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Wesen Geset die Mäßigung ist, der wanbelt mit immer Heiterem Sinn durch die Welt: ihm lächelt jede der Freuden Doppelt süß, und leicht wird es ihm, das Versagte zu missen. enthalten wohl einen recht weisen Spruch; aber im Munde des Wirthes, der eben die Gläser gefüllt, klingen sie doch fast · wie eine ökonomische Naivetät, als wollt er sagen: Meine® Herren, schonen Sie meinen Weinkeller! Doch dies sind Kleis nigkeiten. Sonst ist dem Dichter die Darstellung des ganzen ländlichen Festes bis in seine kleinsten Einzelheiten treflich ger lungen; und wenn wir doch einem Theile derselben den Preis zuerkennen sollten, so wär' es der dritte Gesang mit seinem gottbegeisterten Schlusse,

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1 Die lehte Abtheilung ist einer andern Erinnerung geweiht, der Reise des Verf. nach dem Lande, wo die Zitronen blühn, und das auch ihn, wie viele Andre, zu poetischen Ergießungen begeisterte! Daher führt diese Abtheilung die Ueberschrift; Der Wandrer in Italien, mit dem Beisaße: Epigram: matisch elegisch, weil sie lauter kleine, oft mit epigramma: tisch zugespisten Gnomen schließende Elegien in Bezug auf itas lische Städte, Landschaften, Kunstwerke und Szenen enthält. Ob die Elegien eines bekannten großen Meisters unseren Dichs ter zu ähnlichen Leistungen erweckt haben, wissen wir nicht, wiewohl er selbst (S. 365) darauf anspielt, danken ihm aber aufrichtig für den erneuerten Genuß. Denn man hört sich nicht fait in Erzählungen von jenem Zauberlande, wo

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Seiteres Leben, erweckender Reiz, sich reget in Allem

Was du gewahrst: in der Flur, wie in der Städte Bezirk.
Ueppige Fluren! unendliche Ebenen, Reben- bepflanzte!
Fern im reinen Uzur sanft von den Bergen bekränzt!
Freundliche Städte! geschmückt mit Tempeln und stolzen Pas
Låsten,

Und mit den Werken erfüllt edler, erhabener Kunst!
Ble dich der Mahler geschmückt, Vicenza, Blumen - gezierte
Wie kein Alter den Schmuck, dir, o Verona, geraubt!
Köstliches Werk unermeßlicher Kraft: dein Amphitheater!
Wie du, Padua, schön strahlst in Palladio's Glanz!
Nimmer vergeß ich's! Ich sah' und dankend erzähl' ich es
einst noch-

Hier in euerm Bezirk Großes und Schönes zuerst,

So singt die Muse unsers Dichters im Eingange, und wir können versichern, daß sie im Fortgange von der Beschauung der Herrlichkeiten Italiens noch mehr gehoben wird, Vorzüg. lich haben uns die auf Rom bezüglichen Elegien angesprochen, indem den Dichter selbst das Anschauen der hohen Roma am stärksten begeistert zu haben scheint.

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Die profaifchen Auffäße, welche den zweiten Band dieser Sammlung füllen, gehören insgesammt in das Gebiet der Popularphilosophie, das Wort im edlern Sinne genom men. Es ist dem Verf. nicht um Erforschung der höchsten und lesten Prinzipien, nicht um Ableitung des Bedingten aus dem Unbedingten, nicht um System und Wissenschaft zu thun, sons dern er will Lebensweisheit lehren, will den Geist seiner Leser zu einer gesunden Ansicht der Dinge, zu einer lebendigen Bez trachtung des Wahren, Guten und Schönen serheben. Und diesen Zweck hat er auch größtentheils erreicht. Wir sagen größtentheils; denn allerdings finden sich auch Aufsäße darunt ter, welche von jenem Ziele mehr oder weniger abführen möche ten. Wir rechnen dahin gleich den ersten: Das Gefeß der Freude. Der Verf. will hier den Sah durchführen, daß die Freude" das lehte und höchste Ziel alles unsers Stres bens“ d. h., in der Sprache der Weltweisen, das höchste Gut (finis bonorum, to telos) sei, und er seht gleichsam einen Trumpf auf diese Behauptung, indem er in Paranthese beis fügt: welches nur ein schiefgerichteter Verstand oder ein abgez stumpfter Sinn nicht anerkennen wird." Allein troß der Ges fahr, für schiefgerichtet oder abgestumpft erklärt zu werden, müssen wir doch jenen Satz leugnen. Theodor von Kyrene, ein sonst scharfsinniger Mann, stellte auch diesen Sah auf und erbaute darauf ein durchaus immoralisches und irreligiöses Sys stem, wie der Verf. aus Diog. Laert. II., 98, 99. des Breis tern ersehen kann. Ja, wird der Verf. sagen, dieser Mann hatte die unechte Freude im Sinne, ich aber meine die echte. Allein da liegt eben der Knoten. Welches ist die echte, wel ches die unechte Freude? Gibt es nun kein höheres Gesch, als das vom Verf. sogenannte Gesch der Freude, so kann man diese Frage gar nicht entscheiden, sondern jede Freude ist dann so gut als die andre, jeder hat sich dann bei der Auss wahl der Freuden, die er genießen will, allenfalls nur nach seinem besondern Geschmacke zu richten und sich vor Uebermaaß zu hüten, damit er sich nicht selbst im Genusse der Freude store, Wohl aber gibt es ein solches Gesek, das Gesch der Pflicht, sonst auch Sitten oder Tugendgefeß genannt. Denn der Vernünftige, der Sittlichgute, der Tugendhafte wird nur diejenige Freude für echt halten, welche entweder unmit telbar aus dem Bewußtsein erfüllter Pflicht hervorgeht, oder doch mit diesem Bewußtsein zusammen bestehen kann. Wenn daher der Verf. S. 19 sagt, das sogenannte Sittengefeß sei mit seinem Geseße der Freude eines und daffelbe, so it dieß nur halbwahr und nur dann, wenn man eben das Geset

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der Freude nach dem Sittengefeße auslegt. An sich aber ist jenes ein bloßes Naturgesch des Triebes, welcher schon instinkts. artig nach der Freude strebt, ohne daß man nöthig hat, dieß Streben selbst zur Pflicht zu machen. Daher freuen sich auch die Thiere so gut, wie der Mensch, und preisen durch Gesang oder Gebrüll selbst unbewußt den Herrn der Schöpfung, der. ihnen die Freude, den süßen Genuß ihres Daseins gab. Aber der Mensch soll eben, weil er mehr als Thier, weil er ein vernünftiges und freies, der sittlichen Würde empfängliches Weź fen ist, nicht instinktartig, nicht unbedingt nach Freude streben, sondern in dem Streben nach Freude sich einem höhern Gesek unterwerfen, nämlich dem Pflichtgefeße, so daß er um der Pflicht willen entsagen lerne nicht bloß dieser oder jener Freude denn das ist Kleinigkeit, und kann auch aus berechnender Klugheit geschehen sondern aller Freude d. h. dem Leven selbst. Ja wir sollen der Pflicht auch das Leben zum Opfer bringen; und wer an diesem Gebote künftelt und dreht, um zu jeigen, daß es sich doch auch auf den Genuß der Freude bes jiche, wenigstens einer künftigen, der hat es wahrlich nicht bes griffen, der raubt der Menschheit ihre schönsten Kronen und felbst dem Weltheilande sein Verdienst. Denn sonach wäre dieser auch nur ein egoistischer Klügling gewesen, der sich die Dornenkrone aufsehen ließ, um bald hernach die Himmelskrone aufzusehen, der den bittern Leidenskelch ausleerte, um bald hers nach an der Himmelstafel zu schmausen, der nach Golgatha ging, wie die Türken in die Schlacht, um bald mit den Hus ri's im Paradiese zu scherzen. Weg mit solcher Moral! Sie ist uns ein Grauek, und gewiß auch dem edlen Verf., der sich hier nur selbst nicht recht verstanden hat und den wir anders warts auf befferem Wege finden. Denn S. 34 beginnt er eis nen andern Auffah gleich mit den Worten: Nichts in der ,,Welt gibt mehr Heiterkeit der Seele, nichts macht zum Ges ,,nusse der Güter des Lebens, so wie zur freien Ertragung seis „ner Beschwerden, empfänglicher, oder vielmehr nichts über: haupt erfreut, belebt, stärkt unser ganzes Wesen so kräftig, als die Erfüllung der Pflicht.“ Er anerkennt also in der That das Pflichtgesch äls das oberste; und wenn dessen Erfül: lung Freude gewährt, so ist das nur, wie die Scholastiker zu sagen pflegten, finis in consequentiam veniens, nicht finis finium, nicht „das leßte und höchste Ziel alles unsers Stres "bens."

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Doch genug der Kritik. Wir reichen dem Verf. zum Abs fchiede mit aufrichtiger Hochachtung die Hand, und sagen nur noch den Lesern, was sie alles im 2 Bd. der gesammelten Blåts

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ter finden werden. Die erste Abtheilung, überschrieben; Zur Lebenslehre, enthält außer dem bereits genannten Auf; faße noch drei: Das Leben von seinen verschiednen Seiten be trachtet das Tagewerk - das gesunde Leben. Die zweite Abtheilung aber, überschrieben: Blicke in das Gebiet der Wahrheit, enthält deren zwölf: Was ist Wahrheit?— Natur Bernunft Gott über Grund, Wesen und Zweck der Welt - über die Entwickelung des Menschenges schlechts über die Heroen der Menschheit über Ausar tung und Gebrechen der Menschheit über den Hang zum Bdsen über Offenbarung und Wunder - über Erlösung und Heiligung über die Liebe. Ein Anhang enthält noch einige Blicke in das Himmelreich 26 kurze Säße, von des nen wir bloß den lehten herseßen wollen, um den Leser auch noch einen flüchtigen Blick in das Gemüth des Verfassers thun zu lassen: „Wer versteht das Gesagte? Versteh' ich mich selbst ,,in den Stunden der Verworrenheit? Die Menschen wissen ,,nicht, wie krank sie sind; sie würden sich sonst keinen Augen blick vom Arzt entfernen. „Inwendig in cuch ist das Him. ,,,,melreich!"" O daß man es suchte und, gefunden, zu behals ,,ten strebte und verstånde! - Der Gott suchende Mensch kann „es nicht vermeiden, mystisch zu werden; er ist es aber nicht für sich; denn er weiß wohl, was er will, was er sucht und hat, was er schaut und empfindet: das Leben in aller seiner Herrlichkeit. Er ist nur für die mystisch, die da blind find ,,für das ewige Licht und erstorben für das ewige Leben, welź „ches beides in uns kund und offenbar werden soll und kann, In wem der neue Mensch offenbar und lebendig wird, der Christus des Apostels, der blickt nicht bloß ins Himmelreich, ,,der hat es, unzerstörbar, unvergänglich, und er sicht in uns getrübter Klarheit, daß jeder blind ist, der es nicht hat. Er „ist ein Wachender, in der Mitte von Träumenden und Schlaz ,,fenden."

XI.

Staatswirthschaftslehre in Briefen an einen teutschen Erbprinzen. Vom Geheimen Rath Schmalz. Berlin bei Rücker. 1818. 2 Theile, 294 und 287 S. 8.

Es ist auffallend, die staatswirthschaftliche Lehre der Physios kraten von Neuem nicht bloß aufgestellt, sondern auch erweitert

zu sehen, nachdem sie weder in der Untersuchung ihrer Begriffe, noch in dem Erfolge threr Ausübung sich bewährt hat; noch auffallender aber ist, damit die Heiligkeit des geschichtlichen Rechts verbunden zu sehen, gegen welches sie gerade ursprüngs lich gerichtet gewesen. Schon ihr Name Naturherrschaft deutet an, daß sie ihre Grundsäze nicht aus dem gegebenen bürgerlichen Zustande, sondern für dessen Aenderung entwickeln wolle; der Stand ihres Schöpfers Quesnay als Arzt zeigt, daß ihm die Naturwissenschaft bekannter gewesen, wie die Rechtswissenschaft; und ihr Ursprung fällt in das Land und die Zeit, worin die besten Köpfe, Verschwornen gleich, für das Gesez äußerer Nothwendigkeit, als für das Alleingeltende sich erklärten: so ein anderer Arzt (ihr Geschäft begünstigt die Meinung) Diderot in seiner Schrift: Sur les aveugles à l'usage de ceux qui voyent, so der Sohn eines Ärztes, Helvetius, in der Schrift: de l' Esprit, und so der Berf. des Systême de la nature. Quesnay seinerseits hat die nas turwissenschaftlichen Erkenntnisse, welche bei der Staatswirths schaft in Anwendung kommen, meisterhaft nachgewiesen, und in dieser Hinsicht ist seine Schule die Grundlage aller folgens den geblieben. Wenn er die Geseze der Natur auf ihre Ges genstände im Haushalt anwendet, so ist seine Lehre untrüglich; wenn er sie aber mit Hülfe willkührlicher Zwischensäze auf die Wirthschaftsverfassung anwendet, so entfernt er sich von aller bestehenden Ordnung, wie von dem Muster dazu, und nimme das Beispiel eines Staates von Frankreichs Größe und Bei völkerung zu einer Weltwirthschaft. Die einleuchtende Uns fehlbarkeit der einen Säze täuschte über die Falschheit der ans dern; vor denen jedoch sogleich besonders Hume warnte. Das Nähere wird die Beurtheilung der vorliegenden Schrift ergés geben.

Gleich der erste Saz ist nicht deutlich: Die politische „Dekonomie soll das Einkommen und den Reichthum einer Náz ,,tion untersuchen."Das Vorhandene untersucht die Statistik; feine Quellen dagegen, die Geseze über Erwerb und Verwendung von Wirthschaftsgegenständen untersucht die Staatswirthschaft. Der Begriff Vermögen wird auf äußere Güter beschränkt, oder auf Sachen, die das Bedürfniß ihres Gebrauchs zu Ber darf macht. Dieser Bedarf lasse sich in unsern Gegenden auf für Essen und Trinken und je auf ein für Wohnung, Feurung, Kleidung, Gesindelohn, Vergnügen, Unfälle und Abs gaben bestimmen; doch nur wenn zuvor die Preise zwischen Land und Stadt gleichgemacht und Spardfen nach Maasgabe des Einkommens erfunden sind. Was ein Mann von Zeit zu

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