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Verstand und Beharrlichkeit in Anspruch genommen wurden, als die untrüglichsten Richtvuncte bewährten.

Mit wahrer Genugthuung fand ich hier meinen. werthen alten Bekannten Jung-tilling, als einen der glücklichsten Familienväter, wieder, jugendlichheiter, troß der tief dämmernden Abendwolken am Horizonte des Lebens, und in eben so ungestörtem Frieden mit Vorsehung, Schicksal, Menschheit und sich selbst, wie vormahls in Heidelberg und Marburg. Einem Blinden wieder zum Gesichte verhelfen, Las zählt er noch immer zu den ersten Glückseligkeiten seines Erdenberufs. Schon über tausend solcher Kinder des Grams wurden durch ihn zum zweyten Mahl ins Leben gerufen, ohne den Wohlthäter anders lohnen zu können, als durch ein frommes: Vergelte es Gott! Seit unserm leßten Begegnen in Basel, vor ungefähr acht Jahren, ward eine sehr bedeutende Anzahl von Staarblinden, durch seine nur selten verfagende Kunst, dem Scheine des Tages wiedergege= ben. Stets noch dem alten Systeme getreu, nimmt er von bemittelten Personen, nach gelungener Au: gencur, ein angemessenes Honorar an, um solches armen, oft weit hergewanderten Lichtbedürftigen, nach vollbrachter Heilung, als Kostgeld im Wirthshause oder als Zehrpfenning auf dem Heimwege ju fpenden. Das Gute redlich wollen und beharrlich wir ken, ohne zu ermüden, bleibt, nach wie vor, des thätigen Greises edler Wahlspruch, bey all seinem Vorhaben und Bollführen. Nur in diesem Betrachte widerfährt seinem theosophischen und mystischen Wal sen und Beginnen, durch umwölkte Schrift und Rede,

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ein milderndes und begütigendes Urtheil vom Richters stuhle, der, im reinsten Lichte thronenden Wahrs heit.

Zu den wenigen, im Reiche der Literatur mir lieb und wichtig gewordenen Männern, die Zug für Zug dem Traumbilde glichen, das die Fantasie mir von ihnen vorgezaubert hatte, gehört nun auch der verdienstvolle Kirchenrath Hebel. Ähnliche Freade bereitete mir das persönliche Zusammentreffen mit Claudius, Muså us und Pestalozzi. Durch die Alemannischen Gedichte, allen reinen und empfänglichen Gemüthern heilige Nachklänge aus seis ner verschwundenen Unschuldswelt, erwarb sich He bel den rühmlichsten Sängerkranz, auf einem Pfas de, den vor ihm noch niemand betrat, und nach ihm schwerlich ein anderer Musenpriester mit entschiednerem Glücke wieder betreten wird, indeß ihm sein Rheinischer Hausfreund, mit gleichem Wohlgefallen im Prunkzimmer und in der Dorfstube gelesen, einen der ersten Pläge unter Deutschlands herzens und geisteskundigen Volkslehrern und Volks aufklärern für immer zusichert. Hebel, der Mensch, erscheint nicht minder einfach, anspruchlos, gemüths voll und geistreich, als Hebel der Schriftsteller. Wir sehen den einen, indem wir den andern lesen.

Den geschickten Steinschleifer Meyer, dessen zuvorkommende Gefälligkeit meine Fossiliensammlung mit sehr schätzbaren Beyträgen gar nicht unbeträcht lich vermehrte, fand ich nicht mehr unter den Lebens ten. Ihn ersehte der noch geschicktere Steinschleifer Walcher, dessen mineralogische Dosensammlung,

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mit Ausnahme der königlichen in Stuttgart und der Hallerischen in Lausanne, als die kostbarste ge= nannt werden muß, die mir auf meinen Reisen, nahmentlich durch Italien und Frankreich zu Gesicht kamen. Wem es darum zu thun ist, eine schöngeformte Steintabatiere als Denkzeichen aus der freund lichen Waldstadt Karlsruhe mit nach Hau zu bringen, sey es von Jaspis, Avanturin, Labradorspath, Heliotrop, Malachit, Lasurstein, Ägyptenkiesel, Lepicolith oder Holzachat, der kann, durch diese treffliche Kunstwerkstätte, der vollkommensten Befriedigung, in aller Hinsicht gewärtig seyn. Auch die musioischen Dosenplatten, welche Florenz bis hieher als Monovol-Artikel betrachten durfte, weil nirgends von Mitbewerbung die Rede war, versteht Herr Walther, fast ununterscheidbar von den Oriz ginalen, mit feinem Geschmacke nachzubilden.

3.

Der deutsche Nationalgeist findet in diesen Gegenden vielleicht häufiger denn anderswo auf deutschem Grund und Boden erwünschten Anlaß, gegen den französischen Rottengeist seineStreitkräfte mit Schwert und Lanze zu prüfen, und manches heitre Sternbild, als glückliches Vorzeichen baldiger Befreyung vom Sclavenjoche, am Vaterlands - Horizonte da durch heraufzuführen, daß er das Ungethüm fast immer siegreich aus den Bügeln gegen die Schranken schleu= dert. Das heißt aber nichts weiter, als einzelnes Turnierspiel, und will vor der Hand kaum der Mühe des Aufsigens lohnen. Erheben sich aber Deutschlands

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tapfere Ritter, allesammt Eines Muthes und Eines Willens, im heldenmüthigen Vertrauen auf Luthers ewigfeste Burg, zum großen Aufgeboth für Freyheit und Recht, wie wir, nach den jüngsten Zeichen der Zeit, freudig zu hoffen berechtigt sind, dann feyert Germanien, seit Hermanns Kampfgewitter des ahnungslosen Imperators Legionen zerschmetterte, den erhabensten seiner Triumphe.

4.

Durch das reich angebaute Kinzinger Thal, des sen landschaftlicher Charakter, besonders in den Ges birgsparthien, an das romantische Tempe von See burg, oberhalb Urach, erinnert, gelangten wir nach Schaffhausen.

Den Himmel überzogen dunkle Regenwolken, die jeden Augenblick sich zu entladen drohten. Unter allen ungünstigen Vorbedeutungen beym Eintritt in die Schweiz, wo ein verschleyerter Horizont gerade die herrlichsten Erscheinungen für den Reifenden vernichtet, ohne Widerspruch die ungünstigste! Indeß waren wir noch glücklich genug, dem Rheinfall unfre Huldigungen darzubringen, bevor der mißlaunige Jupiter pluvius die Urnen umstürzte.

Bereits zum zehnten Mahle ward mir der Anblick des großen, jede Wortsschilderung mit mächtiger Donnerstimme zurückschreckenden Schauspiels gewährt; doch nie zuvor erschien mir die Katarakte so fluhtens reich und majestätisch, als am zehnten Juin dieses Jahres. Nur fehlte leider der Sonnenglanz, welcher Das magische Farbenspiel der Iris þervorbringt.

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Kaum waren wir in den Gasthof zur Krone wieder eingetreten, als die hartnäckig anhaltende Res genperiode begann, welche, bis zur Brücke von St. Maurice, uns mit unerbittlicher Tücke verfolgte.

5.

Angenehm ward ich in Schaffhausen durch die Erziehung des gelehrten Gartendirectors Zeiher von Schwetzingen überrascht. (Er ging nach Con= stanz, um dort neue Pflanzungen zu leiten.) Dies ser fantasiereiche Künstler war es, der, auf Bes fehl des verewigten Großherzogs von Baden, die oris ginellen Anlagen in den Ruinen des Heidelberger Schlosses mit reinem Geschmack und richtigem Auge glücklich ausführte. Auch der schöne Landschaftsgarten am hohen Rheinufer, den die Stadt Schaffha ue fen mit Rechte zu ihren ersten Sehenswürdigkeiten zählt, verdankt ihm sein erfreuliches Daseyn.

Ich kenne nur drey deutsche Meister der ästhetis schen Gartenkunst, die, nach dem Urtheile befugter Geschmacksrichter, in der Sphäre des Wissens und Ausübens vollendet genannt werden dürfen: 3 e is her in Schweßingen, Schoch in Wörlig und Eiserbeck in Gotha.

6.

Der würdige Oberschulherr, Johann Georg Müller, den ich auf einem angenehmen Landhaus je, noch immer so glücklich, wie vor Jahren, durch den innern Frieden des Weisen, im Kreise der Seis nigen wieder fand, erzählte, nicht ohne tiefe Rühe

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