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HARVARD COLLEGE LIBRARY

1875, Sept. 13. Subscription Fund. (B.d. I-III.):

Das Recht der Uebersetzung ist vorbehalten.

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47-106 411-3

An Gustav Freytag.

Sieben Jahre grade sind verflossen, seit ich Ihnen, mein lieber Freund, die Anfänge dieser Sammlung zum ersten male übersendete. Seitdem sind durch eine wundervolle Fügung die kühnsten Träume, die wir einst in jenem Leipziger Freundeskreise zu fassen wagten, über alles Hoffen hinaus verwirklicht worden; und schon regt sich uns die Sorge, wie die überschwellende Kraft dieses erwachten Volkes in Schranken zu halten, wie sie zu bewahren sei vor den weltumspannenden Plänen des alten heiligen Reichs. Es bleibt ein vermessenes Unternehmen, in einer so rasch wachsenden Zeit politische Schriften, die den breiten Stempel des Tages an der Stirn tragen, aufs Neue herauszugeben. Ich darf es wagen, denn der Kern meiner Ueberzeugung ist unerschüttert geblieben, wenngleich ich manchem Irrthum entwachsen bin.

Ich habe in dieser Gesammtausgabe zusammengestellt was zusammengehört. Der erste Band bietet eine Reihe von Charakterbildern, welche sämmtlich, bis auf die beiden ersten, im Zusammenhange stehen; sie sollen einen Beitrag geben zur

Geschichte der ungeheuren Wandlungen, die unser Volksleben seit den napoleonischen Tagen durchmessen hat. Der zweite Band betrachtet die Einheitsbestrebungen zertheilter Völker ; die Grundgedanken, die der Aufsatz Bundesstaat und Einheitsstaat aufstellt, sind in den Abhandlungen über das deutsche Ordensland, über die Republik der Niederlande und die italienische Revolution weiter ausgeführt. Im dritten Bande wird die Frage behandelt, wie die politische Freiheit zu versöhnen sei mit der Nothwendigkeit der Monarchie. Ich versuchte zu zeigen, warum Frankreich an dieser Aufgabe gescheitert ist, und zog daraus einige Folgerungen für den deutschen Staat, der uns gedeihen soll als ein Reich des Rechtes, der Gedanken und der Waffen.

Sie sind gewohnt, in jeden Stoff, den Ihre Feder berührt, ein Stück Ihres Herzens zu legen. Vor Ihnen am wenigsten brauche ich zu rechtfertigen, daß ich an dem Tone der älteren Aufsätze wenig geändert habe; ich begnügte mich einzelne Berichtigungen und Ergänzungen einzuflechten. Nur bei drei Auffäßen war ein anderes Verfahren geboten. Die Abhandlung

Bundesstaat und Einheitsstaat erscheint gänzlich unverändert wieder. Ich schrieb sie einst nieder in der dunklen Ahnung, daß eine große Stunde für das Vaterland herannahe, daß Preußens gutes Schwert den unentwirrbaren Knoten der alten Bundespolitik zerhauen werde. Die Spuren dieser erregten Stimmung lassen sich nicht mehr verwischen; was an der Arbeit heute veraltet oder verkehrt erscheint, wird ein nachsichtiger Leser aus den Abhandlungen des dritten Bandes leicht berichtigen. Dagegen habe ich den Auffah über das constitutionelle Königthum in Deutschland bis zur Gegenwart fortgeführt, die neuen Fragen, welche an unser wiederhergestelltes Reich herantreten, kurz besprochen. Auch die Abhandlung über das zweite Kaiserreich bedurfte einer gründlichen Umgestaltung, nachdem die Geschichte ihr Urtheil über dies Staatswesen gesprochen hat.

Als ich die Schrift über den Bonapartismus zuerst herausgab, wurde mir oftmals einseitiger Nationalstolz vorgeworfen. Heute habe ich die traurige Genugthuung, daß meine härtesten Urtheile über den politischen Charakter der Franzosen von jedem

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