Imágenes de página
PDF
ePub

den, welcher den Meuchelmörder seines Herrn, im 3werkampfe, der, jedem Frevel unfühnbaren, Nee mesis opferte.

Unwillkührlich ruft sich hier der altergraue, aber mit Jugendruhm bedeckte, Jagdhund dem Zeichner dieses Gemähldes in die Vorstellung zurück, den Ales xander der Große, auf weichen Polsterkissen, durch Lieblingsdiener zu Jagdfesten tragen ließ. Gab es irgendwo einen Verstoß gegen Regel und Norm, oder that auch nur ein einzelner Hund seine Schuldigkeit nicht pünctlich nach Pflicht und Gebühr, so wurde der ehrwürdige Veteran von seinem Tragsessel herabgehoben, und im Nu sah man, wie durch ei 'nen preußischen General des siebenjährigen Krieges, die gefährdete Ordnung wieder hergestellt.

Bürgers kraftvolles, ganz im Geiste der alt= englischen Ballade gedichtetes, Lied von der Hunde treue, wird an dieser Stelle gewiß nicht unschicklich in das Andenken der Deutschen zurückgerufen, wele che, Verkleinerer oder Verächter des Geistes, der, in solcher Hinsicht, Spanier, Italiener, Engländer und Franzosen beseelt, ältere Meisterwerke, nach dem Verlaufe von vier Decennien schon, eines flüchtigen Andenkens kaum noch werth achten.

Außerhalb des Jagdzeuges, der Landstraße ans gränzend, erblicken wir Gerüste für die Zusgauer, und vor der Antlißseite des Tempels eine zeltförmige Tribune, bestimmt, die mit dem Hofe in náherer Bes ziehung stehenden Damen gegen die scharfe Novem= berlaft in Obhut und Schirm zu nehmen.

Dreyßig Ruthen entfernt vom Circus, ward in

[ocr errors][merged small]

dem romantischen Thale, welches zwischen dem Bergrücken und der Chauffee fortstreicht, der Lauf zum Wildschießen durch das mit Festons verzierte Jagdzeug eingeschlossen, und nach scharfer und gewissenhafter Berechnung umschrieben.

Er bildet einen Zirkelabschnitt, dessen Sehne ein and zwanzig Ruthen beträgt, und schließt einem läng lichen Vierecke sich an, das dem Waldrevier und den Kammern als Grânzlinie dient, wo das, nach dem Ausspruch eines brittischen Weltweisen, für die bes neidens- und wünschenswürdigste der Todesarten ausersehene Wild zusammengekerkert wurde.

An des Zirkelabschnitts Endpuncten ragen, mit dem Stempel des echtantiken Styls bezeichnet, zwey Einfahrtsbogen empor. Die Uttika von beyden, ruhend auf acht Pilastern, dient schicklich und zweckmäßig der trefflichen Jagd.Instrumentalmusik zum Orchester.

Dem Centralpuncte des Laufs zunächst, brachte der wackre Künstler den Stand zum Abschießen für den König an, den, auf gleicher Linie, noch zwey Eleinere Stände, wie der größere mit haltbaren Brü, stungen bewehrt, symmetrisch flankiren.

Dem Stande des Königs gegenüber, erhebt sich ein Obelisk von siebenzig Fuß Höhe, dessen Überklei dung die benachbarten Nadelbaumgehölze lieferten. Auf dem Piedestal lesen wir die eben so treffend als gut gesagte Inschrift von Schlotterbed:

Heil Ihm, dem ersten König!
Jauchset laut das Baterland.
Heil Ihm • dem ersten Weidmann!
Frohlockt der Jägerstand.

2

Zur Linken und Rechten dieses Obelisken werden. gwen, ebenfalls mit Tangelgezweig überzogene, und oberhalb den Knäufen mit Hirschköpfen und Kränzen geschmückte Säulen zu Schießpuncten bestimmt.

Mit froher Überraschung und gerechtem Bewuns dern erblicken wir nun, zwischen beyden Jagdlaufplägen, den, für das Mittagsbanket aufgeführten, Dianentempel, fang sechs und siebenzig, breit sechs und vierzig, hoch zwey und vierzig Fuß.

Das Andenken dieser schönen Zusammenseßung verdient in den Annalen der Bau- und Verzierungs: kunst mit vollem Rechte die ehrenvollste Meldung.

[ocr errors]

Ein, die Verhältniß und Formengefeße in jeder Hinsicht befriedigendes, Peristyl mit doppelter Säulenreihe, eignet sich dem wohlberechneten Zwecke des Karossenvorfahrens, den plößlichen Wetterlaunen des Jupiter pluvius in jeder Jahrszeit unterworfen, und gewährt den Officentischen, von welchen, wie schon ein Kernspruch Homers darüber, die Stillung der Begierde des Tranks und der Speise" weltbekanntlich ausgeht, ein wirthbares Unterkommen.

Drey Doppelglasthüren, und acht, nach den Dimensionen des Ganzen vollkommen richtig berechnete, Fenster, geben dem schönen Saale die Beleuchtung eines wolkenlosen Sommermittags. Die Wärme vers theilen zwey polierte Postamentöfen, geschmückt mit Vasen, von zierlicher, echtgriechischer Form.

Ansehnliche Spiegeltrumeaur rauben den Zwischenpfeilern der Thüren und Fenster die angestammte Monotonie. Mit lieblicher Frühlingstäuschung belebt Nadelholzlaub die Hohlkehlen der Decke. Den Total

www 213

eindruck des, den vitruvischen Proportionen streng zusagenden, Kunstwerks vollendet, nächst den, vollkommen mit dem Ganzen harmonirend angebrachten, Thyrsus und Kranz- Ornamenten, so ätherisch, als hätte der Sylphe Artel dabey die Zauberhand im Spiele gehabt, ein vom reinsten Himmelsduft angehauchter Plafond, wodurch der Tempelsaal, für jede noch nicht völlig entjugendlichte Fantasie, aus ei nem trüben Novembertage Deutschlands in den glanzhelsten Maytag Joniens versezt werden mußte.

Zeitalter der erhabensten und edelsten Geistess cultur! warum flohst du so schnell vorüber, und ließest uns, allzu spät Gebornen, nur zerstreute Trümmer deiner Herrlichkeit zurück?

Den Thüren gegenüber, in einer Nische der Rückwand, sprechen uns auf hohen Postamenten zwey vergoldete Karyatiden freundlich an. Der immer sicher berechnende Künstler bestimmt sie mit Beyhülfe vers goldeter Lanzen, zu Baldachinhalterinnen für den Sig des Monarchen.

Im Hintergrunde befriedigt das Königswappen in Stickerey den Kenner und Liebhaber dieser schönen weiblichen Kunst, für welcher Lidovina Peregrini von Mailand als ein Tizian enerkannt wur de, indem es dem Auge schwer fällt, ihre, in jenes großen Meisters Colorit getauchten, Gemählde der Nadel, von einem Gemählde des Finsels zu unterscheiden, der die schönsten Liebesgöttinnen schuf.

Elegante Teppiche schmücken, als wohlthätige Frostableiter, den Fußboden.

Den Fries des Peristyls ziert weit mehr noch, als

[ocr errors][merged small][merged small]

die daran zusammengereihten Kränze und Hirschköpfe, diese, an den Lapidarstyl der Alten mahnende, einfachkernhafte Aufschrift:

Willkommen in Dianens Tempel!

Dir verdankt er die wiederhergestellten Altäre.

Die Königsflagge weht auf der Tempelzinne. Dem Wallen und Wogen einer Flagge oder eis nes Wimpels, sey es auf dem unftäten Meere, oder auf der festen Erde, ward, im eigentlichsten WortFinne, der imponirende Charakter der Majestät aufgeprägt; und so oft jeder seinem Landesvater treu zugethane Würtemberger dieses Emblem des reg famen Lebens auf den Schloßzinnen von Stutts gart, Ludwigsburg und Monrepos erblickt, kann er fröhlich zu sich sprechen: „Dein König lebt, und waltet, in wohlthätiger und sicherheitverkündender Nähe, väterlich für dein Heil."

In Halbzirkelform schauen wir den Tempelvors plaß, mit grünumkleidetem Jagdzeuge eingefaßt. Die Bäume der zum Tempel führenden Allee sind, gleich Italiens Ulmen, denen der Weinstock sich liebend anschmiegt, durch Kränze vermählt, die, beym Hinblick auf einen frostachmenden und naßkalten November tag, der poetischen Einbildungskraft nur als ein orien« talischer Feenzauber erscheinen können.

Laffen wir ieht noch in Umrissen, mit leichtem Farbendufte fluchtig colorit, unserm Blicke das bes wegliche Gemählde eines der denkwürdigsten Jagdfeste neuerer Zeit vorbeyschweben.

Der Unbruch der neunien Novembermorgenröthe

« AnteriorContinuar »