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Regionen, angetroffen wird. Auch machten Herrn Durs rastlose Nachsteller und Verfolger der Geme sen schon viele dieser zierlichen Antilopen lebendig zu Gefangenen.

Das Museum zu Bern, dem kein gebildeter Fremdling Beyfall und Bewunderung versagen kann, und welches bey ähnlichen Unternehmungen als Richtsonur unbedingt empfohlen werden darf, hat seine musterhafte Einrichtung, fast einzig und allein, dem nicht minder systemgerechten als geschmackvollen Unordnungsgeiste des Professors Meisner zu verdan= ken, den die Gelehrten - Republik schon längst für einen der würdigsten Schüler und Nacheiferer Blumenbach s einstimmig erklärte. Als Entdecker, Beobs achter und Berichtiger wird er sich hoffentlich, bes sonders in den Früchten seiner oft gefahrvollen und mühseligen Alpenwanderungen, durch liberale Mittheilung noch vielseitig verdient machen.

Gar nicht mit Unrecht macht, schon seit einigen Jahren, in Bern ein Aquarell - Mahler, Nahmens Gottfried Mind, blutarmer Ältern vernachläss sigter Sohn, als abenteuerliches und anomalisches Kunstgenie, die Aufmerksamkeit vieler Einheimischen und Fremden rege. Durchaus weiß er seinen Bildern den Stempel der Natur und Wahrheit aufzuprägen, die größten Theils Kagen, einzeln und gruppirt, in den mannigfachsten Posituren und Verrichtungen, oder auch Kinderscenen aus der Volks- und Straßenwelt zu Gegenständen haben. Die unübertreffbare Weise, womit er die Katzen, von denen jede sich immer durch eigenthümliche Charakteristik von der andern

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unterscheiden muß, mit natürlichem Colorit und richtiger Zeichnung darstellt, erwarb ihm nicht nur allgemeine Bewunderung, sondern auch den Scherznahmen des Kaßen Raphaels. Minds Arbeiten sind nach und nach so beliebt geworden, daß eine Kaze von seiner Art und Kunst, in den vornehmen Häufern von Bern zu den Artikeln des Lurus und der Mode gehört. Mit einer Art von Enthusiasmus ers kaufte die bekannte Mahlerinn Lebrün während ihres Aufenthals in dieser Stadt, von des fleißigen Künstlers Arbeiten alles, was irgend nur¡ davon zus sammen zu bringen war. Minds glänzende Zeich nertalente bilden mit seiner übrigen Individualität einen der härtesten Gegenfäße. Zu dem dumpfen Blöds finn eines Kretins gesellte er auch die zurückschreckende Häßlichkeit dieser elenden Geschöpfe. Er lernte kaum einige Worte, wie durch Dreffur, lesen oder schreiben, und blieb auf der untersten Staffel des menschlichen Wissens, bis auf den heutigen Tag.

„Ben seinem beschränkten Stubenleben”, sagt einer von Minds großmüthigen Wohlthätern und be= fugtesten Studiendichtern, Herr Sigmund Wag= ner in Bern, hatte er sich mit den Hausthieren, besonders den Kagen, in freundliches, so zu sagen, väterliches Verhältniß gefeßt. Gewöhnlich saß ihm, wenn er zeichnete, eine Kage auf dem Nacken oder auf der Schulter, und er konnte sie so, Stunden lang, in der unbequemsten Stellung dulden, nur um sie nicht zu stören. Oft saß auch noch eine zweyte neben ihm auf dem Tische, und sah zu wie er arbeitete; zuweilen lagen einige Junge in seinem Schoo

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Be. Gläser mit Laubfröschen standen gewöhnlich neben feinem Reißbret, und mit allen diesen Thieren sprach er auf die liebkosendste Weise, da er hingegen oft= mahls die Menschen um ihn her, oder auch die, wel che zu ihm kamen, angrnazte, wie ein erzürnter Eber. Sein Gesicht, meistens von braunrother Fars be, ist eine Vereinigung von Bären, Löwen- und Menschen Physiognomic, so daß nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene, häufig dadurch in Furcht gesezt werden. Von Figur stellt er sich klein, gebückt und unbeholfen dar, hat aber daber ausnehmend große und grobe Hände, mit welchen er jedoch die nieds lichsten Zeichnungen hervorbringt."

Der Schule Freudenbergers, welcher ihn aus Mitleid in sein Haus aufnahm, verdankt unser Mind hauptsächlich, neben einer leicht faßlichen und naturgemäßen Gruppen-Unordnung, auch einen sorgfältigen und anmuthsvollen Vortrag. Deßwegen war es ihm ein Leichtes, Balgereyen, Schlittenfahrten und Neckerspiele von Kindern, mit ihren halberfrore= nen, aber doch fröhlichen Gesichtern, in ihrer pauschenden, aber doch nicht unmahlerischen Tracht, und sogar Bettelbuben, den Rücken mit Lumpenkram bes laden, meistens auf kleinen Blättern, naiv und geistreich auszuführen.

Zur Freude aller patriotischen Berner, treiben nun wieder, nach uraltem Herkommen, zwey Bären ihr schwerfälliges Wesen im Stadtgraben. Erst nach Verfluß mehrerer Jahre erseßten sie die unglücklichen Vorgänger, welche bekanntlich als Siegesherolde nach Paris abgeführt wurden, daselbst aber

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die Trennung von der Heimath nur kurze Zeit überlebten. Auch mir Fremdlinge war es ein erfreulicher Anblick, die ehrlichen Mugen wieder an ihrem Tannenbaume auf und ab klettern zu sehen. Ein Bauer, der Tracht nach aus dem Haslithale, welcher kein Auge von diesem harmlosen Zeitvertreibe abwenden konnte, schien dadurch ganz in Begeisterung zu gera: then, und brach zuleht in die Worte aus: „Kommt nur, ihr wälschen Keßer, wenn es euch auf der Kolben juckt! Die alten Bären sind wieder lebendig, und wo die darauf schlagen, da wächst kein Haar mehr!"

9.

Der Genfersee, den wir, oberhalb Vevey, in seiner ganzen Herrlichkeit hätten erblicken sollen, ward uns nur in einzelnen Bruchstücken durch Wolkenöffnungen sichtbar. Jede Berg- und Uferferne war dicht verschleyert.

Welche Wonne, nach so melancholischen Regene und Nebeltagen, die, bis dahin, alles Reiseglück uns grausam verkümmerten, beym Eintritt in das romantische Wallis, vom heitersten Sonnenschein und von der dunkeln Blaue des Alpenhimmels empfangen zu werden! So stiegen wir, jedes Ungemach freudig vergessend, im dankbaren Gefühl der vollsten Entschä digung, den Simplon hinan.

Die Risse vom neuen Hospitium, an dessen llnterbau mit lebhafter Thätigkeit gearbeitet wurde, ver fprechen ein grandioses und pallastähnliches Gebäude, weniger auf Menschen- als auf Prunkliebe berechnet.

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Das Nähmliche darf man vom neuen Hospitium des Cenisberges behaupten, worin die Kaisergemächer, an verschwenderischer Pracht und frivolem Flimmer, denen zu Malmaison nur wenig nachgeben. Außer im Ärostaten, ist es der französischen Sucht zu glänzen wohl niemahls gelungen, sich höher über die Meeresfläche zu erbeben.

Die neue Straße, deren riesenhafte Dimensionen mehr auf Hannibals Elephanten, als auf Napoleons Rosse zu deuten scheinen, hält fünf und zwanzig Fuß in der Breite, und jede Klafter derselben erhebt sich nur um drittehalb Zoll, so daß, auf beyden Seiten des Berges, die Wagen gar keiner Hemmung bedür fen. Das wundervolle Werk, welches, einige unbe deutende Lücken in Wallis abgerechnet, sich, in gleis cher Schönheit und Symmetrie, von Genf bis Mais land erstreckt, mit seinen eben so zierlichen als bauerbaren Granitblöcken, und seinen katakombenartig mit ten durch die Felsen gesprengten Gallerien, deren an sehnlichste dreyhundert Fuß Länge zu fünf und zwanzig Fuß Breite mißt, verdient auch, ohne Berücksichti gung des, im strengsten Wortverstande unvergleichbaren Charakters der hehrsten und herrlichsten Urgebirgswelt, aus allen Ländern des civilisirten Erdbodens eine besondere Reise, und ich möchte jedem freyen und vom Plutus nicht ganz hintangeseßten Manne, auf dem Reichards oder Ebels Geist ruhte, das auffordernde Wort in die Seele rufen, sich noch dazu anzuschicken.

Dum res et aetas et sororum
Fila trium patiuntur atra.

Horat,

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