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menden Warnung sich an bestimmten Tagen nicht zu baden; Wuttke § 11. 42. 91. 464; Grimm DM. 462, wo bemerkt ist, dass dies auf wirkliche, den Flussgeistern in uralter heidnischer Zeit gebrachte Menschenopfer hinweist. Vielfache Sagen von dergleichen Opfern sind Gervas. S. 136 angeführt; s. auch J. W. Wolf, Beitr. z. d. Myth. 2, 301 f. Bemerkenswerth ist ein Zulumärchen bei Callaway 1, 339 ff., woraus hervorgeht, dass nach dem Glauben der Zulu im Wasser ein Thier (eine grosse Schildkröte) lebt, welches den Schatten des Hineinblickenden packt, so dass er hineinzugehen sich getrieben fühlt, und ist er darin, von dem Thier, das sich dann zeigt, gefasst und gefressen wird; man soll daher nicht in einen dunkeln Pfuhl blicken. Von zweien Mädchen, denen es eines Tages war, als würden sie gerufen und die in Folge eines unwiderstehlichen Zuges ins Wasser gingen, rettete ihr Vater zwar die eine dadurch, dass er sich hineinwerfen liess und das Thier sie beim Fressen desselben losliess; jedoch war sie von der Zeit ab irrsinnig. Besonders auffallend ist, dass diese beiden Mädchen einen Ruf vom Wasser her zu vernehmen glaubten, wie dies bei fast allen oben erwähnten nordeuropäischen Sagen vorkommt; und auch bei den Zulu werden die Flüsse an gewissen Tagen gemieden, so dass sich also ein gleicher Ursprung des Zuluglaubens, nämlich ehemalige ins Wasser geworfene Menschenopfer, wol annehmen lässt, falls nicht etwa die im Wasser sich zeigenden Spiegelbilder ihn hervorgerufen, obwol in dunkeln Gewässern sich solche am wenigsten deutlich zeigen.

198. Bildet sich ein Kreis in der Rauchsäule, während man raucht, so muss man danach greifen; dann erhält man ganz gewiss Geld. Dieser Kreis oder Ring heisst der Glücksring'. Kann man mit dem Finger durchstechen, so hat man Glück.

199. Soviel Tropfen Blutes man von einer getödteten Fledermaus auf Seide fallen lässt, soviel Seelen entreisst man dem Teufel. Einige behaupten aber, die Fledermaus habe nur einen einzigen Tropfen Blut.

200. Der Teufel tanzt, wenn man mit Messer, Gabel und Löffel auf dem Tisch klappert. Vgl. 172.

In England muss sich ein ähnlicher Aberglauben finden oder gefunden haben, wie ich aus dem Ausdruck the devil's tattoo folgere, womit man das Trommeln mit den Fingern oder dem Fuss bezeichnet.

201. Man darf nicht die Daumen (oder die Hände) um einander drehen; weder nach der Brust zu, denn so citiren die Hexen den Teufel; noch von der Brust weg, denn so entlassen sie ihn.

202. Verirrt man sich, so braucht man bloss ein Kleidungsstück, das man am Leibe hat, umzukehren; dann kommt man wieder auf den rechten Weg.

203. Wenn man einen Thauwurm' (Dugorm) sieht, sagt man: » Thauwurm, Thauwurm! befrei mich vom Hauwurm (Natter, Hugorm), dann sollst du wollene Kleider für den Winter bekommen.« Mit diesen Worten zupft man etwas aus seinen Kleidern und legt es auf den Wurm.

204. Speise, die eine Frau, Mutter von drei (aber nicht mehr) hintereinander geborenen Knaben, bereitet hat, besitzt eine heilende Kraft.

205 a. Leidet Jemand an allgemeiner Schwäche (Mosot), so holt man von einem Nachbar einen Bissen Flachbrod mit einer Laus und gibt ihn ihm. b. Leidet Jemand an Appetitlosigkeit, so gibt man ihm drei Läuse zu essen, dann kommt der Appetit wieder.

206. Ein probates Mittel gegen Reissen in den Handgliedern (Chiragra, Jöira) ist folgendes: Man sucht einen Strohhalm mit drei Gliedern (Knoten) und holt dann drei Brüder. Diese gehen demnächst in ein Haus mit drei Thüren, die einander gegenüber liegen, und der eine legt den Halm quer über die Schwelle der ersten Thür. Die beiden andern halten hierauf denselben an beiden Enden, während jener den Halm mit einem Zinnteller an dem einen Gliede durchhaut und dabei sagt: »Jetzt hau ich das Reissen!« wobei der zweite Bruder antwortet: >> Das Reissen ist gehauen!« Eben dasselbe geschieht bei den beiden andern Thüren, so dass der Strohhalm an allen Gliedern durchgehauen wird. Der Kranke wird dann bald gesund.

207. Ist das Zäpfchen im Halse gefallen, so zieht man plötzlich und heftig das Haar auf dem Schädel. Dort befindet sich nämlich ein einzelnes Haar, welches mit dem Zäpfchen in Verbindung steht, und trifft man dieses, dann geht das Zäpfchen wieder hinauf. Nach einigen muss dies nur von einer Frau geschehen, die ihr Kind im Bette todtgedrückt hat.

208. Hat man sich in den Fuss gehauen, so darf man das Loch im Strumpfe nicht eher stopfen, als bis die Wunde geheilt ist; sonst heilt sie nicht.

209. Hat man einen schlimmen Hals, so bindet man den Strumpf, den man am linken Fuss getragen, auf solche Weise um den Hals, dass der unterste Theil des Strumpfes gerade mitten unter dem Kinn zu liegen kommt.

» Halsschmerzen und Heiserkeit heilt man, wenn man sich Abends einen linken oder umgedrehten Strumpf um den Hals bindet«. Wuttke § 537. Wie so manches oder vielleicht vieles, was für Aberglauben gilt, keineswegs solcher ist, so deutet auch in dem vorliegenden norwegischen und deutschen Verfahren nur das 'link' auf dergleichen hin*); das Umdrehen dagegen (welches sonst allerdings im

*) Ueber link s. Bachofen, Gräbersymbolik und dessen Mutterrecht, beide im Reg. s. v. .Links; Pott, Zählmethode S. 258; Ztschr. f. Ethnol. Bd. V, Anh. S. (26 ff.). Von dem altpers. König Dschemschid geht die Sage, dass er der linken Hand den Vorzug verliehen, den sie noch heutzutage im Orient bewahre; Cardonne, Mél. de

Aberglauben oft genug vorkommt, s. Wuttke im Register s. v. Umkehren, Umdrehen soll vielleicht den Schweiss des Fusses mit dem Halse in nähere Berührung bringen; deshalb muss der Strumpf auch Abends umgebunden werden. Auch ist nicht zu übersehen, dass man gewöhnlich einen wollenen Strumpf dazu nimmt, der den Hals desto wärmer hält. So wenigstens hörte und lernte ich dies Heilverfahren in frühester Jugend in Schlesien von meiner seligen Mutter und habe es seitdem gar oft angewandt und probat gefunden. Uebrigens bemerkt Wuttke selbst (§ 256) »Muss doch sogar der tüchtigste und wissenschaftlich hochgebildete Arzt Wirkungen von Mitteln anerkennen, wo er nur von bewährter Erfahrung, nicht von Begreifen reden kann; und das ist wahrlich ein schlechter Arzt, der nur solche Erscheinungen anerkennt, die er auch wirklich begreift; die Zukunft hat auch noch ein Recht. «<

210. Wenn man einen 'Todtenkuss' (Daukjys, eine schlimme Lippe) bekommen hat, so soll man das Kachelofenrohr dreimal küssen; dann heilt die Lippe.

211. Wasser, das gegen Norden läuft, hat eine heilende Kraft. Vgl. 84.

212. Den Zahnschmerz kann man ebenso wie andere Krankheiten weglesen und wegschreiben. Wer dies versteht, schreibt im letztern Falle einige Worte auf einen Papierstreifen, der in Branntwein getaucht und von dem Patienten aufgegessen wird. Man erzält, dass Jemand, der einen solchen Zettel erhalten hatte, ihn wieder aus dem Munde nahm um zu sehen, was darauf geschrieben war; da las er denn die Worte: »Der Teufel helfe mir«. Mehr stand nicht darauf.

»Einem den höhern Ständen angehörigen Manne, der mit heftigen Zahnschmerzen gequält war, schrieb Jemand einen Zauberzettel und hiess ihn denselben in die Tasche stecken. Augenblicklich hörten die Schmerzen auf; er erzält es voller Freude; gefragt, ob er den Zettel gelesen, nimmt er ihn heraus und liest : 'In der Hölle sehen wir uns wieder. Entsetzt zerreisst er den Zettel und die Schmerzen sind wieder da« Wuttke § 510; dieser Vorfall wurde ihm aus Würtemberg mitgetheilt. Dass die Mittheilung auf einem wahren Ereigniss beruhte, wird durch die obige aus Norwegen mehr als zweifelhaft; sie scheint vielmehr auf einer wandernden Sage zu beruhen.

213. Ein anderes Mittel besteht darin, dass der Patient folgende Worte nachspricht, die ihm vorgesagt werden: >>Zahnschmerz ist eine Teufelsplage für den, der ihn hat; aber ich habe ihn nicht. Was Teufel schreist du denn dann?« Hat man dies nachgesprochen, so hört der Zahnschmerz auf.

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Litt. Orient. La Haye 1788 p. 82 Sur le danger d'attacher etc.' Letzteres wird auch bestätigt durch folgende Angabe: »>When the King (of Siam) has two principal Queens they bear the titles of Queens of the left and right. The dignity of the left is the more honorable«. Alabaster, The Wheel of the Law. Lond. 1871 p. 188.

Vgl. Wuttke § 27. »>Man fragt den Leidenden, ob er Zahnschmerzen habe und spricht auf sein 'ja' mit barscher Stimme: das ist nicht wahr; das ist dennoch nicht wahr!'» Von Most (Symp. 118) als bewährt gefundenes Verfahren, wozu folgendes aus Wärend stimmt. >> Wenn Jemand über Zahnschmerzen, Ohrenzwang, Zungenbläschen, Sodbrennen, gefallenes Halszäpfchen u. s. w. klagt, dann soll ein anderer zu ihm sagen: 'Das war gelogen!' und der Schmerz soll dann vergehen.« Hyltén-Cavallius 1, 383.

Deutscher Aberglaube.

1. Man darf nicht mit dem Finger nach dem Himmel oder nach der Sonne, dem Monde oder den Sternen weisen, sonst sticht man die Englein todt oder der Finger fault ab u. s. w. Wuttke § 11. >>L'expression San-Kouang (les trois clartés) designe le soleil, la lune et les étoiles ... C'est leur manquer de respect que de les montrer brusquement du doigt. « Bastian in Ztschr. f. Ethnol. 4, 362. Aber auch auf den Regenbogen darf man gleicherweise nach chinesischem Aberglauben nicht mit dem Finger zeigen, ebensowenig wie nach deutschem (Grimm DM. 695) und indischem: »The iris is Indra's bow which it is not auspicious to point out «; Moor's Pantheon p. 260. Bei den Kinai (Kenai) in Alaschka u. s. w. » darf man ja nicht, sobald die Sonne sich zeigt, mit dem Finger auf sie hinweisen; sie könnte böse werden und wiederum Regen kommen «. Leop. Radloff's Wörterb. der Kinai-Sprache, herausgeg. von A. Schiefner. Petersb. 1874 Mém. de l'Acad. XXI S. VII. Nach dem Glauben der Eskimo werden die Inua's (die Beherrscher der einzelnen Theile der Welt) erzürnt, wenn man lächelt oder auf sie zeigt u. s. w. Rink, Supplement S. 198.

2. An jedem Sonntag (in Schlesien am Ostersonnabend) muss die Sonne etwas scheinen, damit Maria ihren Schleier trockne, ganz wie bei Holda (Frau Holle), die auch zum Sonntag ihren Schleier trocknen muss. Wuttke § 23. 27. Nach sardinischem und sicilischem Volksglauben muss die Sonne am Sonnabend scheinen und nach letzterm wenigstens siebenmal zum Vorschein kommen. Pitrè, Proverbi e Canti pop. siciliani. Palermo 1869 p. 15.

3. Die Geister haben nur eine andere Leiblichkeit als die menschliche, sie essen, trinken, schlafen, haben oft auch Ehe und Kinder, können allenfalls verwundet, ja getödtet werden. Wuttke § 47. Diese Tödtung von Geistern findet sich schon bei den Griechen; s. Gervas. S. 128; vgl. 195 und Preller, Röm. Myth. S. 463 (2. A.); ferner Tylor, Anfänge u. s. w. Deutsch 2, 22, wo diese Vorstellung auch

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bei den Grönländern, Guinea-Negern und Fidschi-Insulanern nachgewiesen und weiter besprochen wird. Man begegnet derselben aber auch an andern Orten; nach Schiefner's Heldensagen der Minussin'schen Tataren Petersburg 1859 passim cf. S. XX können die grausenhaften Bewohner der Unterwelt getödtet werden und die Geister der ihre Feindschaft fortsetzenden Helden dort nochmals ihren Tod finden. So auch wird das Gespenst eines gewissen Skeljungr von einem Manne, Namens Grimr, besiegt und verbrannt, s. Maurer, Isländ. Sagen S. 67, und ein anderes von siebzehn gleichartigen Kameraden aufgefressen; Arnason 1, 346. In dem neugriechischen Liede bei Passow No. 514 wird ein Gespenst (ototyεtó) im Kampf von dem tapfern Gianis getödtet, und nach grönländischem Glauben können die Angiak genannten Gespenster (die aus heimlich geborenen und ermordeten Kindern entstehen) gleichfalls getödtet werden. >>Dimissis comitibus adversum obscaenissimas portentorum catervas noctem dimicando permensa (Svanhvita), luce reddita, varias larvarum formulas et inusitata specierum figmenta passim arvis incidisse cognoscit . . . quas in struem congestas ingenti pyra accensa cremavit«<. Saxo 1. I, p. 22 Francof. 1576.

4. Eine Eule mit ausgebreiteten Flügeln ans Scheunenthor genagelt schützt vor Bezauberung und Blitz. Wuttke § 165. - Vgl. Apul. Met. 1. IV, p. 218 Oud.: »>Quid, quod istas nocturnas aves, quum penetraverint Larem quempiam, sollicite prehensas foribus videmus adfigi, ut quod infaustis volatibus familiae minantur exitium, suis luant cruciatibus?«<

5a. Die Hexen heissen auch Thaustreicherinnen, weil sie am Johannistage den Thau von den Wiesen sammeln. Wuttke § 209. Vgl. Grimm DM. 1026. Nach französischem Glauben treiben Männer diesen Zauber. »>Les pratiques du caillebotier tendent à soustraire à son profit, ou au profit de celui qui le paie, tout le lait des vaches, tout l'embonpoint du bétail du premiér venu. Pour cela faire, il met en oeuvre une foule de procédés dont voici les principaux . . . Le jour de la Saint-Jean, quelque temps avant le lever du soleil, il parcourt. tous les prés tous les pâtis de son voisinage, recueille dans chacun une certaine quantité de rosée, et, à son retour, en asperge les lieux où paît d'habitude son bétail «. Laisnel de la Salle, Croyances etc. I, 238. Diese Thaustreicher heissen auch ramasseu' de rosée. Illustration 25, 109.

5. Verschiedene Sprüche gegen die Gesichtsrose (erysipelas) s. bei Wuttke § 232. In Modica Sicilien) wird sie mit Urin eingerieben und jedes Mal dabei folgender Spruch gesagt:

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