Images de page
PDF
ePub

quem dum invitum traherent, inter manus eorum absentia maris extinctus est. «<

Zu den von mir zu Gervas. 1. c., von Gödeke in der historischkritischen Schiller-Ausgabe 11, 443 ff. und von Düntzer, Schillers lyr. Gedichte 2, 247 ff. angeführten ältern Schriftstellern, die Cola erwähnen, füge noch Scaliger Exercit. 262 und Raphael von Volterra bei Praetor. Anthropod. Pluton. 2, 159.

Auf folgende sehr merkwürdige Stelle des Paul. Diac. Hist. Lomb. 1, 6 macht mich ein hiesiger Freund aufmerksam : >> Affirmant esse et aliam hujusmodi voraginem inter Britaniam insulam Galliamque provinciam, cui etiam rei adstipulantur Sequanicae Aquitaniaeque littora, quae bis in die tam subitis inundationibus opplentur, ut qui fortasse aliquantulum introrsus littore repertus fuerit, evadere vix possit. Videas earum regionum flumina fontem versus cursu velocissimo relabi, ac per multorum millium spatia dulces fluminum lymphas in amaritudinem verti. Triginta ferme a Sequanico littore Evodia insula (heutzutage Alderney) millibus distat, in qua, sicut ab illius incolis asseveratur, vergentium in eamdem Charybdim aquarum garrulitas auditur. Audivi quemdam nobilissimum Gallorum referentem, quod aliquantae naves prius tempestate convulsae, postmodum ab hac eadem Charybdi voratae sunt. Unus autem ex omnibus viris solummodo, qui in navibus illis fuerant, morientibus caeteris, dum adhuc fluctibus spirans supernataret, vi aquarum fluentium abductus ad oram usque immanissimi illius baratri pervenit. Qui cum jam profundissimum et sine fine patens chaos aspiceret, ipsoque pavore praemortuus, se illuc ruiturum expectaret, subito quod sperare non poterat, saxo quodam superjectus insedit. Decursis siquidem jam omnibus, quae sorbendae erant, aquis, orae illius fuerant margines denudati. Dumque ibi inter tot angustias anxius, vix ob metum palpitans resideret, dilatamque ad modicum mortem nihilominus opperiret, conspicit ecce subito quasi magnos aquarum montes de profundo resilire, navesque, quae absorptae fuerant, primas emergere. Cumque una ex illis ei contigua fieret, ad eam ex nisu quo potuit apprehendit. Nec mora, celeri volatu prope littus advectus, metuendae necis casus evasit, proprii postmodum periculi relator existens. «<

Ist vorstehende Stelle des Paulus Diaconus die eigentliche Quelle der in Rede stehenden Sage und hat Schiller sie gekannt?

Zu dem Stoff von des letztern Taucher bemerkt Bujeaud, Chants et Chansons etc. II, 103: »Il en existe des variantes de province à province: En Saintonge, sur la côte, elle [cette ballade] est connue sous le titre de la reine Lenore, en Angoumois elle reparaît sous celui

de la fille du roi d'Espagne, tandis qu'en Poitou elle se chante sur le refrain: „J'aimerai toujours ma Nanon etc. "«. (s. II, 160 ff.).

In demselben Capitel, von andern Wunderdingen sprechend, erzält Mapes: >>In Britannia minori visae sunt praedae nocturnae militesque ducentes eas, cum silentio semper transeuntes, ex quibus Britones frequenter excusserunt equos et animalia et eis usi sunt, quidam sibi ad mortem, quidam indemniter. «<

Vgl. hierzu die Geschichte bei Gervas. S. 26 ff. »De Wandlebiria «< und dazu die Anm. (Die dort S. 127 nach Keightley angeführte Liedersammlung La Guzla ou Choix de Poésies Illyriques Paris 1827 hat sich als unächt erwiesen; s. Revue Archéologique 1869 p. 129 f.) Die der letztangeführten sich anschliessende Stelle über Herlathing ist zu Dist. I, c. II erwähnt worden.

Dist. IV, Cap. 16. De Sceva et Ollone mercatoribus.

Sceva und Ollo sind zwei Kaufleute und alte Freunde, von denen jener in Ravenna, letzterer in Pavia wohnt. Einst besucht Sceva seinen Freund und begegnet demselben unterwegs, der sich eben auf eine entfernte Messe begiebt und ohne umzukehren sich auch unter verschiedenen Vorwänden, namentlich aber, wie aus dem Folgenden erhellt, aus Knickerei, entschuldigt, Sceva nicht in sein Haus aufnehmen zu können. Dieser jedoch weiss sich gleichwol Aufnahme darin zu verschaffen und veranstaltet eine Reihe prachtvoller Feste, wozu er alle Welt einlädt, »ut tam uxor Ollonis quam omnes alii sempiternam optent Ollonis absentiam et praesentiam Scevae« und von denen auch Ollo vernimmt, ohne jedoch vor Sceva's Abreise heimkehren zu wollen um die Verschwendung seiner Habe nicht mit ansehen zu müssen, >> minus enim laedunt avaros invisa suarum rerum detrimenta quam visa «<. Inzwischen verführt letzterer die Frau Ollo's und bringt sie dazu, diesen, als er endlich doch nach Hause kommt, als einen Unbekannten und Fremden abweisen zu lassen, wobei sie auch durch die von Sceva bestochene Dienerschaft (Nicolaus und Christina, mit denen sich Ollo voi dem Hause in eine längere, aber erfolglose Discussion einlässt) sowie später durch die gleichfalls bestochenen Richter, Nachbarn und Freunde, an die Ollo sich wendet, unterstützt wird (non enim sunt firmae cum perversis moribus amicitiae), so dass dieser schliesslich um Frau und Vermögen geprellt ist und, an seiner eigenen Identität irre geworden, Weib und Haus anderwärts aufsuchen geht.

Kausler, Denkmäler altniederländischer Sprache und Litteratur bemerkt in seinen Nachweisen über das Gedicht »Van eenen verwaenden

coninc«, zu welchem Legendenkreise z. B. auch v. d. Hagen Ges. ab. no. 71 »Der nackte König« gehört, folgendes (III, 523): »Eine nichts weniger als legendenmässige, vielmehr zu einer Art grober Posse umgewandelte Behandlung des vorliegenden Stoffes scheint mir die bei Gualterus Mapes De Nug. Cur. Dist. IV, c. 16 mitgetheilte Erzälung. « Ob dies richtig ist, lasse ich unentschieden, weise aber andererseits auf die grosse Uebereinstimmung hin, welche zwischen der Erzälung des Mapes und einem Lustspiel Justesen's (geb. 1476, gest. 1577) herrscht, welches betitelt ist »>Karrig Niding «< (Geizteufel), zuletzt herausgegeben in >> Hieronymus Justesen Ranch's Danske Skuespil og Fuglevise. Udgivne ved S. Birket Smith. Kjöbenhavn 1876 «. Der Vorwurf ist folgender. Ein sehr grosser Knicker, Namens Niding, dessen steter Verdruss es ist, dass in seinem Hause zuviel gegessen wird, beschliesst, um zu sparen und sich zugleich den Klagen seiner Hausgenossen zu entziehen, sich auf einige Zeit fortzubegeben und die Schlüssel zu allen Speisebehältnissen mitzunehmen. In seiner Abwesenheit und während Weib, Kinder und Dienstboten in Gefahr sind zu verhungern, kommt ein Bettler, Namens Jep Skald, ans Haus (gaard) und bittet um Almosen. Da er aber hört, wie die Sachen stehen, tritt er selbst als Wolthäter auf, indem er den Inhalt seines Bettelsacks unter die Hausbewohner austheilt, und gewinnt dadurch die Herzen aller in so hohem Grade, dass Nidings Frau ihm die Rechte ihres Mannes einräumt und sie sowol wie das Dienstvolk beschliessen es so zu machen, dass Jep in Zukunft den wirklichen Hausherrn ersetzen soll. Man stellt sich in Folge dessen bei Nidings Heimkehr so an, als kenne man ihn nicht und als ob er fehl gegangen sei, auch das Haus nebst allem, was es enthält, nicht ihm sondern Jep Skald gehöre. Der Plan gelingt auch wirklich mit Beistimmung und Hilfe von Nidings gutem Freunde und Nachbarn Eubulus und nachdem jener sich mit seinen Knechten Knep und Tocki und seiner Magd Beengiaer, die ihn nicht erkennen wollen, erst längere Zeit an der Thür herumgezankt. Endlich gibt er nach, glaubt, was man ihm sagt, und zieht weiter, um sein Haus und seine Frau anderwärts zu suchen.

An der Identität des Stoffes von Mapes' Erzälung und dem Lustspiel Justesen's lässt sich trotz einiger Verschiedenheiten nicht zweifeln, wenn sich auch die sie verbindenden Mittelglieder nicht nachweisen lassen, nämlich solche, welche alle gemeinschaftlichen Züge jener enthalten; denn andere, denen namentlich aber die Abweisung des heimkehrenden geizigen Hausherrn fehlt, finden sich wol, und bereits in Pfeiffers German. 1, 262 (wo Ranch statt Rauch zu lesen ist) habe ich

auf die Verwandtschaft von Justesen's Lustspiel mit v. d. Hagen's Ges. ab. no. 36 »das warme Almosen «< sowie mit einer Reihe deutscher Volkslieder hingewiesen, von denen wenigstens eins (Uhland no. 285 >> Bettler <<) Justesen bekannt gewesen sein muss, da er eine Bearbeitung desselben in sein Stück eingelegt hat; dass jedoch die in dem Liede fehlenden Züge des letztern nicht von ihm herrühren, erhellt deutlich aus Mapes' Erzälung, wodurch sich das von Birket Smith a. a. O. S. LXXXI Bemerkte berichtigt. Ausführlicher dargelegt habe ich diesen Gegenstand in Kölbing's Englische Studien Band II, S. 20 ff.

[ocr errors]

Dist. V, Cap. 5. De primo Henrico rege Anglorum et Lodowico
rege Francorum.

In diesem historischen Capitel findet sich folgende Stelle:

>> Hujus praedicti Ludovici patrisque sui multa fuit in factis sapientia, simplicitas in dictis. Hic tantam Deo reverentiam habebat, ut quotiens aliquid emersisset causae, quod ipsum et ecclesiam contingeret, sicut unus canonicorum censura se capituli moderabatur et appellabat a gravamine. Mos ejus erat quod ubi sensisset somnum obrepere, quiesceret ibidem aut prope. Dormientem eum juxta nemus in umbra, duobus tantum militibus comitatum, nam caeteri venabantur, invenit comes Theobaldus, cujus ipse sororem duxerat *), et castigavit ne tam solus dormiret, non enim decebat regem. Ille respondit: »Dormio secure solus, quia nemo mihi malum vult.« Responsio simplex, puraeque conscientiae verbum. «<

Diese Antwort erinnert an díe Eberhards des Bärtigen von Würtemberg; vgl. Kirchhofs Wendunmut 3, 29 und dazu Oesterley (Litterar. Verein).

Dies ist das letzte derjenigen Capitel der Nugae Cur., die mir zur Anführung Stoff geboten haben. Auf der letzten Seite jedoch hat Wright noch ein Fragment »>Ex dictis W. Map<< mitgetheilt, wozu er bemerkt: >> The following fragment of Walter Mapes is found isolated in an early MS. (130 in Corpus Christi College) without any indication from whence it was taken «<. Den Inhalt bildet eine Fabel, und diese entspricht der des Waldis 1, 42 »Vom Hirsch vnd dem Ochssen «; s. dazu Kurz sowie Oesterley zu Kirchhofs Wendunmut 7, 106.

*) » Louis le Jeune married, in 1160, Alix daughter of Theobald the Great, count of Champagne, who was his third wife.«< Anm. Wright's.

Die Todten von Lustnau.

(German. XIII. 161 ff.)

Es war ehedem ein weitverbreiteter Glaube, dass aus dem jenseitigen Lande der Seelen oft einzelne derselben in das Diesseits kämen und da für längere oder kürzere Zeit ihren Aufenthalt nähmen. Kein Wunder auch; jenes Land galt ja als die eigentliche Heimat aller Menschen, aus der sie hienieden anlangten und wohin sie wieder zurückkehrten. Ob nun dies Land als das der Pitris oder der Elben oder als Engelland, Unterwelt, Todtenland oder sonst wie bezeichnet sei, es ist alles eins und will immer das Nämliche sagen. Die Weise nun, wie nach früherer Vorstellung die Seelen auf Erden ankommen, ist gewöhnlich Zeugung und Geburt; zuweilen aber auch ist es eine andere; so heisst Skeaf (Skiöldr) der Ungeborene wegen der Art, wie er anlangte; die Mahrten (d. i. Seelen) kommen aus England*), man weiss nicht wie. Zuweilen kommen auch Verstorbene zurück und nehmen, wenn sie nicht blos als Schatten umherwandeln, zeitweilig auch ihren irdischen Leib wieder an, den sie dann aufs neue früher oder später verlassen. Charakteristisch ist hierbei die Vorstellung, dass die auf ungewöhnlichem Wege auf Erden Anlangenden oder Zurückkehrenden nicht nach ihrer Heimat gefragt sein wollen, als ob sie die Erinnerung daran mieden, indem durch eine derartige Frage eine unwiderstehliche Sehnsucht nach derselben erweckt und sie so zur Heimkehr veranlasst werden könnten. Dem Verbot einer solchen Frage begegnen wir gleichfalls bei Skéaf und in der von demselben ausgegangenen Schwanrittersage, so auch bei J. W. Wolf. N.S. S. 680**) und in der Zimmerischen Chronik I, 27 f.; bei A. Kuhn, Märk. Sag. no. 185 verschwindet die Mahr auf die Frage, woher es komme, dass sie eine Mahr geworden sei. Die Heimat Skéafs, des Schwanritters, der Mahr aber ist das Geisterreich, die Unterwelt, das Todtenland. Für dieses tritt oft ein Wald oder ein Haus im Walde ein (W. Müller in Pf.'s German. 1, 422), und deshalb wird auch ein Wirthshaus am Rande eines Waldes als der Ort genannt, von wo Edrik der Wilde (ein vornehmer Angelsachse zur Zeit der Eroberung) des Nachts von der Jagd zurückkehrend das elbische Weib aus dem Kreis der mit ihr tanzenden Gefährtinnen raubt. Am vierten Tage nachher nun sagt sie zu ihm: »Salve, dulcissime mi, et salvus eris, et prospero statu personae rerumque gaudebis, donec impropera

S. Mannhardt, Germ. Mythen im Reg. s. v. Engelland.
aus dem Spec. nat. 1. II, c. 126, nicht 1. III.

« PrécédentContinuer »