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Thom' (der nach der volksthümlichen Version derselben trotz des allgemeinen Uebereinkommens allein die nackt einherreitende Gräfin heimlich anschaute und deshalb erblindete) » is told again in the tale of Allah-ud-deen (Tausend und eine Nacht. Breslau 1836. VII, 157 ff.) who sees through a crevice the king's daughter on the way to the bath, when it is death for any one to be seen abroad or to be found looking on her«. Cox setzt diese beiden Geschichten mit der von dem Meisterdiebe in Verbindung, worauf ich jedoch nicht näher eingehen mag, und nur bemerke, dass meiner Meinung nach der Zug mit dem neugierigen Thom nicht zur ursprünglichen Sage gehört und erst später hinzugekommen ist; vielmehr will ich auf eine näherliegende indische Sage hinweisen, welche in dem Tour du Monde vol. XXI p. 342 mitgetheilt wird und wonach einst in Tschamba, der Hauptstadt eines Fürstenthums nördlich von Amretsir, eine junge Fürstin von grosser Schönheit und Tugend lebte. »Or il arriva que les gens de Chamba eurent besoin de creuser un canal d'irrigation et que, le canal une fois creusé, un malin génie l'ensorcela; il fut impossible d'y amener une goutte d'eau. Dans la consternation générale, quelque magicien vint à découvrir que le sort pouvait être conjuré, si la princesse de Chamba consentait à avoir la tête coupée après avoir parcouru, toute nue, une longueur donnée dans la plaine, sous le regard indiscret du populaire. Après bien des hésitations l'humanité triompha des répugnances de la pudeur et l'héroique princesse commença sa douloureuse épreuve. Mais, ô prodige, à mesure qu'elle avançait, une épaisse ligne de jeunes arbres surgissait à droite et à gauche, la dérobant aux regards cyniques. Et voilà pourquoi Chamba a aujourd'hui pour ornement le beau canal ombragé que les gens du lieu montrent avec orgueil aux étrangers comme un des monuments les plus authentiques de leur histoire. << Ob der Prinzessin nach Vollführung ihres heldenmüthigen Laufes auch noch das Haupt abgeschlagen wurde, findet sich nicht angegeben; doch lässt sich mutmassen, dass man ihr in Folge des Wunders das Leben liess. Wie dem auch sei, auch in der indischen Sage handelt es sich von einem alten Gebrauch oder einer alten Rechtssitte, die aller Wahrscheinlichkeit nach mit der oben besprochenen zusammenhängt und wie letztere zu einer Specialisierung, zu einer Sage Veranlassung gegeben hat.

Robert der Teufel.

(Göttingische Gel. Anzeigen 1869 S. 978.)

In dem zweiten Theil der Sage von Robert dem Teufel (s. Uhland Schriften VII, 657 ff.) wird erzält, wie der Seneschal des Kaisers von Rom, an dessen Hof Robert zur Busse als stummer und verhöhnter Narr lebt, vergeblich um die Hand der gleichfalls stummen Kaisertochter wirbt und deshalb die Stadt mit Hilfe eines saracenischen Heeres belagert. Der Kaiser zieht ihm entgegen, und Robert, der zurückgeblieben war, aber im Garten am Brunnen ein weisses Ross nebst gleichfarbiger vollständiger Rüstung gefunden hatte, eilt ihm in Folge einer himmlischen Stimme zum Beistand. Nachdem der Kaiser auf diese Weise den Sieg erhalten, entfernt sich Robert unbemerkt und legt am Brunnen die wieder abgethane Rüstung auf's Ross, worauf dies alsbald verschwindet. Vergeblich erkundigt sich der Kaiser bei seiner Rückkehr nach dem unbekannten Helfer; auch die stumme Prinzessin, die Robert's Thun im Garten von einem Fenster aus mit angesehen, kann sich nicht verständlich machen. Noch zweimal wiederholt sich der Kampf und der durch Robert's Hilfe errungene Sieg. Als letzterer nun nach der dritten Schlacht wieder davon jagt, wird er von einem ihm auf Befehl des Kaisers nacheilenden Ritter, der Robert's Ross mit dem Speer tödten will, aber fehl stösst, in den Schenkel verwundet, entkommt jedoch und trägt die abgebrochene Speerspitze mit fort. Im Garten verbirgt er sie und legt auf die Wunde Moos und Gras, was alles die Prinzessin wieder vom Fenster mit ansieht. Demnächst lässt der Kaiser öffentlich verkündigen, dass der Ritter mit dem weissen Ross und Harnisch, der die Speerspitze nebst der durch dieselbe gemachten Wunde vorweisen könne, seine Tochter zur Frau erhalten solle. Der Seneschal erscheint demgemäss auf die verlangte Weise, zeigt auch eine im Schenkel steckende Speerspitze vor und steht bereits mit der Tochter des Kaisers, der ihn bisher verkannt zu haben glaubt, am Altar, da hebt diese durch ein Wunder zu sprechen an, entdeckt den vom Seneschal gespielten Betrug und führt ihren Vater zu der von Robert im Garten versteckten Speerspitze, die sich an den mitgebrachten Schaft von selbst anfügt. Dem dann aufgesuchten und sich noch immer närrisch anstellenden Robert verkündigt in Folge einer Offenbarung der sich gleichfalls einfindende Eremit, der ihm die Busse auferlegt hatte, dass diese zu Ende und seine Sünden vergeben seien, so dass Robert sich nun mit der Kaisertochter vermählt. Dieser letzte Umstand, die Vermählung Robert's nämlich, findet sich in dem von

Uhland benutzten französischen Volksbuche, aber nicht in der ältesten metrischen Fassung dieser Sage, welche überhaupt in mancherlei Zügen nicht nur von jenem, sondern auch von dem durch Trébutien herausgegebenen Roman de Robert le Diable abweicht (vgl. Du Méril, Études etc. p. 280 f.). Es ist nun zwar möglich, dass der Verfasser des Volksbuchs diese Abänderung eigenmächtig eingeführt und seine Geschichte wie die meisten der Art dem Geschmack seiner Leser gemäss mit einer Heirath hat abschliessen wollen; allein jedesfalls hat bereits jene älteste Version der Sage eine Aenderung der ursprünglichen Gestalt der letztern vorgenommen. Diese nämlich gehört einem ausgedehnten Märchenkreise an, den Reinhold Köhler im Jahrb. f. röm. u. engl. Litter. 8, 253 ff. No. 3 Grindkopf' besprochen (s. auch denselb. zu Laura Gonzenbach's Sicilian. Märch. No. 26 u. 67), der sich aber auch einerseits bis zu den türkischen Stämmen Südsibiriens, andererseits bis zu den Eskimo's ausdehnt, wie ich in den Gött. Gel. Anz. 1868 S. 1656 (zu Radloff, Proben 2, 607 No. XIX) und 1870 S. 1417 (zu dems. 3, 281. 297 u. s. w.) sowie in den Heidelb. Jahrb. 1869 S. 115 (zu Rink, Eskimoiske Eventyr etc. No. I und 7) nachgewiesen. Der an letzterer Stelle erwähnten vorgewiesenen Pfote (gleichfalls ein sehr alter Zug, s. oben S. 71 Die Ragnar Lodbrokssage in Persien), entspricht in der Sage von Robert dem Teufel die Speerspitze. Diese Sage selbst aber, deren eigentliche Grundlage sich in dem letzten Theile derselben befindet und, wie ich gezeigt, aus dem angeführten Märchenkreise hervorgegangen ist, hat im Mittelalter, wo die Kirche so viele profane Stoffe für ihre Zwecke verwandte und umarbeitete, einen diabolischen Anfang und erbaulichen Schluss erhalten; eine historische Basis ist daher selbstverständlich umsonst gesucht worden und kann auch nie gefunden werden.

Juan de los Tiempos.

(Jahrb. für roman. u. engl. Litter. IV, 238.)

Valentin Schmidt in seinem posthumen Buch über die Schauspiele Calderon's (Elberfeld 1857) S. 152 scheint Juan de los Tiempos für dieselbe Person gehalten zu haben wie Jean Espera en Dios (d. i. der ewige Jude), über welchen s. Ferd. Wolf, Beiträge zur Gesch. der spanischen Volkspoesie (in den Sitzungsberichten der Wiener Akad. 1859 S. 187). Dies ist jedoch ein Irrthum; denn jener Johann ist der bekannte Jean des Temps, in Betreff dessen Reiffenberg zu Phil. Mouskés vol. II p. LXXXI f. folgendes anführt: »Dinterus, dans sa chronique

de Brabant écrite au XVe siècle dit que ce dernier [d. i. Jean des Temps] avait été écuyer de Charlemagne, qu'il vécut 341 ans et mourut en 1139 (Ms. de la bibl. de Bourgogne en 5 vol. in-fol. mod., I, 664; Nouv. archiv. histor. des Pays-Bas VI, 139). Mais avant lui Guillaume de Nangis avait donné cette longevité pour certaine (Vita Philippi. Du Chesne V, 516; Hist. litt. de la France XVI, 133). De Longeville Harcourt, auteur de l'Histoire des personnes qui ont vécu plusieurs siècles et qui ont rajeuni (Paris 1716, p. 98), recule la mort de Jean des Temps jusqu'à l'année 1146 et lui donne pour contemporain un certain Richard qui avait été soldat sous Charlemagne et que Guy Donatus prétendait avoir connu en 1223. « S. auch J. Wolf, NS. S. 168 no. 113 (wo er Jan van den Tyden heisst) und Grässe, Der Tannhäuser und der Ewige Jude 2. Aufl. (Dresden 1861) S. 80 u. 117. Wenn er bei dem letztern den Beinamen d'Estampes und a Stampis führt, so ist derselbe offenbar aus dem andern des Temps entstanden.

Der Aehnlichkeit wegen will ich hier noch folgende zwei Sagen aus Albertus Trium Fontium anführen: »>A partibus Hispanorum venit hoc tempore quidam senio valde confectus miles grandaevus qui se dicebat esse Ogerum de Dacia [Ogier le Danois], de quo legitur in Historia Caroli Magni et quod mater ejus fuit filia Theodorici de Ardenna. itaque obiit hoc anno in Diocesi Nivernensi, villa quae ad sanctum Patritium dicitur, prout illic tam clerici quam laici qui viderunt, postea retulerunt. << (Ad annum 1211; vol. II p. 456 ed. Leibn.); und ferner: »In Apulia mortuus est hoc tempore quidam senex dierum, qui dicebat se fuisse armigerum Rolandi Theodoricum, qui dux Guidonius dictus est, et Imperator ab eo multa didicit. «< (Ad ann. 1234, ibid. P. 553.)

Zu Marie de France.

In der Zeitschr. der deutschen Morgenl. Gesellschaft XVI, 527 wird folgendes berichtet:

»Schâter Gumbes [Läufergrab], etwa zwei persische Farsang (Parasangen) von Sâri [in Masanderan] an der Strasse, im Walde, etwas erhöht, in einem kleinen Steinbau, der sich angeblich über dem Grabe eines Schâter (Läufer) des Schah Abbâs erhebt. Der Schah versprach ihm seine Tochter und Mitgift, wenn er in einem Tage von Asterâbâd bis Sâri vor ihm her liefe. Aus Reue [über sein Versprechen?] liess der Schah hier seine Reitpeitsche fallen, nach der sich der Schâter bückte, wobei er todt zusammenbrach und auch hier beerdigt wurde.

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Aehnliches soll der Sage nach zwischen einem Läufer und Schah Abbâs bei Sultanieh und anderwärts in Persien geschehen sein. «<

Diese persische Sage erinnert lebendig an die bretonische 'des deux amants' in den Erzälungen der Marie de France.

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In der genannten Zeitschrift habe ich einige Nachweise über die mir bekannt gewordenen Verwandtschaften und Parallelen verschiedener Erzälungen gegeben, welche in der von Stanislas Julien aus dem Chinesischen übersetzten Sammlung 'Les Avadânas. Contes et Apologues indiens' (Paris 1859. III Bde.) enthalten sind. Indem ich jene mit Nachträgen vermehrt hier wiederhole, führe ich die einzelnen Erzälungen in der früher nicht beobachteten Reihenfolge an.

No. 4 (1, 27). Le hibou et le perroquet. Eine Eule will, um sich die Gunst des Königs Svaranandi zu erwerben, ebenso schön singen, wie dessen Günstling, ein Papagei, krächzt aber ganz abscheulich und zur Strafe werden ihr alle Federn ausgerissen. S. Benfey's Pantschat. etc. p. 179 st. 197). und dazu Oesterley.

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I, 110 §. 33 (wo zu lesen Du Méril Poés. ined.
Nachtrag 2, 529; füge hinzu Gesta Rom. c. 79
No. 5 (1, 31). Les corbeaux et les hiboux. Krieg derselben unter
einander. Ein Rabe spielt die Rolle des Zopyros und verbrennt mit
Hilfe dieser List die Eulen in ihrem Loch. S. Benfey a. a. O. 1,

335 ff. §. 136. 137 und Nachtrag 2, 541 f. Am Schluss dieser Fabel heisst es >>Le corbeau profita avec joie de cette occasion, il s'élança vers un droit où des bergers avaient allumé du feu, apporta dans son bec une branche enflammée, et incendia la demeure des hiboux, qui, en un instant, furent consumés au milieu de leur trou. « S. hierzu Pantschat. 1, 382 f. §. 162 und Nachtr. 2, 543 (wo zu lesen S. 382 st. 383). In Betreff der spinturnices, aves incendiariae, wie Plin. 10, 13 (17) sie nennt, s. Kuhn, Herabkunft des Feuers S. 30 f. 254 f. An

'Comparaisons ou Similitudes'. Nach Boehtlingk-Roth s. v. ‘avadâna' bedeutet das Wort eigentlich eine reine tugendhafte Handlung, eine aptotɛía, später eine Legende. Es gibt in der Sanskritliteratur, wie mir Schiefner bemerkt, mehrere Avadâna-Sammlungen z. B. das Dirjâvadâna, Açokâvadâna, Avadânaçataka u. a.

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