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Er selbst wollte zur Lösung desselben sich auf keine Weise bereit finden lassen. Durch weiteres Nachfor= fchen gerieth ich endlich dem Gange von einer schönen und preiswerthen Handlung auf die Svur. Mein gerechter Unmuth über das zweifelhafte, wahrscheinlich traurige Loos der Meinigen, umringt von den schrecklichsten Gefahren und Bedrängtheiten, ließ des Mens schenfreundes empfängliches Herz nicht ungerührt. Der Major von Kornberg, welcher von Def= sau mit französischen Pässen auf kurze Zeit nach Magdeburg reste, ward von ihm beauftragt, sich nach meiner Familie zu erkundigen, sie nöthigen Falls auf feine Rechnung mit Gelde zu unterstügen, und vor allen Dingen mir einen Brief mitzubringen. Diesen Auftrag sprach der hochherzige Mann zu einer Zeit aus, wo tausend Sorgen für sein hartbedrücktes Land, schwer wie Bleylaften, ihm auf der Seele lagen. Meiner Dankworte bey diesem unvergeßlichen Anlasse was ren wenige. Aber vielleicht sprach mein innerstes Géz müth niemahls beredter. „Dieser Brief, den ich der schönsten Menschenliebe schuldig bin, ist mir lieber und erwünschter, als mir die Schenkung des ganzen Amtes Wörlig gewesen wäre." Mehr zu sagen vermochte ich nicht.

Edle Thaten ruhen in ihrem eigenen Schatten am sanftesten und glücklichsten aus. Accente reden stärker und ausdrucksvoller, als Worte, und die Sprache des echten Danks ist unter allen Sprachen die ein sylbigste.

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Ein Schreiben, welches mir von einem anderen, ebenfalls kriegsgefangenen preußischen Officiere zukam, der seit mehreren Jahren sich als wohlwollender Freund meiner Familie bewährte, controllirte mit schauders hafter Übereinstimmung alles, was der Baron von Loen mir über die Zerstörung des unglücklichen Dorfes Krakau erzählt hatte. „Es gereicht mir zum Vergnügen, Ihnen sagen zu können, lauten die Worte des wackern Mannes, daß Ihre Schwester bey dem unsäglichen Mißgeschick, so die Einwohner von Magdeburg betroffen, doch noch ein vorzüg lich gutes Loos gezogen hat. Sie rettete sich am Vorabende des Brandes in die Stadt, gerade da es die höchste Zeit war. Ihr Haus ist, nebst noch drey bis vier anderen, stehen geblieben. Einzig und allein hat es dem Ziegeldache, welchem die von den Franzosen hinaufgeschleuderten Pechkränze nichts anhaben konnten, seine Verschonung zu danken. In der Nacht, wo die Dörfer Krakau und Presser brannten, befand ich mich sehr in der Nähe, nähmlich auf dem Gene ralswerder mit einem Vorpostencommando, und war Augenzeuge von dem fürchterlichen Schauspiele, wie die Feinde plößlich mit Fackeln und Pechkränzen herbeydrangen, die Strohdächer Anzündeten, und so in kurzem beynahe das ganze Dorf, mehrere Einwohner und der größte Theil des Viehstandes ein Raub der Flammen wurden.”

Als ich noch vor drey Jahren, im Garten meiner Schwester, unter dem blühenden Dache der Flieders Laube, Goldsmiths Gedicht auf ein verödetes

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Dorfdas, wie hätte mir, auch nur in Träumen, da mahls ahnen können, es werde Krakau, nach we= nigen Frühlingswechseln, ein ben weitem grauenvol leres Bild von Verödung und Verlassenheit darbiethen, als auf jenem Gemählde das einst so glücklich blühende Auburn!

Sweet, smiling village, loveliest of the lawn,
Thy sports ar e fled, and all thy charms withdrawn ;
Amidst thy bowers the tyrant's hand is seen,
And desolation saddens all thy green.

12.

Eine junge Dame, trauernd um den geliebten, in der Blüthe des Lebens ihr durch den Tod entrissenen Gatten, ersuchte mich, für den Denkstein, welchen sie dem Gedächtnisse des Verstorbenen zu weihen bes schlossen hatte, eine passende Inschrift vorzuschlagen. Diesem rührenden Verlangen wurde durch einige Dis Richen zu entsprechen versucht, die den Todten ehren und die Hinterbliebenen trösten sollten. Ich unters warf, so wie alles, was in Versen und Prosa für die öffentliche Bekanntwerdung mir aus der Feder schlüpft, auch diese kleine Arbeit dem Censorurtheile meines kritischen Freundes, August von Rode, den die Gelehrtenrepublik, vorzüglich als den glück. lichsten Übersetzer und Ausleger Vitruvs, gerechter Maßen zu ihren Aldermännern zählt. Wir befanden uns im chinesischen Zimmer, wo ein französischer Offis cter mit dem Fürsten speisen sollte. Lehterer saß am

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Fenster und schien von unserem Gespräch wenig Notiz zu nehmen. Die Grabschrift ist viel zu lang," sagte Kode, und wird nun und nimmermehr auf der dazu bestimmten Marmorplatte Raum finden.”

„In diesem Falle," war meine Gegenrede, „muß ich Sie um den Ritterdienst ersuchen, so lange davon zu schneiden oder zu hobeln, bis mein Epitaph das rechte Maß hat. Auch könnte ja der schönen Wiwe vielleicht in den Sinn gegeben werden, sich nach ei nem größeren Steine umzuthun."

Hier brach der Fürst plöglich in ein schallendes Ger Tächter aus, und sagte mit dem liebenswürdigsten Hu mor von der Welt: „Ich habe mir bey eurer Berath. schlagung beynahe die Lippen wund gebissen! Nun, ich sehe doch, daß Matthison der nachgiebige Mann ist, dem es auf eine Viertelelle Leichenstein mehr oder weniger nicht ankommt."

Jeht erschien der erwartete Gask. Es war der Jngenieur Oberst Coutelle, ein bescheidener und geräuschloser Sterölicher, dessen Außenseite den reichen. Echat von Kenntnissen und Erfahrungen, welchen fein Inneres aufbewahrt, eben so wenig ankündigt, wie das Gefieder der Nachtigall den Zauber ihres Gefanges. Coutelle durchstrich acht Monate lang Ägypten, und benuste den altheiligen Boden, bes fonders in antiquarischer Hinsicht, ganz mit dem brens nenden Forschungs und Aufklärungseifer eines Der non. Seinen vielfach unternommenen Nachgrabun: gen verdankt man den sogenannten Sarkophag Alexanders des Großen, welchen er ungefäumt für das Mu

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fäum von Paris an Bord beförderte. Die Fregatte, der das Monument anvertraut wurde, gerieth, kaum ausgelaufen, schon englischen Kreuzern in den Wurf, die mit leichter Mühe sich ihrer bemeisterten. Diesem Ereigniß zu Folge befindet sich nun jener merkwürdige Fund in London, wo er noch immer fortfährt, den Federn der Alterthumsforscher vollauf zu thun zu ge ben. Viel Wissenswerthes erzählte der weitgewanderte Krieger von den Ruinen des hundertpfortigen Thebens. Noch besteht eine Doppelreihe kolossaler Sphinre daselbst, welche zu einem Tempel führen, dessen Reste für die Geschichte der urweltlichen Baukunst im höch ften Grade wichtig und aufklärend seyn müssen. Die Hieroglyphen der Obelisken zeigen sich daselbst nicht, wie an den ähnlichen Denkmählern der ägyptischen Vorzeit, welche das übermächtige Rom vom Nil an die Tiber verseßte, als Intaglios, sondern als Kameen gearbeitet, und in kubische Vertiefungen eingerahmt, worüber man mit flacher Hand hingleiten kann, ohne die Figuren (hautreliefs encaissés) ¡u berühren.

Auch einen Seitenlauf nach dem Berge Sinai hatte der merkwürdige Mann unternommen. Seine Reitgerte, die er vorzeigte, schnitt er von einem Strauche, der auf jenem, für die älteste Völkerhis storie classischen Boden ausschließend angetroffen und von den Franzosen Mosesruthe-(baguette de Moïse) genannt wird.

Noch entfaltete dieser Coutelle, als der Fürst ihn um die Ursachen der Abschaffung des Aerostaten

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