Zeitschriftenschau. Seite Von Carl Grabau: I. Das englische Drama vor Shakespeare (Mysterienspiele. «Everyman». John Heywood. «Ralph Roister Doister». George Peele. Kyd und Marlowe.) II. Nichtdramatische Literatur zur Zeit Elisabeths (Edm. Spenser. 142 144 146 152 III. Die Dramen Shakespeares («Edelleute von Verona». «Richard 154 160 161 IX. Nachwirken Shakespeares (Sh.-Anspielungen im 17. Jahrh. Bücherschau. Schick, Corpus Hamleticum I. (W. Keller). Shakespeare (polnisch) ed. Dyboski (W. Creizenach) 1. Ausgaben: Tudor Shakespeare. Arden Shakespeare. Merchant of Venice ed. 2. Quellen: Boecker, Probable Italian Source of Shakespeare's Julius Caesar 4. Biographie: J. Meissner, Jung-Shakespeare. Luce, Shakespeare the Man and 5. Sprache und Metrik. Luick, Historische Grammatik. Jespersen, Syntax. 163 166 171 172 173 175 179 186 187 210 Tudor and Stuart Glossary. Kerrl, Metrische Unterschiede von Shakespeares 6. Zeitkultur: Gothein, Geschichte der Gartenkunst. Aydelotte, Elizabethan Rogues Shakespeares Vorläufer, Zeitgenossen und Nachfolger (M. Förster): 1. Drama: Representative English Comedies ed. Gayley. Sullivan, Court Mas- 2. Lyrik: Schelling, The English Lyric. Allot's Englands Parnassus ed. Craw- Shakespeare-Bibliographie. Von Hans Daffis: I. Gesamtausgaben Seite 220 222 227 245 250 Grundriß für die Drehbühne zu Ernst Sterns Dekorationen des Kaufmann von Venedig Festrede und Jahresbericht. Vorgetragen vom Präsidenten. Heute vor einem halben Jahrhundert hat sich zum ersten Mal die Deutsche Shakespeare-Gesellschaft versammelt, hier in Weimar in den Räumen der Erholung. Klein war der Kreis der Mitglieder — etwa dreißig hatten sich eingestellt; unsicher waren die Wege, die sie zu gehen hatten, und sehr bescheiden die Mittel, mit denen sie rechnen konnten. Aber inmitten der Versammlung war der ideale Geist des älteren Deutschland, das sich arm fühlte in der Welt der Wirklichkeit und nur reich in der Sphäre der Gedanken, und das sich über die politische Zerrissenheit trösten wollte durch literarischen Schönheitskult. Vieles vom Besten, was wir heutzutage auf ideellem Gebiete betreiben und besitzen, stammt von der Not jener trüben Zeiten. Das Häuflein der Shakespeare- Gemeinde von 1864, ermutigt durch das Protektorat der unvergeßlichen Großherzogin Sophie, war so durchglüht von Liebe zu Shakespeare, so entschlossen, ihn unserem Volke und unserem Theater noch systematischer, als es bereits geschehen war, nahe zu bringen, daß es sich durch allerlei Warner kleinmütiger und hochgescheiter Art nicht irre machen ließ. Carlyle hat einmal gesagt, jedes große Werk sei zu Anfang unmöglich erschienen: mit Carlyle'scher Herzhaftigkeit und Hartnäckigkeit wurde unser Bund begründet als die erste literarische Arbeitsgesellschaft in deutschen Landen. Die Mitgliederzahl ist inzwischen auf mehr als das zwanzigfache gestiegen, und fünfzig Bände Jahrbücher haben den Namen der Deutschen Gesellschaft auch im Auslande bekannt gemacht. Sehr verschieden waren die Zwecke, aus denen sich in der Vergangenheit geistige Gesellschaften gebildet haben. Die Akademie des Plato pflegte nur die Philosophie, die ehrwürdige Royal Society in London nur die Naturwissenschaften, die Académie Française. nur fachliches Wissen und Können, während unsere bescheidenere Gesellschaft von vornherein die Liebhaber so mit einschloß, daß sich zur Verbindung von Forschung und Theater zugleich ein volkstümliches Element unzertrennlich gesellte. Auch die englische Shakespeare-Gesellschaft von 1841, die auf die Anfänge der unseren vermutlich einigen Einfluß übte, war reservierter und beschränkte sich darauf, einem Kreise von Altertumsfreunden wichtige Denkmäler der Shakespeare-Periode durch Ausgaben zugänglich zu machen. Unsere Gründer aber wollten Shakespeare an die volle Breite der Nation heran bringen, wollten ihn als unmittelbaren Spender von Freude und Gemütserhebung popularisieren und sowohl die Erforschung als die Darstellung seiner Werke nützen, um möglichst viele Deutsche innerlich durch ihn zu adeln. Es war nicht eine rein gelehrte Gesellschaft geplant; noch stand, wie bei den Pegnitzschäfern und anderen Literaturgesellschaften des 17. Jahrhunderts, produktive Dichtung auf dem Programm; Volkserfreuung und Volksbildung waren vielmehr die Ziele, denen unsere Gesellschaft unter der Fahne Shakespeares mit Hilfe bester Shakespeare-Philologie und bester Shakespeare-Aufführung zustrebte. Das rechte Wort dafür fand Wilhelm von Oechelhäuser: er hat es in den Ideen zur Gründung einer deutschen Shakespeare-Gesellschaft vom 12. Januar 1863 als ein wahres Bedürfnis bezeichnet, daß wir diesen großen Apostel der Humanität und echten Lebensweisheit immer mehr erkennen und solche Erkenntnis immer mehr verbreiten, damit nicht bloß unsere dramatische Literatur, sondern das ganze sittliche und intellektuelle Leben der Nation» gesund sich fortentwickle. Ein solches Programm setzte eine höhere Ansicht vom Walten und Wirken der Dichtkunst voraus, als man sie gewöhnlich findet. Die schöne Literatur ist nicht bloß ein Zeitvertreib wohlhabender Menschen für müßige Stunden; lebendiger als in den Akten der Archive kündigt sich in ihr die Stimme der Völker von Erlebnis zu Erlebnis; beweglicher als in Staatsreden und Predigten ist durch sie die Stimmung zu wecken, die ein Volk in kritischen Momenten braucht. Wer hat die Jugend Italiens in der Garibaldi-Zeit zur nationalen Einigung erzogen wenn nicht die Dichter Italiens? Wodurch war unser Volksheer von 1813 zu seinen Siegen entflammt, nach all den Niederlagen des Kasernenheers von 1806, wenn nicht durch die Verse eines Schiller und Arndt und Körner? Je breitere Schichten seitdem durch die verbesserte Schule und die verbilligten Drucke an die schöne Literatur herangeführt wurden, desto gewaltiger ist die Hebelkraft geworden, mit der die Feder und noch unmittel |