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tektur, gesellt sich als dritter nicht minder wichtiger Faktor das Wasser. Im Mittelalter hatte man sich bei den Gärten in diesem Punkte mit dem behelfen müssen, was die Natur freiwillig und zufällig bot. Die Architekten der Renaissance in ihrer wissenschaftlichen Durchbildung waren aber zugleich tüchtige Hydrauliker und wussten den Gärten den belebenden Schmuck springender Wasser zu geben. In Gaillon finden wir Pierre Valence von Tours mit der Leitung und Anlage des Springbrunnens für den Garten und Schlosshof beschäftigt. In den Baurechnungen Franz I wird ausdrücklich der Fontainen gedacht, welche in St. Germain und Villers-Coterets angelegt werden sollen. Das Wenigste, was gefordert wird, ist ein Springbrunnen inmitten des Gartenparterres, der dann manchmal wie in Gaillon und Blois durch einen leichten in Holz construirten Pavillon, der ihn umschliesst, zu einem behaglich kühlen, halb geschlossenen Platze umgewandelt wird. Wo die ungewöhnliche Breite des Gartens es erheischt, wie in Anet und Charleval, bringt man zwei Fontainen in gleichmässigem Abstand an. Reichere Wasserkünste mit Grotten und Cascaden kommen in dieser Zeit kaum schon vor. Nur zu Chenonceau und zu Gaillon finden sich Beispiele, beide jedoch erst aus der zweiten Hälfte des Jahrhunderts als Zusätze späterer Zeit.

Eine viel eingreifendere Rolle kam diesem Elemente zu, wo die Nähe eines Flusses Wasser in reicherer Fülle gewährte. Da wird nicht bloss rings um den Garten ein Kanal gezogen, sondern bisweilen in öfterer Wiederholung durchschneidet das belebende Element mit parallelen Armen den Garten, wie in der prächtigen Anlage von Verneuil, oder es wird in ganzer Breite als schön eingefasstes Bassin in die Gartenanlage eingeführt, wie in Charleval, Vallery und beim weissen Hause zu Gaillon. Wo in dieser Weise das Wasser von allen Seiten die Gärten umzieht, da sucht man dasselbe auch dem Auge des Beschauers unmittelbar nahe zu rücken. Daher fallen hier die umgebenden abschliessenden Mauern fort und statt geschlossener Galerieen werden leichte Laubengänge angeordnet, durch deren zahlreiche Oeffnungen der Wasserspiegel sichtbar wird und frischen Luftzug, angenehme Kühlung in diese sonst leicht dumpfigen Galerieen bringt. So sieht man es zu Dampierre und zu Chantilly, namentlich aber zu Verneuil, wo überall das Wasser in vielverzweigten Kanälen, Bassins und grossen Weihern eine Hauptrolle spielt. Seltener dagegen wird die Plastik zu Hülfe genommen, die in Italien bei den Gärten so hervorragende Bedeutung gewinnt. Nur in der Klausnerei zu Gaillon wird eine Ausnahme gemacht, und in Fontainebleau nimmt bei du Cerceau die Diana von Versailles die Mitte des kleineren an der Südseite des Schlosses gelegenen Gartens ein.

Wohl das Vollendetste, was die Gartenkunst dieser Epoche

in Frankreich hervorgebracht, ist der Garten von Verneuil, den wir in §. 71 bei Beschreibung des Schlosses geschildert haben. Die Figur 80 überhebt uns einer ausführlicheren Erklärung. Hier ist ausserdem die Benützung des ansteigenden Terrains zu bedeutenden Wirkungen gelangt.

Merkwürdig dadurch, dass er sich ausnahmsweise nach den unregelmässigen Formen des (im Wesentlichen aus dem Mittelalter stammenden) Schlosses richtet, ist der Garten von Mon

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targis. Im weiten Halbrund, zwei concentrische Ringe bildend, der innere mit Mauern umzogen und mit dem äusseren durch stattliche Portale verbunden, umschliesst er in grossem Bogen den Bau. Von den beiden Labyrinthen des inneren Parterres war schon oben die Rede und die prächtige Doppelgalerie, deren Holzwerk eine Bekleidung von Epheu hatte, ist in Figur 79 theilweise dargestellt. Mit den reichen Blumenbeeten wechseln Rebengänge, Rasenflächen mit Obstbäumen aller Art und Wiesen, die weithin von Alleen durchschnitten werden. René de France, Tochter Ludwigs XII und Gemahlin des Herzogs Hercules von

Ferrara, liess diesen Garten anlegen, als ihr 1560 Montargis zum Wittwensitz überwiesen wurde.

Von ausserordentlichem Umfang waren die Gärten zu Blois, zu denen man vom Schloss aus durch einen verdeckten Gang über die Strasse hin gelangte. Der Haupttheil bestand aus einem Parterre von 600 Fuss Länge bei 250 Fuss Breite, rings auf drei Seiten mit einer hölzernen Galerie umzogen, die auf einen Pavillon und eine kleine Kapelle mündete. In der Mitte des Gartens erhob sich über einem Springbrunnen ein Kuppelbau. Daneben auf beiden Seiten zwei andere Gärten, der eine mit zierlichen Blumenbeeten, die einen Springbrunnen umgaben, der andere mit Baumalleen und von zwei in der Mitte sich kreuzenden schattigen Galerieen durchschnitten. Du Cerceau sagt: »II y a de beaux et grands iardins, differans les vns des autres, aucuns ayans larges allées à lentour, avcunes couvertes de charpenterie, les autres de coudres, autres appliquez à vignes.<<

Durch grossen Wasserreichthum zeichnet sich die Anlage des Schlosses Dampierre aus, wo drei Gärten, sämmtlich von Kanälen und breiten Bassins umzogen, durch Brücken miteinander in Verbindung stehen. Das mittlere Parterre in der Axe des Schlosses und mit diesem auf einer Insel errichtet, läuft in eine dreieckige Spitze aus, die durch drei Pavillons bezeichnet wird. Bedeckte Galerieen mit offenen Arkaden verbinden die Pavillons und umziehen den ganzen Garten. An den Canälen sind breite schattige Gänge mit doppelten Baumreihen nach allen Seiten hingeführt.

Auch der Garten von Anet, gross und regelmässig mit zwei Springbrunnen und, wie wir gesehen, auf drei Seiten von Galerieen mit Arkaden umzogen, war rings von Wasser eingeschlossen, das am äussersten Ende einen grossen halbrunden Weiher bildete. Hier war ein Badhaus angelegt, von dessen Gemächern Stufen zum Bassin hinabführten. Im Uebrigen sah man Rasenplätze mit Fruchtbäumen, Blumenparterres, Fischteiche und Kaninchengehäge, sämmtlich durch Canäle, die mit Alleen eingefasst waren, getrennt. Auch an Volièren und Orangerieen fehlte es nicht.

Auch Chenonceaux zeichnete sich durch reiche Gartenanlage aus, bei welcher ein ausgebildetes System von Wasserkünsten zur Anwendung gekommen war. Rechts vom Eingang sah man im Park eine Felsgrotte mit Caskaden, umgeben von einem Wasserbassin. Eine Terrasse mit Blumen umgab dasselbe und weiter oberhalb war eine andre Terrasse angebracht, die mit Laubgängen bedeckt war, und deren Umfassungsmauer mit Nischen, Säulen und Statuen, sowie mit Sitzbänken geschmückt war. Auch zum Vexirspiel war das Wasser hier schon verwendet, denn in der Mitte des kleineren Gartens war eine Oeffnung angebracht, die ein hölzerner Zapfen schloss. Wenn man

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Zu S. 268. Fig. 82. Haus du Cerceau's zu Orleans. (Sauvageot.)

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