Imágenes de página
PDF
ePub
[ocr errors]
[merged small][ocr errors]

beyden schrecklichsten und rührendsten Episoden in Dante's Höllenreise vor unserer Einbiloungekraft! Mit welcher heiligen Ehrfurcht betrachteten wir in Florenz, am Eingange der Domkirche, den Stein, auf dem der Dichter so oft nach ermüdenden Spaßiers gängen ausruhte, und wie tief bewegt im Innersten reichten wir schweigend einander die Hände, über Tasso's bescheidenem Grabstein auf einem der sieben Hügel Rom's!

Ferrara's ansehnliche Größe sticht gegen seine geringe Bevölkerung traurig ab. Unter den Herzogen, an deren glänzendem Hofe die Musen und ihre menschenfreundlichen Künste willkommen und hochverehrt waren, zählte die Stadt wenigstens hunderttausend Einwohner. Kaum aber hatte, nach dem Erlöschen des Geschlechres Este, der päpstliche Stuhl, trog den Einsprüchen des Fürstenhauses von Modena, feine vermeinten Gerechtsame auf das Herzogthum Ferrara geltend gemacht, als auch sogleich der Hauptstadt bedeutende Volksmasse sich augenscheinlich zu vermindern anhob. Gegenwärtig ist sie bis auf den vierten Theil ihres höchsten Bestandes herabgeschmolzen. Der leeren Häuser zählt man fast eben so viel, als der bewohnten. Ungefähr mit den Empfindungen, welche der Anblick einer Kirchhofs in gefühlvollen Ges müthern hervorbringt, wandeln wir durch die einsamen Straßen und über die begras'ten Pläße der melancholischen Stadt. Überall trifft unser Blick auf halberloschene Spuren zerstörten Wohlstandes oder auf matte Nachscheine untergegangener Herrlichkeit. Es gebricht an Händen, die verstopften Canäle zu reinis

gen. Deshalb nehmen auf eine furchtbare Weise die Bersumpfungen überhand. Hierdurch muß auch die Verpestung der Luft, und folglich die Entvölkerung immer höher gesteigert werden.

Schwerlich können die, nicht weniger gut gemeins ten, als gut berechneten Austrocknungsprojecte, zur Vollführung gedeihen, so lange der Nachfolger des heiligen Petrus noch in den Teichen, worin die Mos räste von Comacchio nach der Meerseite auslaufen, treu dem angeerbten Gewerbe, seine Reße zu reichen. Fischzügen auswirft, die, den Verwaltungsbüchern der apostolischen Kammer zufolge, alljährlich dreyBig tausend Scudi reinen Ertrag in die Staatscaffe liefern.

Die Cathedralkirche gehört in die Reihe der älteften Denkmähler gothischer Baukunft. Unter den Ge= mählden, womit nur allzu frengebig die Undacht sie ausschmückte, zeichnet sich vorzüglich der heiligen Jungfrau Himmelfahrt aus, ein Hauptwerk des Ben v enuto Garofalo, das weder Lalande noch Volkmann der verdienten Meldung werth hielten, dagegen aber von einem pechschwarzen Laurentius Guercino's manches Rühmliche zu sagen keineswe= ges ermangeln. Das Bild erinnert, auf den ersten Blick, an Raphaels Manier, zu deffen großen Musterschöpfungen Garofalo mit einem Eifer emporstrebte, der an Schwärmeren gränzte. Sein mannhaftes Ringen um die Palme blieb nicht unbelohnt. Er näherte sich dem Gipfel des Kunstschönen und Kunstwahren mit so entschiedenem Erfolge, daß man ihn beynahe zwischen Raphael und Leonardo stellen

[merged small][ocr errors]

möchte. Anstatt auf seinen Gemählden ein Monogramm oder sonstiges Mahlerzeigen anzubringen, schmückte Garofalo gewöhnlich die Hauptfigur desselben mit einer Nelke, als der besten Auslegerinn feines Nahmens bey den Kundigen der Sprache von Wälschland.

Unter den denkwürdigen Männern, deren Fer= rara sich zu rühmen hat, behauptet Hieronymus Savonarola, geboren in der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts, einen der ersten Pläge. Obs schon vielseitig und verschiedenartig beurtheilt und ge= würdigt, muß er dennoch auf immer den originellsten und geistreichsten Männern aller Zeiten bengezählt werden. Kein Widersacher dieser wohlverdienten Auszeichnung kann vor dem Tribunale der Gerechtigkeit ehrenvoll bestehen. Mit energischem Nachdrucke trat Savonarola als Vertheidiger der guten Sache des Christenthums gegen manchen schwergeharnischten Antagonisten in die Schranken, und erwarb überhaupt sich den Ruhm eines der feurigsten und ges schmackvollsten Kanzelredners seiner Tage. Kräftig durchdrungen von einer feinsinnigen Mystik und von einem nicht nur beffernden, sondern auch umgestaltenden Geiste, mußten die Vorträge des kühnen und freymüthigen Mannes tief und scharf eingreifen in die mannigfachen Gebrechen seines herabgewürdigten Zeitalters. Schade nur, daß er der firen Idee, sich für einen gottgesandten Propheten zu halten, rettungslos unterzuliegen bestimmt war. Sein liberales und unumwundenes Wesen erschien dem Papste als ein Äcgerniß. „Der Keger wird verbrannt," scholl es herab

[ocr errors]

vom Vatikan, „dem Stuhle des heiligsten Apostels zur Ehre, und allen Völkern der Christenheit zum Straferempel!" Savonarola, rein und schuldfrey vor Gott, wie Johann Huß, bestieg zu Florenz mit freudiger Unerschrockenheit im Jahre 1498 den Scheiterhaufen.

8.

Padua, Juny 1796

Nur einen leichtbeschwingten Tag konnten wir dies fer herühmten Stadt widmen, wo der vollendetste Meer in lebendiger Darstellung und großer Chas rakteristik, Titus Livius, geboren wurde, und welche Giotto, der Wiedererwecker der Mahlerey im Abendlande, der freygebigen Spende seiner vorzüg= lichsten Werke nicht unwerth hielt; so rasch und unaufhaltbar trieben uns die gebietherischen Umstände vors wärts. Wir blieben folglich auf die Betrachtung des vorwiegend Sehenswerthen beschränkt.

Der botanische Garten verdient in jeder Hinsicht seinen Ruhm, welchen hauptsächlich Marsili eben so sicher als dauerbar begründete. Der heutige Vorsteher, Professor Bonari, ein urbaner Mank, voll brennenden Eifers für die Naturkunde, wirkt, wie sogleich der Augenschein verkündet, unverdrossen und kräftig mit, wenn es auf Erweitern, Unterhalten. und Vervollkommnen dieser trefflichen Pflanzung ans kommt, welcher man ohne Bedenken den ersten Rang unter den ähnlichen Anlagen Italiens zuerkennen würs de, wenn die Nebenbuhlerinn zu Pavia nicht an erotischen Seltenheiten um vieles reicher wäre. Dies fer offenbare Nachtheil wird aber hier so ziemlich auss Matth. Werke. 7. B

[ocr errors]

geglichen, durch musterhaftere Anordnung, gefälli gern Plan und gewissenhaftere Pflege. Die runde Form trägt nicht wenig zu dem anmuthigen und einschmeichelnden Charakter ben, wodurch dieser Garten jeder empfänglichen Phantasie einen bleibenden Abdruck von seinem Bilde zurückläßt. Lebendigreine Wasser erhöhen den mahlerischen Reiß des Ganzen. Daß man die Beete der vier Hauptparterre, welche durch ein griechisches Kreuz von prächtigen Baumzeilen geos metrisch abgetheilt werden, zu Sternen und Rosen gestaltete, deutet freylich auf Gartenspielereye ieser und jener Art, fällt aber, einverstanden mit mancher andern ästhetischen Heterodorie, in diesen sanft schat= tirten Übergängen, gar nicht übel ins Auge.

Unter den Gewächsen ferner Zonen, die eben in Blüthe standen, gruppirten sich hier folgende zu ei nem der prachtvollsten Sternbilder zusammen, die dem Götterwinke der Flora zu Gebothe stehen können.

Gloriosa superba (malabarist). Alstroemeria peregrina (peruanisch). Statice speciosa (tartarisch). Nymphaea nelumbo (ostindisch ). Agrostema coeli rosa (afrikanisch). Scabiosa africana (kapensisch). Phlomis nissolii (persisch). Ornithogalum latifolium (ägyptisch). Plumbago rosea (ostindisch). Rudbeckia hirta (virginisch). Chrysophyllum cairio (brasilisch). Clitoria mariana (nordamerikanisch). Echium candicans (maderisch). Mimosa nilotica (ägyptisch). Lobelia siphilitica (virginifd)). Passiflora rubra (Westintisch). Spilanthus acmella (ceylanisch). Anthericum asphodeloïdes (äthiopisc).

« AnteriorContinuar »