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verbreitung sich erfreut. In diesen orientalischen erzählungen bildet nicht die gegenseitige treue des glücklichen ehepaares das hauptthema, sondern die diskussion der frage, wer von den dreien, gatte, liebhaber oder zauberer, den grössten edelmut an den tag gelegt habe. Dieses motiv wird zum ersten mal in der französischen redaktion mit dem Arviragusstoffe verknüpft worden sein. Dagegen ist für Chaucer eine ähnliche geschichte aus Boccaccios Decamerone (X, 5 von Gilberto, Ansaldo und Dianora) bedeutungslos geblieben; eine bekanntschaft Chaucers mit dem Decamerone lässt sich nicht erweisen. Es bleibt endlich noch die frage zu beantworten, was Chaucer selbst in der von ihm gefundenen form zu der erzählung hinzugethan habe. Es wird sich mit ziemlicher sicherheit dahin bestimmen lassen, dass wir ihm persönlich zuschreiben: 1. die diskussion über die ursachen des bösen in der welt, bei der erwähnung der gefährlichen felsen an der bretonischen küste; 2. die sehr zahlreichen astrologischen ausführungen; 3. die klage (pleynt) des Aurelius an Apollo „Lord Phebus"; 4. Dorigens klage (complaint) an die Fortuna, in welcher sie die lange reihe der beispiele von frauen aufzählt, die den tod der befleckung ihrer ehre vorzogen. Diese zusätze umfassen im ganzen ungefähr ein viertel des gedichts. Chaucers eigener zusatz sind auch die mancherlei kleinen humoristischen seitenbemerkungen, besonders über die erfahrungen der ehemänner, die der grundstimmung der erzählung selbst widersprechen, aber doch nicht als völlig unangebracht verurteilt werden dürfen, da sie mithelfen, den charakter des vortragenden freisassen zu beleuchten, den gang der rahmenerzählung dramatisch zu beleben. Mit sicherem blick scheint mir Sch. Chaucers eigentümlichen anteil von dem ihm überlieferten gut geschieden zu haben; ob auch die früheren stadien der entwickelung des stoffes überall richtig erfasst sind, darüber erlaube ich mir kein urteil; ich kann nur bekennen, dass, im ganzen genommen, die ausführungen des verfassers einen überzeugenden eindruck auf mich gemacht haben.

Basel.

Gustav Binz.

II. UNTERRICHTSWESEN.

Freytags Sammlung französischer und englischer
Schriftsteller.

G. A. Henty, Bonnie Prince Charlie. In gekürzter Fassung für den Schulgebrauch herausgegeben von Johannes Mättig, Oberlehrer an der III. Städt. Realschule in Leipzig. Leipzig, G. Freytag, 1903. V+ 125 S. Preis: geb. 1 M. 40 Pf. Hierzu ein Wörterbuch (39 S.): Preis 50 Pf.

H. C. Adams, The First of June, or, Schoolboy Rivalry. Für den Schulgebrauch herausgegeben von Dr. Hermann Ullrich, Oberlehrer an der Höheren Mädchenschule mit Lehrerinnenseminar zu Brandenburg a/H. Leipzig, G. Freytag, 1903. V + 117 S. Preis: geb. 1 M. 40 Pf. Hierzu ein Wörterbuch (45 S.): Preis 50 Pf.

Englische Parlamentsreden.

Für den Schulgebrauch herausgegeben von Dr. Phil. Aronstein, Oberlehrer am Gymnasium in Myslowitz. Leipzig, G. Freytag, 1903. VII + 140 S. Preis: geb. 1 M. 60 Pf.

William Edward Hartpole Lecky, The American War of Independence. Für den Schulgebrauch herausgegeben von Prof. G. Opitz. Leipzig, G. Freytag, 1903. XIII + 135 S. Preis: geb. 1 M. 60 Pf.

Der eigentliche held der Henty'schen erzählung ist nicht der junge prinz Karl Eduard Stuart, sondern der sohn eines schottischen obersten, namens Macdonald, der nach dem sturze der Stuarts in französischen diensten steht und ein mädchen aus einem der vornehmsten französischen fürstenhäuser gegen den willen der eltern des mädchens heiratet. Der oberst wird auf befehl des königs ins gefängnis geworfen, seine frau wird in ein kloster gesteckt und ihr besitz konfisziert. Ihr kleiner sohn wird von einem treuen diener nach Schottland gebracht und dort in einer befreundeten familie erzogen. Als er heranwächst, erhält er eine gute schulbildung, übt sich fleissig im reiten und fechten und geht dann nach Frankreich, um seine eltern zu suchen. Es gelingt ihm, mit hilfe von freunden seiner familie sowohl seinen vater als auch seine mutter zu befreien und für beide eine amnestie von seiten des französischen königs zu erwirken. Nachdem sich der junge Mac

donald an dem abenteuerlichen zuge des Bonnie Prince Charlie beteiligt hat, kehrt er nach der schlacht bei Culloden zu seinen eltern nach Frankreich zurück und veranlasst sie, in Schottland ständigen aufenthalt zu nehmen.

Der text, der sich durch dieselben vorzüge wie die übrigen, bei Freytag erschienenen historischen erzählungen Henty's auszeichnet, eignet sich schon im zweiten jahre des englischen unterrichts zur lektüre.

Die „anmerkungen" (s. 104—122) enthalten meist sachliche aufklärungen. In sprachlicher beziehung hätten folgende stellen eine bemerkung verdient: S. 33, z. 5 she wouldn't marry some one her father wanted her to; s. 54, z. 21 “Forbes”, the colonel said to one of the other officers, “do you go straight to the barracks"; s. 87, z. 2 Help me off my horse, and do you take it and go on with the troops.

Im „wörterbuch" sind nur wenige lücken zu bemerken; so badly „dringend“ (s. 73, z. 28 They want supper, and that badly), bring to bear „wirken lassen" (s. 40, z. 28 at your grandfather's death we may bring as strong a pressure as possible to bear upon the king), every „je“ (s. 8, z. 11 Once every two or three months), folks „leute" (s. 3, z. 5 as most folks believed), s. 4, z. 26 manage „gelingen“ (s. 26 we managed to steal away from our guards), some „etwa“ (s. 1, z. 13 a child of some two years old).

Der druck ist im ganzen korrekt; ich habe nur folgende versehen bemerkt: S. 1, z. 25 Malcom, s. 33, z. 15 harn st. harm, s. 52, z. 22 in st. is, s. 75, z. 14 yon st. you; wörterbuch: s. 3 aco'st, s. 25 J st. I.

„The First of June" ist eine fortsetzung der in der Freytag'schen sammlung bereits erschienenen erzählung „The Cherry Stones"; in beiden finden wir denselben schauplatz (Charlton School) und denselben personenkreis. Edward Sharpe, der dem Henry Mertoun den bösen streich mit den kirschkernen gespielt hat, macht immer grössere fortschritte in der schule und weckt dadurch die eifersucht Henry's zu einem solchen grade, dass dieser ihn beschuldigt, seine erfolge durch unlautere mittel zu erringen. Als einmal die knaben baden, lassen sie den verhassten Sharpe an einer gefährlichen stelle allein, er wird von einem krampfe erfasst und wäre untergesunken, wenn ihn nicht sein rivale mit aufbietung aller kräfte halbtot herausgezogen hätte. Henry Mertoun erkennt sein unrecht an und versöhnt sich mit Sharpe.

Der inhalt der erzählung ist anziehend, und die sprache leicht und fliessend. Eigentümlich ist die wiederholte anwendung der veralteten form sate (s. 12, z. 28; s. 23, z. 23; s. 94, z. 30). Die wenigen anmerkungen“ (s. 107-117) reichen vollkommen hin, um den schülern alle im texte er

wähnten realien zu erklären. Das ,,wörterbuch" ist verlässlich. Die bedeutung von pitch ist nicht „hoher grad", sondern „grad"; vgl. s. 3, z. 30 To so great a pitch had this risen.

Druckfehler: S. 17, z. 14 before come st. before they come, s. 37, z. 17 afternon, s. 38, z. 17 for st. four.

Das bändchen eignet sich bestens zur schullektüre schon im zweiten jahre des englischen unterrichts.

Die von Aronstein ausgewählten „Parlamentsreden" bestehen aus zwei reden Macaulay's und zwar a) über das zehnstundengesetz, das am 22. Mai 1846 vom House of Commons abgelehnt wurde, b) über die erziehung, gehalten im House of Commons am 19. April 1847, ferner aus zwei reden Benjamin Disraeli's, von denen die eine über „konservative prinzipien" handelt und zu Manchester am 3. April 1872 gehalten wurde, während die andere am 18. Juli 1878 im House of Lords gesprochen wurde, um den eben zwischen den europäischen mächten geschlossenen Berliner vertrag zu verteidigen. Die vorliegenden reden sind in hohem masse geeignet, die kenntnisse des lesers in bezug auf die kulturellen, industriellen und politischen verhältnisse Englands zu bereichern, und können daher als lesestoff für die oberste klasse unserer höheren lehranstalten wärmstens empfohlen werden.

Die ausführlichen „anmerkungen" (s. 112-139) helfen dem schüler über alle sachliche schwierigkeiten hinweg. Was der herausgeber über die alliterierenden bindungen sagt, ist nicht ganz richtig; in disturbed and desolated, disquietude and dangers, disaster and danger (s. 138) liegt überhaupt keine alliteration vor, während in disorders and disturbances (s. 134) und condense and concentrate nur die unbetonten praefixe alliterieren.

Einige druckfehler sind stehen geblieben: S. 93, z. 15 regious, s. 96, z. 15 dominious, s. 97, z. 5 repreated, s. 100, z. 3 georgraphical, s. 102, z. 9 Europa, s. 109, z. 3 wifh, s. 110, z. 2 second, z. 7 illustrions (ebenso s. 139), s. 122 Boaed Schools.

Dem herausgeber des vierten bändchens ist es gelungen, die darstellung des amerikanischen unabhängigkeitskrieges, die sich an verschiedenen stellen des vierten und fünften bandes von Lecky's grossem werke „History of England in the Eighteenth Century" findet, so zu kürzen, dass daraus ein zusammenhängender text von 102 seiten entstanden ist, der bequem in einem semester der prima absolviert werden kann.

Der gründliche kommentar (s. 103-131) dient oft auch dazu, die durch die kürzungen sich ergebenden unklarheiten zu beheben.

Druckfehler sind: S. 14, z. 1 honse, s. 27, z. 29 secound, s. 51, z. 10 thongh, s. 60, z. 22 Enropean, s. 87, z. 3 thruth, s. 89, z. 24 a New York (st. at), s. 95, z. 10 anxions, s. 97, z. 28 serions.

Wien, Juni 1903.

J. Ellinger.

A. E. Treen, Walks in and around Rugby. Second Edition. Rugby 1895. VI+ 132 ss. Preis 2/.

Bei den vorarbeiten zu einer gekürzten illustrierten schulausgabe von "Tom Brown's School Days", die diesen winter im Freytag'schen verlag erscheinen soll, stiess ich auch auf das oben genannte büchlein, und da gewiss bei allen fachgenossen "Tom Brown" lebhaftem interesse begegnet und das die umgebung von Rugby behandelnde werk von A. Rimmer recht teuer ist, so glaube ich, vielen kollegen durch die anzeige von Treens büchlein einen dienst zu erweisen.

Seiner entstehung nach ist das büchlein ein unikum; der ausführlichere titel sagt, es sei "Written, printed upon the hand-press, and illustrated with wood-engravings" alles durch den autor. Mit grossem fleiss hat Treen die geschichte von Rugby und dessen nachbarschaft durchstöbert und alles geographisch oder geschichtlich interessante zusammengetragen. Seine spaziergänge dehnt der verfasser weit über das weichbild der stadt aus: in Bilton Hall besuchen wir Addison, nach osten gehen wir bis zum schlachtfeld von Naseby, auf dessen obelisken sich die inschrift findet "A useful lesson to British kings never to exceed the bounds of their just prerogative, and to British subjects never to swerve from the allegiance due to their legitimate monarch". Und so gehts in allen richtungen weiter. Die abbildungen bringen u. a. eine hübsche ansicht von Rugby School (vom spielfeld aus gesehen), das erkerfenster über dem haupteingang der schule, das kap. III (teil I) erwähnte "old gable-ended house" White Hall (jetzt niedergerissen), Bilton Hall usw. Manches andere von interesse wird der leser in dem hübsch ausgestatteten büchlein finden, das ich hiermit aufs beste empfehle.

Darmstadt, August 1903.

H. Heim.

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