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wer ein Shakspearefches Drama, ohne Einübung vortragen?) durch gute Betonung vorbauen. Ich, kein gewandter Leser, las den Sturm in gro Ber Gesellschaft vor, und Niemand klagte über Dunkelheit. Soll ich Ihnen nun aufrichtig fagen, wie ichs meine? Sic tadeln nur selten Dunkelheit und an manchen Stellen mit Grund; Sie möchten aber nicht die Vossische Gediegenheit und Gedrängtheit mit Schlegels dünner Klars heit vertauschen, (Schlegels Dunkelheiten hier ganz beiseite gesegt). Ich glaube Sie vollkommen zu verstehen, und wünsche nur, Sie hätten hinzubemerkt, daß Dunkelheit im Einzelnen, dem Eindrucke des Ganzen nicht schade. Aber versteht jeder Sie? Eben dadurch, daß Sie diese Bemerkung ausließen, und dann durch das hin und wieder Schwankende des Ausdrucks, das in den einschrånkenden und zurücknehmenden Partis keln, jedoch, indeffen, freilich, zwar u. f. w. liegt, und an Timons recanting goodness, sorry ere' tis given wenigstens von fern erinnert, hierdurch machten Sie es möglich, daß man Sie mißvers stehen oder Behauptungen, an die Sie nicht gedacht, als die Ihrigen aufstellen und billigen konnte.

Daß unter den Wigreden Shakspeare's auch Zweideutigkeiten nach unserer Sitte, fogar arge, selbst im Munde gewisser Frauenzimmer vorkommen, kann nicht geleugnet werden. Dies war nicht Muthwille vom Dichter, er schilderte den geselligen Ton seiner Zeit; und daß nicht blos das gemeine Volk, sondern auch Gebildete an folcher Würze Geschmac fanden, wissen sie als Kenner jener Zeit. Wie sehr Shakspeare diesen Ton höher und dadurch ebler stimmte, als das gemeine Leben ihn zeigte, ergiebt sich erstlich daraus, daß er immer den Schmug dem Wig unterordnet, (denn Wig und Genialität verkennen wir beide nicht in solchen Reden). Zweitens aus einer Vergleichung mit den übrigen Dramatikern jener Zeit. Ich erinnere Sie bloß an die unanständigsten Reden der liebekranken Mädchen in Beaumonts und Fletchers Sea-Voyage, wovor selbst der Patron zurückschaudert. Ging je Shaks speare so weit? Bewahrt er nicht dagegen in fleckenloser Reinheit die Würde einer Miranda, einer Julia, einer Isabella, einer Desdemona, Portia, Valeria u. a.? denn die Lieder der Öfelia haben einen andern Grund. Uebersehen wir ja nicht, daß Shakspeare's Zeit mehr dem Zeits alter des Augustus und des Perikles glich, als dem unsrigen, durch das Feigenblatt verwöhnten, das der Sündenfall uns bot. Wir, den Schleier und die Frucht des Genusses liebend, deuten ins Arge auch den harmlosesten Scherz; Shakspeare will aber nach seinem Maaßstabe gemessen sein, und hier erscheint er mir keusch wie Ariftofanes, dessen Lysistrata fogar mehr edle Moral enthält, als manches deutsche Prachtgedicht in koischem Gewande. Gerne geb' ich zu, daß dergleichen Zweideutigkeiten, eben weil sie uns mehr sind, als des Dichters Zeitgenosssen, nicht auf unsre Bühne dürfen. Auch würde ich mir nie die Mühe geben, Fletz chers ungesäuberte Unsauberkeiten, die er ohne Wahl, ohne Veredlung, aus dem niedrigsten Pöbeljur auflas, zu übertragen; so wie Fletcher überhaupt nicht der Dichter ist, der Uebersegungen verdient, sondern viels mehr Ueberarbeitungen und Verbesserungen. Ein Shakspeare aber will, wie ein Aristofanes und Horaz, in seiner vollen Eigenthümlichkeit ers kannt sein. Nathan Drake hålt jedes Haus, jede Hütte, die Shakspeare bewohnt, betreten, oder nur genannt hat, der liebevollsten Betrachtung werth. Sie selbst loben, daß Voß das alte Neunmannsspiel statt der Kegelbahn wieder zurückgeführt und tadeln somit die neumodischen Sur rogate, wo man dem Dichter sogar die Maultrommel zwischen die Zähne steckt. Wit einem Worte, Shakspeare's ganzes Zeitalter soll gezeigt

und erklärt werden, und wie Shakspeare, der es beherrschte, auch_wie. derum im Einzelnen auch Fehlerhaften beherrscht ward von ihm. Dieß, als Aufgabe des Uebersegers, fordern auch Sie im Ganzen, selbst in Rücksicht auf die Zweideutigkeiten (S. 110), wiewohl Sie bald darauf einen Mittelweg wünschen zwischen Schlegel's zierlicher Verschleierung und Voßens 2c. allzugetreuer Unzartheit, um die Damen beim Vorlesen nicht zu beleidigen. Ich meine, ein Vorleser wird sich schon zu helfen wissen mir wenigstens ward es nicht schwer und der Bühnenbears beiter auch; wobei ich denn wünsche, daß alle künftigen Bearbeitungen nach unserer Uebersegung hauptsächlich nur in Auslassung des Ueberflüß: figen bestehen mögen.

Sie vermissen in der Vorrede manches, das ich der Kürze wegen, innere Kunst des Dichters nennen will. Anfangs wollte ich (nach 6. XXXVIII) noch über zweierlei umständlich reden, über des Dichs ters strenge, durch ein Paar frciere Wortspiele wahrlich nicht gefährdete Sittlichkeit, und über seine oft angefochtene Meisterschaft in Unordnung des Stoffes, tief erschöpfende Characteristik, und was dahin gehört. Da ich aber fand, daß die Rechtfertigung von Shakspeare's äußerer Kunst, dem ueberseßer das Zunächstliegende, so sehr viel nothwendigen Raum einnahm, ließ ichs, was die innere Kunst belangt, bei den wenis gen Andeutungen bewenden, anderes für gelegentliche Bemerkungen spa: rend. Unter diesen Andeutungen ist die von Ihnen ausgehobene: Shak: speare bringe uns zu dem Glauben:

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,,Die Welt mit so viel Gråuel und Jammer sey dennoch die beste Welt.“ Sie geben nicht zu, und erinnern deshalb an,,Lear, Hamlet, Othello u. s. w.", d. h. ja wohl an Macbeth, Romeo und Julia, Limon von Athen, und Heinrich VI. Th. 2 und 3 mit dem dazu gehörigen Richard III. Grade aus allen diefen Stücken schöpfte mein Gefühl jenen Trost, fchon in früher Zeit, wo es mir nicht einfiel, ein Gefühl in klare Be: griffe aufzulösen. Und was bringt uns immer von Neuem zu diesen Stücken, die ich fünf: bis sechsmal hinter einander zu lesen pflegte, wäre es nicht des Dichters fittliche Größe, die uns bis zur Liebe und Berehrung fesselt? Wohlgefallen an schauerlichen Bildern etwa? Dann wåre Titus Andronicus, unstreitig das schauerlichste_Stück, auch das an: ziehendste; und grade dies Stück gewiß auch nur stellenweis von ShalTpeare ist mir das ungenießbarste. Hier spielen die Götter mit Menschen, wie Knaben mit Fliegen," und keine Vorsehung waltet, die den innerlichen Streit in Harmonie und Liebe löst. Daß Shakspeare schauerliche Gemålde aufftellt, tadeln auch Sie nicht. Es sind Verirs rungen, Krankheiten der moralischen Natur, mit glühendem Pinsel sicher gezeichnet, und als furchtbar mahnende Warnungstafeln reden sie uns Flammenworte ins Herz. Und im Lear, auf den Sie vorzüglich sich be: rufen, ist hier nicht die beste Welt schon in der Kordelia vers sinnlicht?

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Who redeems nature from the general curse,
Which twain have brought her to?

Daß in Shakspeare's Dramen der moralische Unfug bestraft werde, ober wie man jegt lieber hört, die Nemesis walte, råumen Sie ein, nur nicht überall; denn, sagen Sie, es scheint doch zu wünschen, Shal, " speare håtte zuweilen, ohne grade wie in einer dsopischen Fabel dir

,,Moral hinzuschreiben, die in seinen Dramen liegt, doch kräftiger ,,darauf hingedeutet, als durch eine noch so wirksame aber mehr par,,tielle Schlußsentenz." und späterhin heißt es: „eine herrliche, unaus: fprechliche, fräftige, didaktische Aeußerung des Dichters trage uns noch ,,(manchmal) über die schreckenvolle Handlung empor.“ Daher deus ten Sie auf den griechischen Chor, als Sprecher des sittlichen Urs theils und als beständigen Erinnerer an eine göttliche Weltherrschaft, wie ihn auch Schiller wieder einführen wollte, in wiefern er solche Mångel glücklich verhindern soll. Unstreitig meinen Sie (worauf Horaz sich beschränkt) den Chor des griechischen Schauspiels, der sittliche und relis giöse Betrachtungen über die Handlung ausspricht, und ungefähr so redet, wie ein edler Zuschauer denkt. Andere Chorgesånge sind, wie Ste wissen, blos mythisches und erzählendes Inhaltes, aber auch so ganz unähnlich dem englischen Chorus, der mehr dem Boten (namentlich in den Persern des Aeschylus) gleicht. Gegen Ihre Behauptung nun bes haupte ich, unser Dichter sei Lehrer der Sittlichkeit (der geistigen Schönheit,) überall, auch wenn er keine Schlußmoral anbringt, die mir zufällig und unwesentlich dünkt und seine moralische Kunst (erlauben Sie mir den Ausdruck) sei kråftig genug, um der Vortheile entbehren zu können, die ein Sofokles aus dem Chore zog und die auch ein Sofokles entbehren konnte, wenn er sie entbehren wollte, oder nach bem herkömmlichen entbehren durfte. Ich sehe hier ganz ab, von des Chors lyrischen Schönheiten, ich betrachte ihn blos als Sprecher der Sittlichkeit. Nun weiß ich auch keinen einzigen Fall im Shakspeare, der nicht durchaus sittlich in der Darstellung sich bewährte. Laffen wir die opernhaften Stücke aus dem Spiele, in deren Personen oft nicht einmal ein entschiedener Charakter ausgeprägt ist, in denen Uebertreis bungen aller Art Statt finden. Gern geb' ich Ihnen den schlechten Spaß preis, den Klaudio und der Prinz nach Hero's Tode auskramen, den Sie richtig als Nachahmung des damaligen Hoftons erklären, welchen Shak. speare treu darstellt, aber nicht lobt. Unrecht handeln in der gezähm. ten Keiferin Bianca und Lucentio an ihren Våtern, die im eigentliche ften Sinne geprellt werden, wie fast immer die Våter bei Holberg. Aber das sind Schwänke aus einer utopischen Welt, die das Herz nicht treffen, sondern blos die Phantasic, und die keinesweges zur Nachahmung reizen. Wie ganz anders wirkt es, wenn die neuere Poesie oft ihren Lieblingsgeschöpfen, Romanhelden und Heldinnen, für jeden ihnen zugee laffenen sittlichen unfug so zu sagen die Hand küßt und keine Gelegens heit sie herauszuftreichen vorbeiläßt, wie man von Fielding erzählt, der den Namen Sofia in Tom Jones immer mit Goldfand bestreute, wele ches in diesem Falle wohl begreiflich war. Und fühlen wir nicht dage gen im Othello, daß Desdemona (die unschuldvolle, nicht durchaus unschuldige) die Entziehung des Vatersegens verdient? Ahnen wir nicht gleich anfangs das böse Ende der Heirath? Ist nicht an Dess demona's Tod eine der Hauptschönheiten des Stückes traurig geknüpft, des Vaters Tod aus Gram über diese Ehe? Und doch ist Desdemona ein liebenswerthes Weib, das nur den Einen Fehltritt beging, und das durch ein Opfer der obwaltenden Gerechtigkeit ward. Shakspeare stellt alles dar, ohne zu_beschönigen. Jago und Lady Macbeth_sind nicht, wie der König im Hamlet sagt,,,überzuckerte Teufel", der Dichter läßt uns keinen Augenblick über sie in Ungewißheit; wir sehen in das innere Getriebe ihrer Seele. Sich felbft aber überzuckern sie, was alle Süns der thun; denn der Teufel (wie Sie aus Luther anführen) will auch schon sehen. Jeder im Stücke hålt diese Teufel (bis zur Katastrophe

hin) für liebenswerth. — Im zweiten Theile Heinrichs des Vierten steht die Geschichte des scheuslichen Verraths, den Johann von Lancaster den Empörern spielt. Kein Wort, keine Andeutung von des Dichters. Miß, billigung; und doch steht alles so, daß jeder am Schluß der Scene ein fui! ausruft.

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Håtte Shakspeare einen Chor, hier hätte dieser ein herrliches Straflied gesungen; und gern besåß ich von ihm dieß lyrische Pfui! Aber daß er ohne Pfuigesang, ohne Sentenz, bloß durch die Kraft seiner Darstellung den Hörer zum Ausruf dieses Pfui! zwingt, darin finde ich hier, wie überall, die moralische Größe des Dichters, bei welchem, wie bei Homer und jedem Gottbegeisterten,

Schönheit des Herzens voran

Vor der Schönheit des Gesangs fleugt.

Eine der verführerischsten Personen bei Shakspeare ist Prinz Heine rich V., offenbar des Dichters Liebling, wie schon andre bemerkt haben; aber auch den schont der Dichter nicht, so wenig als Homer feinen ins Gråßliche sich vertobenden Achilles. Shakspeare bringt ihn einmal in eine Lage, wo er sich reuig zeigen muß, und dann auch, feinem Character gemäß, åcht reuig fich zeigt; and zweimal zwingt uns der Dichter auch über ihn ein Pfui auszurufen, wie er rauben hilft, und wie er dem Scherif eine Lüge sagt über Falstafs Abwesenheit.

Aber Charactere, wie Jago und Lady Macbeth, liegen außerhalb der Natur, sagen Sie. Ich wüßte nicht. Sollte nicht ein Mann so viel Bosheit, so viel Weltklugheit und gewandten Scharfsinn in sich vereinigen können, wie dieser Jago? Fast mocht ich es dem Shakspeare glauben.,,Werden aber solche Bösewichter so kalt über sich reflectiren?” fragen Sie. Ich dachte, jà; denn bewußt seyn müssen sie sich ihrer Bosheit, zumal wenn sie, wie Jago und Lady Macbeth, systematisch zu einem Ziele wirken. Im Gespräche mit einander freilich wird das nicht zum Vorschein kommen, aber in Monologen. Monologe darf man gar nicht anders ansehen, als laut gewordene Geheimnisse, und die Worte eines Monologs müssen für Gedanken gelten, die der Hörer aus des Sprechers Seele lieft. Bei Lady Macbeth unterliegt die im Weibe zu stark gewordene Seele in der furchtbaren Nachtwandlerscene; hier tehrt das Weib zurück. Jago, als bloß boshafter Mensch, würde viels leicht unnatürlich, gewiß widrig sein. Aber der Dichter macht ihn zugleich bewundernswürdig, indem er den großen Verstand in der VerstrikFung Othello's nach außen kehrt. Dieß mildert den Abscheu vor ihm, und macht ihn für unser Gefühl menschlicher, wiewohl er ganz Teufel bleibt. Noch manches Angefochtene hoff' ich von Seiten der Kunst einmal zu rechtfertigen, z. B. den musikalischen Act im Kaufmann von Venedig. Wie leicht ist die Annahme, die drei Personen, die so musikalisch reden, feien leidenschaftliche Bewunderer der Musik gewesen. Und zwingt uns nicht Shakspeare zu dieser Annahme? *)

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*) Anmerk. b. Rez.

So herzlich man fich freuen kann, Shakspeart von seinem schon um deswillen dazu berufenen Ueberfeßer so geliebt und vertheidigt zu sehn, so dürfte doch, was zuerst die Wortspiele betrist,

Den Grundsaß, daß man die Vorgånger benugen müsse, werden Sie immer befolgt finden. Mein Vater freut sich jedesmal, wenn er ets nen oder mehrere Verse hintereinander von Schlegel, oder gute Ausdrücke von Eschenburg beibchalten kann, wie z. B. im Sturm S. 81 unten. An den von Ihnen deshalb gerügten Stellen waltete die Ueberzeugung ob, des Dichters Gedanke könne noch beffer ausgedrückt werden. Bur. gers Herenscenen, als freies Erzeugniß, dünken auch mir vortrefflich, für Shakspeare konnte ich wenig daraus beibehalten. Unshakspearisch ist Bürgers trippelt, trappelt, trit und trot. Das Gemisch des Resfels betreffend, nur dieß Eine: Bürger nimmt auch Thiere der Einbildung, Shakspeare blos wirkliche Thiere, und folche, an die der Aberglauhe seste Vorstellungen geknüpft,

immer noch die Frage sein, ob Shakspeare's Vertheidigung auch seinen
Ueberseßern, Bearbeitern und Nachahmern bei andern Nationen zu Gute
kommen könne? Wortspiele, als Zweideutigkeiten, und eben
nicht züchtige Anspielungen, find durchaus nicht für Naivetåten der
Unschuld zu halten, sondern eben Zeichen um so tieferer Verdorbenheit,
je mehr fie fich verstecken will. Wer für unsre deutsche Sprache wenigs
stens Vaterlandsliebe hat, wird nicht wünschen können, daß bie reine
heilige Magd zu einem zweideutigen Mädchen des Palais Royal herabs
sinke. Und wird dieß nicht am Ende der Fall, wenn in Werken, die Uns
spruch auf Klassicitåt machen, mit ihr so fortdauernd gez weideus
telt, hierin der Nachahmung Thür und Thor geöffnet und der ernste Dichs
ter dadurch beschränkt wird. Eschenburg begnügt sich z. B. zuweilen in
Anmerkungen historisch hinzuzufügen, daß hier unüberseßliche und
ganz gemeine Wortspiele weggelassen sind. Dieß scheint ung oft der
deutschen Sprache mehr würdig, als sie alles dergleichen unter der Form
des Kunstwerks nachmachen zu lassen und auf ähnliches zu finnen, wo
gleiches unmöglich ist. Ueber die hier zu ziehende Gränze in Hinsicht dess
sen, wo der Wig den Vorzug habe, oder der Schmug, muß freilich das
Gefühl entscheiden. Shakspeare's poetische Moralität betreffend, so
hat Rez., der felbst viele Züge von des Dichters Gerechtigkeitsllebe hers.
aushob, dawider eigentlich weniger erinnern wollen, als wider die Un-
natürlichkeit und Uebertriebenheit in manchen Monologen des Jago,
der Lady Macbeth u. f. w., wo sie im Voraus so gehåffig unb
keineswegs mit Ueberzuckerung des Teufels ihre künftigen Thaten schil.
dern. Daß übrigens die Menschen im Ganzen kein besseres Urtheil vers
dienen, als Shakspeare's Muse über fie ausspricht, ist leider wahr
und die Weltgeschichte erscheint bei ihm (obgleich in christlichen Seiten)
eben so oft als Weltgericht, wie als Hölle. Aber in Hinsicht auf ein
gewiffes Glaubens- und Ver s ö h n ung sg e fühl möchte man in
Shakspeare zuweilen den christlichen Dichter vermissen, ja wohl selbst,
die, wenigstens ästhetisch hohe, Resignation der Atheniensischen
Bühne.

Was endlich den herrlichen Nachtgesang (in Kaufmann von Venedig) betrift, so thut es einem doch weh, daß einem Judenmädchen, die mit ihres Vaters Ducaten fortgeht, und selbst sagt, fie freue sich ihn los zw sein, und ihrem Entführer solche bohe Ideen in den Mund gelegt

werden.

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