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tage in seinem hausse gehalten. Und weiln er aller Mittel entblösset, und diesem Schweitzer nicht länger beshwerlich sein durffte, wehre er genötigt dienste zu nehmen wo er einen herren finden konte. Ich antwortet Edelleute in dienst zu nehmen, ist eben so viel alss ihnen selbst dienen. Ach nein mein herr, sagt er, Ich will dem herren eben so wol dienen, alss der geringste Jungen, und soll mir kein dienst so gering oder gross seyn, den ich nicht mit aller trew und willigkeit verrichten will. Diese ant. wort dess Jungen gefiel mir wol, wie auch die manier seiner höfflicheit, damit er seine rede wuste vorzubringhen. Ich fragte Ihn, ob er zum studieren gehalten worden wehre, und ob er Latein reden konte. Er antwortet Ja, so ziemlich. Ich redete alssbald latein mit Ihm, und er antwortet auff lateinsch ziemlich expedit. Drauff gab Ich Ihm feder und papir, und hiess ihm etwas auff latein und teutsch schreiben. Diese handt gefiel mir alssbald uber die masse wol, iedoch nicht seine Physiognomie. Aber dieweil er scheinte eines hurtigen expediti ingenii zu seyn, und so eine Schöhne handt Schrieb, gedachte Ich er konte mir in abcopieren nützlich, seyn, und mir viele Mühe benehmen. Namm ihn also an zu meinem Jungen, theils auss mitleiden, bedenkende, man konte nicht wissen wie ess hente oder Morgen meinen Kindern gehen mochte, weiln Ich Ihn so zerrissen und nackend für mir sahe. Ich gab Ihm alssbald ein new kleid und Mantel von Bay, einen newen huet, hossen und Schuhe, und setzte Ihn alssbald zur arbeit, verschaffte Ihm eine Cammer und Bett oben auf dem palatio, und gab Ihm die Historia von S. Jeronimo, dass er für mir etwas darin lesen muste und alss ich Ihn fragte ob er mir dass Spansche wol abcopiiren konte, antwortet er, Warumb nicht? Also copiirte er mir ab die passage vom Closter Escurial, gahr Nett, wol ein zehen Bogen, die noch in meiner gewahrsahm seyn, die mir sonderlich dienstlich wegen dess Francisci Hernandez seiner Historia Mexicana, die in selbiger Bibliotecq wol in 10. oder 11. grossen Voluminibus auff gross real papir beschrieben, bewahret werden. Er hielt sich alsso in die 4.

wochen fein eingezogen, aber hernach, wenn Ich in der Stadt gegangen waer, spatzierte mein herr Urian auch herumb in die Stadt, undt schalt Ihn, und sagt Ihme dass Ich solcher nicht haben wolte, fragte, wass er in der Stadt zu schaffen hatte, und an welche øhrter er gienge. Er antwortet zu niemands alss zu dem Schweitzer. Wie, sagte Ich, hastu mit dem Schweitzer zu reden? du bist nun nicht mehr an dem Schweitzer sonder an mir gebunden, wenn du nötig hast ausszugehen in die Stadt, so sage ess mir erst an ehe Ich aussgehe, und komm auch alsdan geschwinde wieder zu hausse. Nach dieser reprimande hielt er sich fein zu hauss und wartet auff zu rechter Zeit dass licht anzuzünden gegen abendt, und hernach mir in meiner Cammer auf zu warten biss zu Mitternacht dass ich von Ihm zu Bette geholffen wurde. Aber nach 7. wochen uffwartung ward mein lieber Alexander unsichtbahr, und hatte den Schlüssel ausswendig in der Cammerthür gesteckt welches Ich sonsten ihm zu thuhen verbotten hatte, damit andre diener Ihn nicht verstöreten in seinem Schreiben. Ich schloss die Cammerthür auff, und fand alles richtig für mir, wass Ich Ihm unterhanden gegeben, und uber dass fandt Ich noch ein Portefoglie von seinem eigenen mit et lichen Papiren, worauff kleine argumenta, und Exercitia in Spanscher, frantzösischer und Italianischer Sprach geschrieben, und form an im Portefoglie, hatte er wol 10. und mehr mahlen geschrieben die Nahmen Alexander von der Meden, und Paulus Jaenss, welcher letzter Nahme sein rechter Nahme waer wie Ich nach vielen Jahren erst zu hamburg vernommen, und waer eines Priesters Sohn auss holstein, wovon Ich wo Ichs nicht vorgesse, an seinem Ohrt meldung thuhen wil. Ich klagte mich hieuber gegen dem Schweitzer, der ihn zu mir gebracht, aber antwortet mir, dass hätte Er Ihm nicht zugetrawet sondern dass er hatte allemahl gerühmet, und Ihm gedancket, dass er Ihn bey soeinen gueten herrn gebracht, und dass Ihm were gesagt, dass er mit einem Virey von Sicilien wehre weggereiszet. Ich gedachte, Ja Ihr solt wol selber Ihm nicht zu diesem dienst

geholffen haben, und sagte weiter, Nun er hat ein guet kleid von mir uber die haut gekriegt, dass er sich für einem Vornehmen herrn præsentiren mag, da weiset er mir dass hassen Panier. Aber gnug von diesem verlauffenen jungen auf dieszmahl. Ich muss nun ein wenig weiter sagen wie Ich mit unterschiedlichen Spanniern in kundschafft gerathen, dazu mir die erste anleitung gab unser fourirer von Coruña, Don Jorge. Er brachte mich erstlich zu einem Blass Alfonso, welcher in den Peruanischen Silber minen lang ein Officerer gewesen waer. Dieser zeigte mir unterschiedliche grosse Piñas wie ein Manskopff gross, welches sein grosse massa von Silber, auss dem Silberertz durch dass Quecksilber beneficiret, oder aussgezogen, und ein rarer Modus ist in Bergwercken, und in Europa nicht gebrauchlich, wiewol fast ein gleicher Modus bey den Goldschmieden in teutschland, auss Ihrer Krätze, wie sie ess nennen, dass gespillte silber durch dass Quecksilber in einer Muhlen zu samlen nicht unberkandt ist, welches sie nennen die krätze zu waschen. Ich fragte Ihn wass ein Centner Ertz durch die Banck reines Silber geben konten? Er antwortet 3. à 4. [per] C° drauff sagte Ich, so sind unsere Norwegische Silberminen ungleich viel reicher, die geben ordinairie 6. à 7. per C dessen er sich hoch verwunderte. Er erzehlte mir wie dass sie in Peru ein stroh oder Grass hatten, bey dessen flamme, sie besser schmeltzen konten dass ertz als bey holtz kohlen. Er ruhmte mir auch ein kraut, welches er nennete yerva de Paraguai sehr fürtreflich in Calculo und verstandenem Harn, wovon er mir ein gross Papir vol vorehrte. Und weiln andre Spanische Cavaliers auch bey Ihm wahren, so giengen die doosen mit Snufftaback, wie bey Ihnen gebrauchlich, in die gantzen compagnie rund herumb, und ward mir auch præsentiret. Ich, der ich niemals dess Tabackpulvers gebrauchet, namm auch ein weinig davon, wovon ich mich, nach dem ichs bey andren Spanniern auch gebrauchte, sehr wol in meinem gesichte befand, welches mir sehr Schwach geworden, durch dass kleine Schreiben insonderheit dess Nachts, in margine meines

Plinii. Nach der Zeit fing ich selber an mir ein Tabackpulver zu componiren und befand mich immer besser und besser in meinen augen, also das Ichs auff diese itzige stunde continuiret habe. Ich ward auch durch diesen Don Jorge zu eines Spannischen Secretarii fraw gefordert welche eine grosse ungemeine Inflammation in beyden Augen hatte, und waer von unterschiedenen Spanischen Medicis in langer Zeit ohne frucht mit inwendigen und ausswendigen medicamenten tractiret worden. Sie wahr zwaer von Natur eine recht schöhne fraw, aber dahmals gahr hasslich deszwegen sie beyde instandig meines Rahts begehrten. Ich entschuldigte mich anfanglich, sagend, dass dabey viele erfahrne Medici vorgeblich an gearbeitet hatten, ich mich auch befürchten muste, dass mir solches nicht nachgesaget würde. Der h. Secretarius antwortete, Ach was erfahrenheit, dass hab Ich und meine fraw erfahren, einer hat ess ärger gemacht alss der andere, Batt mich abermahl inständig, Ich wolte Ihr meinen rath mittheilen, denn wir wissen, sagt er, dass die teutsche bessere medicamenta haben als unsere Spanjer. Ich gedachte, wer weiss, Cott mochte mir die Gnade verleihen, dass Ihr durch meine Mittel mochte geholffen werden. und sagte Ihnen zu, Ich wolte mein bestes dran thuhen. Gieng drauff zu hausse und bereitete ein Augenwasser, und brachts Ihr nachmittag und unterwiese Sie, auff was weisse und wie offte ess solte gebraucht werden. Folgenden morgen besuchte Ich sie wiederumb, und fragte wie sie sich nach dem Wasser befunden hatte. Sie antwortet, Ach Ich hab'nun in die 3. Monathen und drüber nicht eine so ruhige Nacht gehabt und danckte mir sampt Ihrem herrn. Ich besahe Ihre Augen selbst, und befandt, dass der geschwulst der Augen glieder sich etwas gesetzet, befohl derhalben sie solte mit dem Wasser continuiren, Wie sie auch thath, und ward in die vierdte Woche mit Ihrer beyder gross vergnügen vollkömlich restituiret. Da sahe sie auss Andren Augen alss Anfangs. Eins tages da Ich sie noch in Ihrer kranckheit besuchte in Novembri Monat, sagt mir Ihr herr, Wir haben heute eine berübte Zeitung zu hoffe bekommen, dass gantz Portogal revoltiret

REVUE HISPANIQUE. XXIII.

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habe. Wie Ich zu hausse kamm sagt Ich solches dem Secretar. O. kraghen der gieng alssbald zum Ambassadeur hinein und referirte Ihm solches. Der Ambassadeur autwortet, Ja d. Sperling weiss viel wass in Portogall vorgehet. Zu Mittag da er Maelzeit halten wolte, und wir Ihm alle aufwarteten, und er sich nun gesetzet hatte, und nach seiner gewonheit zu sich rieff welche bey Ihm bleiben solten, rieff er auch mich, und unter dem Essen fragt er mich, Wie stehet ess zu in Portogal? Ich antwortet, So und so hab Ich gehöret. Er fragte von wehm? Ich sagte von einem Secretario zu hoff, dessen fraw Ich in die Cur habe. Er antwortet, Bin Ich doc noch gesterabeud spätt bey dem Conde Ducque gewesen, der wuste davon nichts, Ich hatte drauff nichts zu repliciren, alss dass die Zeitung heute frühe erst gekommen wehre. Nach mittag gegen dem Abend fuhr er nach hoffe zum Conde Duque. Mitlerweiln waer schohn dass gerüchte von dieser revolte, schohn uber der gantzen Stadt aber mit keinen umbständen. Der Ambassadeur kam spätt zu hauss, da sagte mir der Secretar. Kragh dass der Conde Ducque gesagt, Ess hatte nichts auf sich Ess würde bald wieder gestillet werden. Aber ess hatte so auff sich, dass dess andem tags die Zeitung kam dass die Portogiesen nicht alleine revoltiret, sondern auch schohn einen König sich erwehlet hatten, also dass biss auf den heutigen tag, diese Cron von Spanien separiret bleibet. Umb diese Zeit, wie Ich in dem garten unseres Palatii spatziren gieng, traff Ich an etzliche Mertzviolen blühende, samlete ein Büschlein davon zusammen, und gedachte ess den h. Ambassadeur zu præsentiren, weiln ess umb diese Jahrszeit eine raritet zu seyn mir bedauchte. Wolte ess doch ohne einem kleinen Epigrammate nicht uberliefferen. Dasselbe zeigte Ich erstlich dem Secretario Gölnitz, und weiln ess auff desz

1. Autre témoignage montrant de quel cœur léger le privado de Philippe IV reçut cette nouvelle extrêmement sérieuse : « he slighted it, saying that he [le duc de Braganza] was but Rey de Habas » (James Howell, Epistolæ Ho Elianæ Familiar Letters, etc., Lond. 1645, in-4o, section 6, p. 64).

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