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de la Champagne. Reims 1863-4. II, 127 (in einer andern Version dieses Liedes bei Puymaigre Chants popul. du pays messin p. 174-6 sind statt der Wundermühlen aus Misverständniss Schiffe eingetreten); in einem italienischen bei Widter-Wolf, Volkslieder aus Venetien No. 78; bei Bernoni, Canti popol. veneziani. Venezia 1873. Puntata XII, p. 15; bei Nigra, Canzoni popolari del Piemonte. Torino 1861 p. 177 ́La Fuga; in einem catalanischen bei Milà y Fontanals, Observaciones sobre la poesia popular etc. Barcelona 1853 p. 157 'El maestro de la niña'; in einem portugiesischen, bei Ferd. Wolf, Proben portug. und catalan. Volksromanzen S. 52; in einem ungarischen bei Aigner, Ungarische Volksdichtungen. Pest 1873. S. 80; und endlich in zwei neugriechischen bei Chasiotis Συλλογὴ τῶν κατὰ τὴν Ἤπειρον δημοτικῶν ἀσμάτων. Ἀθήνησι 1866 p. 33 No. 12: »χαλεύει μύλους δώδεκα κι ὅλους τοὺς μυλωνάδαις, — πέντε νἀλέθουν μὲ νερὸ καὶ ἕξι μὲ τὸ γάλα, κ ̓ ὁ τρίτος ὁ καλλίτερος νἀλέθῃ μὲ τὸ δάκρυ«; und in einem andern Liede ebend. p. 53 No. 43 : » Μοῦν ̓ ἔχει μύλους δώδεκα, τ ̓ ἀλέθουν μὲ τὸ γάλα — κ ̓ ἕνας μύλος ζερβόμυλος, π ̓ ἀλέθ (ει) μὲ τὸ πεπέρι. Darum war auch einst von Wundermühlen die Rede, welche, ähnlich den Jungbrunnen, Menschen mahlten und verjüngten (s. Colshorn No. 31, vgl. Meier, Schw. Sag. S. 299 f. No. 3), sowie denn überhaupt zwischen zeugen und mahlen (lat. molere, gr. pólλstv) eine gewisse Verwandtschaft stattfindet (vgl. Nork in Scheible's Kloster 9, 301 ff.). Auch die Sonne, welche als feurige Mühle gedacht wurde (Kuhn, Herabkunft S. 115 f.), galt zugleich als Geburtsstätte himmlischer Wesen wie nicht minder der Menschen (ebend. S. 69 ff. 77 ff. 104 ff.) *), so dass die Vorstellung von einer menschenmahlenden d. h. sie hervorbringenden oder verjüngenden Mühle nichts Ueberraschendes hat. Hierbei will ich aber auch noch auf einige andere Umstände aufmerksam machen, einerseits nämlich darauf dass, wenn die Sonne theils als Mühle theils als Rad (Grimm DM. 664) gedacht wurde, uns dies vielleicht die dem Mühlradwasser beigelegten wunderbaren Eigenschaften (Grimm a. a. O. 559) erklären dürfte, wobei das als Grund angeführte Abprallen demnach nur spätere Auslegung des unverständlich Gewordenen wäre. Andererseits aber möchte ich die Frage aufwerfen, ob die als Mühle gedachte Sonne sowie die sich daran knüpfenden Sagen von dem Brüderpaar Picus und Pilumnus, in denen sich Müller und Bäcker vereinen (Kuhn a. a. O. 105. 117) nicht auch mit andern Vorstellungen in

Auch die Inka's stammten bekanntlich nach peruanischem Glauben von der Sonne her; Müller, Amerik. Urrelig. S. 304 f.

näherer oder fernerer Verbindung stehen, wonach die Menschenschöpfung, die unter so mannigfachen Gestalten auftritt, auch in Form eines himmlischen Backprocesses mag gedacht worden sein; so knetet bei Basile, Pentamerone No. 43 Betta sich den Pintosmalto in einem Backtrog aus Ingredienzien, die zum Theil so süss sind, wie die der oben angeführten Wundermühlen; auch erinnere man sich, dass der Schnee in der Vorstellung des Volkes für ein himmlisches Mehl angesehen wird; Mannhardt, Germ. Myth. S. 398 und Zusatz S. 760. Einen ähnlichen Gedanken hat bereits Ad. Wagner in seiner Ausgabe des englischen Wörterbuchs von Bailey-Fahrenkrüger (Jena 1822) geäussert und ist dabei auch auf Picus gekommen; er bemerkt nämlich s. v. Mire: »Ist das pers. mur u. s. w. Daher pismire, wo die erste Silbe unstreitig Picus ist*), der dritte der Aboriginum in Italien, den Circe in einen Specht verwandelte . . . Nach dem Mythus waren die ersten Menschen Bienen und Ameisen gewesen, und in der Sage von Hispaniola laufen die ersten Menschen [Frauen] als Ameisen an dem Baum herauf und der Specht macht ihnen mit dem Schnabel das weibliche Zeugungsglied.« Vgl. Müller, Amerik. Urrelig. S. 180. **) Eine andere Ueberlieferung der Antillenindianer nun lässt in dieser Menschenschöpfungsmythe statt des Spechts einen Bäcker (also doch wieder der Picus) eine thätige Rolle spielen, was Wagner s. v. Rie gleichfalls anführt, indem er sagt: »Rie, angels. ryge u. s. w. Speichel (rakak hebr. speien), Kuchen (hebr. rakik), Getreide (Roggen, Rocken) sind mythisch in den Sprachen Eins, weil z. B. auf Hispaniola der Menschenschöpfer ein Bäcker ist, der das erste Weib durch Speien auf des Mannes Wange schuf «***). Vgl. Müller a. a. O. S. 181, der jedoch das Anspeien nicht

Unrichtig! s. Webster, English Diction. Lond. 1865 s. v. Pismire.

**) Der Text des von Müller erwähnten Petrus Martyr Dec. I. 1. 9 lautet jedoch so: »> animalia quaedam foeminas aemulantia veluti formicarum agmine etc. «< Zu den Ameisen vgl. auch Weil, Bibl. Legenden der Muhammedaner S. 34. ***) Zu Speien und Speichel vgl. noch die englische Redensart 'the very spiť d. h. das leibhafte Ebenbild, wozu auch gehört 'She is as like her husband as if she were spit out of his mouth' bei Swift, Polite Conversation. Works Lond. 1801 Dial. III, p. 362. Entsprechende, Aehnlichkeit durch Speien ausdrückende Redensarten habe ich zu Gervas. S. 71 Anm. (wo escarrado statt esgarrado zu lesen ist) angeführt und auf das Abstammen derselben aus mythologischen Vorstellungen hingewiesen, wonach Speien Zeugen ist; so in einer hier oben S. 79 angeführten Quichesage, wonach durch Speien in die Hand einer Jungfrau ein Zwillingspaar gezeugt wird; so bemerkt auch Grimm KM. 33, 97 (zu No. 56) : » Wenn das Mädchen nach der einen Sage speit und die Speie antwortet, so muss man sich an jene Sagen erinnern, wonach

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hervorgehoben hat; s. die Stelle aus Petrus Martyr zu Gervas. S. 71. Endlich noch bemerkt Wagner s. v. Leaven: »Vom frz. levain, was zunächst mit lever, ferner aber mit libum, Lehm, Laib, loaf, goth. hlaifs, hlaibs, isl. hleifr, leifr, böhm. chleba Brot, westph. Klöbe Brezel, gleba Erdscholle, nieders. levern gerinnen machen, gelübbern gerinnen verwandt ist durch die mythische Idee, dass leiblicher Erdenstoff Speise, Brot ist, der Schöpfer ein Bäcker, wie überhaupt der Wechselbezug der Welten ein Nährprocess, s. Anquetil du Perron zu Upnekhat 1, 290.« Wagner kam also zur Erwähnung des Picus als Specht und Bäcker bei Gelegenheit der Menschenschöpfung ebenso wie Kuhn, obschon auf einem andern Wege; als wahrscheinlich zeigt sich jedenfalls, dass der Menschenschöpfer zuweilen als Bäcker gedacht wurde, und da in der alten Zeit Bäcker und Müller, wie wir gesehen, noch zusammenfielen, so darf es auch nicht als auffallend erscheinen, wenn die jenem dargebrachten Opfer zermahlen wurden.

Der hegende Faden.
(Philologus XIX, 582.)

Es war eine alte und weitverbreitete Sitte, die Heiligkeit oder Unverletzlichkeit eines Gegenstandes vermittels der symbolischen Umspannung desselben mit einem Faden, einer Schnur u. dergl. zu bezeichnen, und zwar wurden sowol Grundstücke z. B. Gärten, Wälder, Gerichtstätten u. s. w. wie auch Personen durch derartige Hegung geschützt oder festgemacht, endlich aber auch mit erweitertem Gebrauch eine symbolische Gefangenschaft dadurch angedeutet. Allerdings ist von dieser Sitte meist nur in Sagen die Rede, doch haben sich nicht minder einzelne Beispiele in Rechtsbüchern erhalten, obwol die so oft wiederkehrende Erwähnung in erstern gleichfalls schon auf ein ehemaliges wirkliches Bestehen derselben hinlänglich sicher schliessen lässt; vgl. Grimm RA. S. 182 ff. 809 f.; Kuhn, Westph. Sag. 1, 116 No. 124; 2, 42 No. 110; Rochholz, Gl. u. Br. 2, 204 ff. »Der rothe Faden << (in welchem Abschnitt jedoch, wie mir scheint, auf mancherlei nicht

durch Speien der Götter die irdischen Gestalten geschaffen werden. « Hier wird auf die Zeugung des Kvâsir durch Götterspeichel angespielt, womit die des Orion durch Göttersamen ganz analog ist. In einem gälischen Märchen (Benfey's Or. et Occid. 2, 111) ist an die Stelle des in deutschen, ungarischen und schwedischen Fassungen vorkommenden Speichels Kuchen getreten; in noch andern Versionen erscheint dafür Blut; dies aber ist = Speichel; s. Gervas. S. 70 ff.

Liebrecht, Zur Volkskunde.

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hierher gehörige Sitten u. s. w. Bezug genommen wird). Hierzu will ich noch eine mongolische Sage anführen, worin man einer Hegung durch einen silbernen Draht begegnet, der hier wahrscheinlich an die Stelle des ältern Fadens getreten ist. D'Ohsson nämlich in seiner 'Histoire des Mongols erzält nach einem persischen Werke, welches aus uigurischen Annalen geschöpft hat, folgendes (s. Journ. asiat. Ire sér. V, 273) »A Coumlandjou, lieu situé au confluent des rivières Tongola (Toula) et Selinga (Selengza), qui prennent leurs sources dans les monts Caracorum, il y avait deux arbres voisins, l'un appelé fistouc, semblable au pin, dont le feuillage ressemble à celui d'un cyprès et dont le fruit a la forme et la saveur de la pomme de pin; l'autre était un bouleau. Les deux arbres s'enflerent; ils étaient éclairés par une lumière céleste; continuant à croître ils formèrent comme une montagne, d'où l'on entendit sortir des sons harmonieux. Toutes les nuits, elle était entourée d'une vive lumiere à la distance de trente pas. Lorsqu'elle fut parvenue au terme de sa grossesse, une ouverture laissa voir cinq chambres, semblables à des tentes et entourées d'un fil d'argent; dans chacune était assis un enfant allaité au moyen d'un tube suspendu sur sa bouche. Les chefs des tribus, frappés d'étonnement, venaient admirer et adorer ces prodiges. . . Les cinq enfants étaient traités par les peuples de cette contrée avec le respect qu'on rend aux fils des rois.<< Von einem hegenden Seil handelt es sich in einem chinesischen Lustspiel, wo es heisst: »L'empereur donnait à la capitale une grande fête sur le lac des neuf dragons . la corde rouge marquait l'enceinte où siégeaient l'empereur, les concubines royales, les ministres et les grands dignitaires «. Journ. asiat. IVme sér. XVII, 182. Auch eine japanische Sage erzält, dass, nachdem die den Himmel erleuchtende grosse Gottheit aus ihrem Felsenhause durch die Thür gezogen worden, der Gott Naka-tomi und der Gott Imu-be das 'bannende Seil' herbeibrachten und sprachen: »Mögest du nicht wieder hineingehen «<. Pfitzmaier, Die Theogonie der Japaner. Sitzungsber. der philos.-hist. Classe der Wiener Akad. 48, 466. In einer rabbinischen Sage wird erzält, dass Job, Jethro und Balaam die Rathgeber und Hauptzauberer König Pharao's waren, welche um das ganze Land Aegypten eine bezauberte Schnur zogen, so dass kein Sklave daraus fliehen konnte; denn wenn er an die Schnur kam, hielt sie ihn zurück, so dass er sie nicht zu überspringen vermochte, und nur den Israeliten gelang es dieselbe zu überschreiten; Eisenmenger, Neuentdecktes Judenthum 2, 439. In einem altdänischen Volksliede heisst es bei Grundtvig DgF. No. 139 B. Str. 5 (III, 281): »Min kiaere Herre, lade wi det

daa kommer der

gaa: i lade vore land med Jernlencker beslaa! ingen vd eller indvden told, Mand eller Quind. << In Cumaná genügte ein Baumwollenfaden, den man um einen Garten oder ein Feld zog, um diese vor fremden Angriffen zu schützen, »wozu freilich, wie Waitz (Anthrop. 3, 383) ganz richtig bemerkt, der Aberglaube auch mitwirkte, dass die Zerreissung des Fadens auch lebensgefährlich sei«. Grimm RA. 183 führt (nach Kleuker, Zendavesta 3, 250 ff. und Majer, Mythol. Lex. 1, 417) die Sitte der Perser an, welche bei Anlage eines Todtenackers in vier Ecken vier grosse Nägel einschlugen und eine Schnur von hundert goldenen oder baumwollenen Fäden darum zogen. Bezzenberger (Ztschr. f. d. Philol. 6, 42 ff.) stellt damit den Faden um die Rosengärten (= Todtenreich) zusammen und findet darin mit vollem Recht einen uralten Brauch, Begräbnissstätten mit einem kostbaren Faden zu umgeben. Dies geschah aber, wie aus Obigem zur Genüge hervorgeht, um diesen Orten eine gegen jede Unbill, jede Verletzung schützende Hegung und höhere Heiligkeit zu verleihen. Grimm a. a. O. verweist auch auf dänische Volkslieder, wo die Helden um sich fest zu machen' (oder genauer, zur Hegung und Schützung des Helmes und ihres Lebens) 'rothe Seidenfäden' um ihre Helme binden. Dem rothen Faden zu ähnlichem schützenden Zweck begegnen wir ferner in einem griechischen Aberglauben bei Joh. Chrysostomus, angeführt von Q. Jahn, Ueber d. Abergl. des bösen Blicks u. s. w. in den Sitzungsber. der Leipz. Ges. d. Wissensch. 1855 S. 79 Anm. 211; vgl. S. 42 Anm. 47; und hierher gehört wol auch der rothe Faden in folgender Sage: »>La bataille (bei Roosebeke im J. 1381) s'engagea avec un acharnement incroyable; les Français furent forcés de plier, mais les Brugeois reparèrent bien vîte leur echec et mirent les Gantois en pleine déroute . . . On racconte qu'après le combat on decouvrit un fil de soie rouge, ayant sept noeuds à égale distance et une croix à ses extrémités réunis, qui entourait l'espace qu'avaient occupé les Brugeois. C'est pourquoi ces derniers crurent devoir attribuer leur victoire à la protection particulière de la sainte Vierge. « ReinsbergDüringsfeld, Traditions et Légendes de la Belgique 2, 43. Die Farbe der Schnur wird nicht erwähnt in der folgenden Sage: »Autrefois, au mois de septembre, on faisait à Valenciennes, une procession en memoire d'un cordon précieux dont la sainte Vierge avait entouré, disait on, la ville, pour la préserver de la peste. « Reiffenberg zur Chronique de Philippe Mouskes II, 71 V. 13951. Statt des hegenden und schützenden Fadens oder Schnur wird zuweilen wie in dem angeführten altdänischen Liede eine (goldene) Kette erwähnt, wie denn wirklich

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