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La porte s'ouvre et toutes sortent les unes après les autres. A chaque jeune fille qui passe, le père adresse à son futur gendre cette question : 'Est-ce celle-ci que vous désirez pour votre épouse?' 'Non', replique le jeune homme. La demande et la réponse se renouvellent jusqu'à ce que la fiancée, qui est toujours la dernière, se présente. Dès qu'il l'aperçoit, - 'Voici celle que j'ai choisie' s'écrie le jeune homme. 'Prends-la donc, repond le père, et il réunit l'une dans l'autre les mains des futurs.« Wahlen, Mœurs etc. Europe. p. 326 f. Ein anderes Beispiel aus der Gegend von Saarlouis s. Ztschr. f. d. Mythol. 1, 397. Dieses Herausfinden der Rechten ist ein in Märchen. und Sagen weitverbreiteter altmythologischer Zug; s. Grimm KM. No. 62; Simrock, Der gute Gerhard S. 146; ferner bei Somadeva s. Brockhaus in den Ber. der phil.-hist. Classe der königl. Sächs. Ges. d. Wissensch. 1861, S. 225 f., in einer Sage aus Celebes bei A. Kuhn, Herabk. des Feuers S. 89, u. s. w. Mit den hierhergehörigen von Simrock a. a. O. erwähnten Mythen von Njörðr und Skaði sowie von Hadding und Regnhild vergleicht sich die französische Sitte in Berry, auf die F. G. Bergmann, Les Gètes etc. p. 249 gelegentlich dieser Göttersage hingewiesen hat: »>Quand sonne l'heure du repos pour les époux, on fait ranger par terre toutes les femmes de la noce ensemble et sur le dos; on les déchausse de leurs bas et de leurs souliers; on les cache toutes d'un drap depuis la figure jusqu'aux mollets exclusivement, qui seules restent découverts. Dans ce pêle-mêle de jambes nues, le mari doît reconnaître sans se tromper celles de sa femme. S'il met la main dessus, il a le droit d'aller se coucher immédiatement; sinon, son bonheur est renvoyé à la nuit du lendemain. 'Felix Pyat, Les Français peint par eux-mêmes. T. II p. 329.

Weiterhin führt Usener an (S. 192 f.), dass man in Oberitalien zur Zeit der Mitfasten den Vorübergehenden Eselsköpfe von Papier an den Rücken anzuheften sucht. >>Die römische Strassenjugend dagegen schneidet zu diesem Zweck Treppchen oder kleine Leitern aus Papier zurecht. In Trastevere pflegt man um dieselbe Zeit einen unter irgend welchen Vorwand zu veranlassen, eine Leiter zu einem Nachbarn zu tragen; sobald er sich mit dieser in Bewegung gesetzt hat, ruft man es brennt, es brennt' und der Gefoppte, den man mit Wasser zu begiessen sucht, wird der Täuschung inne.<< Hierzu bemerke ich zuvörderst, dass am vierten Sonntag der Fastenzeit die Strassenjugend in Lancashire ehedem den in die Kirche gehenden Frauen heimlich ein Stück buntes Tuch an die Kleider zu heften pflegte; dass man zur Carnevalszeit in Modica (in Sicilien) den Vorübergehenden, besonders

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aber den Frauen irgend etwas Schmutziges, z. B. einen alten Lumpen, einen Lämmerschwanz, eine todte Maus und drgl. an die Kleider hängt, wobei die es Sehenden rufen: »Jetzt hat sie es hängen, die schlampige Liese!« (Ah, ca l'ha appisa La Giarratanisa!), s. Guastella, L'Antico Carnevale della Contea di Modica. Modica 1877 p. 29; endlich dass man in den drei letzten Tagen des Carneval auch in Portugal den Personen auf der Strasse hinterwärts einen langen Papierstreifen anhängt und das gemeine Volk ihnen dann nachruft 'rabo leva!' (d. i. er trägt einen Schweif); s. Harland und Wilkinson, Lancashire Folklore. London 1867, p. 225. In Madrid hingegen spielt die obenerwähnte Leiter an einem früheren Feste, nämlich am Dreikönigsabend eine grosse Rolle; denn von einer Schaar Strassenbuben begleitet, welche Windfackeln tragen und mit Trommeln und Schellen einen Höllenlärm machen, durchzieht ein Galicier mit einer ungeheuren Leiter die Strassen jener Stadt, indem man ihn glauben macht, er müsse auf diese Weise die Ankunft der drei Könige erwarten, die natürlich nicht kommen, so dass er am folgenden Morgen tüchtig ausgelacht wird, obschon mancher Galicier nur so den Einfaltspinsel spielt um ein gutes Abendbrot und ein paar Pesetas zu erhaschen; s. Composiciones Jocosas etc. o sea Coleccion etc. publicada por A. Hermann. Lipsia 1861, p. 153 f. Was nun den Höllenspectakel betrifft, so finden wir denselben in Rom um die nämliche Zeit, aber dort zu Ehren der Befana (Usener S. 196 f.); hinsichtlich der in Rom und Madrid zur Verspottung gebrauchten Leitern aber will ich bemerken, dass sie ihr Analogon oder wahrscheinlich ihre Erklärung in jenen Leitern finden, die auf römischen Amuleten zur Abwehrung des bösen Blickes vorkommen, zu welchem Zwecke bekanntlich jede Art von Verhöhnung oder Impertinenz diente; s. Jahn, Ueber den Aberglauben des bösen Blicks bei den Alten S. 93 ff. Wenn jedoch Usener S. 193 weiter bemerkt: >>Der Zusammenhang mit dem Zersägen der Alten wird durch einen Scherz deutlich, den man in Neapel freilich nicht zu Mitfasten, sondern wie bei uns am 1. April ausübt; die Knaben schneiden Tuchlappen zur Gestalt von Sägen und beschmieren sie mit Gyps; mit diesen 'Sägen' schlagen sie den Vorübergehenden auf den Rücken und diese tragen so das Bild einer Säge mit sich davon «, so möchte ich dagegen bemerken, dass diese Sägen vielmehr den oben erwähnten Treppchen oder kleinen Leitern der römischen Strassenjugend entsprechen, da das Blatt einer Säge einer kleinen Treppe sehr ähnlich sieht, und dass sie also mit dem Zersägen der Alten in keiner näheren Verbindung stehen; sie sind eben auch nur eine Neckerei oder Verhöhnung.

Dass zu Vaihingen an der Ens am Abend des Maientages (1. Mai), der dort festlich begangen wird, ehedem die Burschen Mädchenröcke und die Mädchen Mannskleider trugen (Usener S. 195), weist gleichfalls auf uralten weitverbreiteten Religionsgebrauch hin; denn was Deutschland betrifft, so meldet schon Tac. Germ. 43: »Apud Naharvalos antiquae religionis lucus ostenditur. Praesidet sacerdos muliebri ornatu.<< Ausserdem bemerke ich, dass in der Woche vor Ostern die jungen Burschen in Ost-Lancashire aufs beste herausgeputzt in Abtheilungen von fünf oder sechs auf dem Lande umherziehen, um kleine Geschenke einzusammeln, namentlich Eier; sie sind von einem Lustigmacher (fool oder toss-pot) begleitet, und während die einen auf Instrumenten spielen, tanzen die übrigen. Gelegentlich schliessen sich ihnen auch junge Frauenspersonen an, in welchem Falle letztere Männerkleidung, die Burschen dagegen Frauenkleidung tragen; s. Harland und Wilkinson a. a. O., p. 231; s. ferner über diese Kleidervertauschung Bachofen, Mutterrecht im Register s. v. Gewänder, bes. S. 72. 233. 356; dessen Tanaquil S. 52, Anm. 19; Menzel, Vorchristliche Unsterblichkeitslehre 1, 170; Chwolsohn, Die Ssabier und der Ssabismus 2, 731, Anm. 95; vgl. auch Bastian und Hartmann's Ztschr. f. Ethnol. 1, 88. 425; Mannh., Baumk. S. 412.

Bei der Säcularfeier und wahrscheinlich vor der ersten Nacht derselben fanden zu Rom Vertheilungen von Weizen, Gerste und Bohnen statt, ebenso auch von Gerste und Hülsenfrüchten bei der symbolischen Beerdigung der Xapíλa (Volkserfreuende, Volksfreude), welche den neunjährigen Cyclus der Delphier abschloss, und hiermit steht ferner ein Fest der römischen Jahresgöttin Anna in Verbindung, welche in Gestalt einer armen alten Frau einstmals der hungernden plebs auf dem Mons sacer durch ihre Kuchen das Leben fristete (Usener S. 203—205. 208). Hierbei erinnere ich zunächst daran, dass auch bei den Floralien Bohnen und Erbsen unter das Volk geworfen wurden, sowie andererseits Bertha »>die gute Frau«, die »bonne dame« und ebenso ihr Urbild Berchta eine besonders freundliche Gesinnung gegen das arme Volk zeigen, dessen jährliche Speisung sie anordnen und worüber sie an den betreffenden Festtagen streng wachen; s. Simrock, Myth.4, S. 394 f. Der noch jetzt den Armen verabreichte >> süsse Brei« wird aus Erbsen und Heidegrütze gekocht; Grimm DS., No. 267. In allen den hier genannten sowie in noch andern mythologischen weiblichen Gestalten oder Göttinnen » sehen wir nur einzelne Seiten und Erscheinungen dargestellt, die zusammengenommen einst das Wesen der geheimnissvoll wirkenden Erdgöttin ausmachten, der grossen Lebensmutter, die, Segen und Fruchtbarkeit spendend, selbst als Todesgöttin nicht verderblich

wirkt, indem sie die Seelen der Verstorbenen in ihren mütterlichen Schoss zurücknimmt.« Simrock a. a. O. S. 310. Vgl. meine Anzeige von Bachofen's Tanaquil in den GGA. 1870, S. 736 f.

Die eben erwähnte römische Anna hatte auch den Beinamen Perenna, und Usener sucht nachzuweisen, dass ursprünglich den Römern Anna und Perenna oder Anna Perenna zwei getrennte Cultusbegriffe waren das laufende Jahr mit seinem Segen und das abgelaufene Jahr << (S. 208). Diese Zerlegung der einfachen Göttin in eine zweifache wird sehr zweifelhaft, wenn Anna Perenna identisch ist mit der indischen Annapurna, ein Beiname der Göttin Durgâ (s. Roth und Böhtlingk, Sanskritwb. S. 1000), welcher bedeutet »voll von Speise«, also der Speisegeberin Anna und den ihr als solcher verwandten oben angeführten Göttinnen genau entspricht. Das Fest der Annapûrnâ als Göttin des Ueberflusses wird mit Schmausereien gefeiert und sie selbst mit strotzenden oder zallosen Brüsten dargestellt (s. Inman, Ancient Faiths 2a ed. Lond. 1872. I, 83. Cox, Mythology of the Aryan Nations. Lond. 1870. I, 433), wozu noch kommt, dass Durgâ, wie Usener selbst nach Bohlen anführt (S. 189; vgl. hier den Aufsatz ‘Tammûz-Adonis3 S. 256), bei einem ihrer Feste in feierlichem Umzuge umhergetragen und dann in den Ganges geworfen wird, wie auch Anna in dem Fluss Numicius ertrinkt. An der Identität der Anna Perenna und Annapûrnâ lässt sich also kaum zweifeln und erstere darf daher nicht in zwei Göttinnen zerlegt werden, was jedoch nicht hindert, dass römische Alterthumsforscher, wie Varro oder auch selbst theilweise das Volk, in jener Göttin sowohl eine Anna wie eine Perenna oder Peranna mochten erkennen wollen. Die Frage aber, ob das lat. annus und das sskr. anna mit einander etymologisch verwandt sind, wage ich blos aufzuwerfen, die Entscheidung competenterem Urtheil überlassend; nur möchte ich meinen, dass die Begriffe Speise, Getreide, Ernte, Jahresfrucht, Jahr (annus - annona) einander nicht zu fern liegen und also wol annus aus anna oder einer ähnlichen arischen Wortform hervorgehen konnte.

Dass die Römer bis auf die Zeit Caesar's ihr Jahr mit dem März begannen, ist bekannt, und im März auch nehmen die irdischen Vertreter des jungen Jahresgottes (Mamers, Mars), nämlich die Salier, die Auspeitschung und Austreibung des alten und abgelebten Jahresgottes, des Mamurius Veturius, vor (Usener S. 218). Neben der Austreibung des letzteren mag aber auch im alten Italien eine Steinigung desselben stattgefunden haben, wie aus der in der Augsb. Allg. Zeitg. 1873 Beil. zu No. 310 S. 4703 f. gegebenen Schilderung eines Festes hervorzugehen. scheint, welches bis zum J. 1846 zu Alatri (in der römischen Cam

pagna) gefeiert wurde, in diesem Jahre aber nach dem Besuch Gregor's XVI. aufhörte. Es heisst dort so: »Am Tage des S. Sixtus, am 28. März, in erster Frühe, zogen die Bewohner der Piagge, 'I Signori della festa' genannt, nach dem Kirchlein Nostra Donna, das in dem Thälchen liegt, welches die Einsenkung zwischen dem Stadtberge und dem Hügel des romantischen Kapuzinerklosters bildet. Dort hörten sie die Messe und stiegen dann in feierlichem Zuge hinauf nach der Porta Bellona (die heutige Porta San Pietro), gefolgt von vielen Knechten und Kindern und Freunden, welche Körbe trugen, gefüllt mit Steinen und Scherben. Von der Porta Bellona kamen ihnen die Bewohner der Città Vetere mit ähnlicher Ausrüstung entgegen, und hier bearbeiteten sie gemeinschaftlich ein Reliefbild an der Cyclopenmauer, welches von Alters her den Namen Marzo führte. Dann ging es in grossem Pomp nach dem Dome, wo Hochamt gehalten wurde; nach diesem aber begann ein feierlicher eigenthümlicher Tanz auf dem Domplatz über den alten Mauern, und in andern Volkstänzen, in Wein, Gesang und Freude schloss dieses sonderbare Fest mit Sonnenuntergang ab. Dies und noch manche Einzelheiten erzälte man uns; ich wurde neugierig, den Ort der alten Göttersteinigung zu sehen; denn ein Gott war gesteinigt worden, so viel wurde mir klar, oder ein Götzenbild, wenn du willst, lieber Christ. Man führte uns also vor die Porta S. Pietro, und es ist links vom Eingang in einem der mächtigen Blöcke noch eine Erhöhung, an welcher und um welcher man deutlich die Spuren der durch Jahrhunderte jedes Jahr wiederholten christlichen Steinwürfe erkennen kann: das war Marzo. Rechts am Eingange, durch eine Mauer von der Strasse getrennt, ist der Pendant des Mars, eine Relieffigur, uns als Aprile bezeichnet. Sie ist ungefähr zwei Spannen hoch, auch stark verwittert, doch immer noch in ihren Formen erkennbar. Sie gleicht genau einem Zappelmann, dem eben Arme und Beine mit Hilfe des Fadens auseinander gezogen sind. Was es aber in Wahrheit in jenen cyclopischen Zeiten vorstellte, wer mag das wissen? Jedenfalls sind es uralte Zeugnisse der Anfänge der Sculptur.«*)

Was den 'Zappelmann' mit ausgestreckten Armen und Beinen betrifft, SO bietet er allerdings ein Zeugniss der genannten Art und mögen sich wol noch viele dergleichen hier und da vorfinden, namentlich aber fiel mir, als ich das obige las, dabei alsbald die ganz ebenso gebildete, aus dem deutschen Heidenthum stammende männliche Figur ein, welche unmittelbar über dem Haupteingange der Kapelle zu Belsen zu sehen ist. Einer zweiten, oberhalb derselben befindlichen Figur hängen dagegen die Arme am Leibe herab. Eine genaue Abbildung dieser Seite der Kapelle bietet Theophil Rupp in seiner Abhandlung 'Aus der Vorzeit Reut

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