstlicher Macht. Venedig ist wiederum schweigsam, Florenz beinahe gesprächig.

Der Venetianer, welcher Ambition an den Tag legte, war ein solcher, der kein gutes Ende nahm (1457), der Doge Francesco

1 Alberti, arte edificatoria L. I, (opere volgari, vol. IV, p. 242).`

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