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nicht ganz zu stimmen; denn in der ,,Illustrierten Zeitung" finde ich schon 1859 einen solchen,,neuen Kalender. von dem alle Tage ein Blättchen abgerissen" wird (Bd. 33, S. 359–360) von einer Heidelberger Firma abgebildet und beschrieben.

F. M. Feldhaus.

Chemie.

In der Berliner Gesellschaft für Geschichte der Naturwissenschaften und Medizin sprach Prof. Dr. von Buchka, Vortragender Rat im Reichsschatzamt und Vorsteher der kaiserlich technischen Prüfungsstelle, über die Geschichte der Chemie in Deutschland. Er verglich dabei in erster Reihe den Anteil, den die verschiedenen Kulturnationen an der Entwickelung der wissenschaftlichen Chemie haben. Namentlich in Fankreich redete man gern von einer spezifisch rationalfranzösischen Chemie; selbst Goethe sprach, als er von Leipzig kam, von der ,,neuen französischen Chemie." In Wirklichkeit kann man immer nur die Frage stellen, welche Bedeutung ein einzelner Gelehrter, z. B. Lavoisier, für die Chemie hat. Fast stets haben aber auch die Grössten unter den Forschern Vorläufer bei anderen Nationen, so dass man ihr Verdienst nicht eigentlich als nationales bezeichnen kann. Bei den Schwierigkeiten der Veröffentlichung in älterer Zeit ist es zudem schwer möglich, festzustellen, wieweit etwa Forschungsergebnisse an anderen Stellen schon bekannt waren.

Dabei spielten zeitweilig politische und sonstige ökonomische Verhältnisse eine Rolle, so dass zum Beispiel Alexander v. Humboldt in Paris mit Gay Lussac gemeinsam arbeitete. Später vereinigte Berzelius in Stockholm die ersten Chemiker aller Länder um sich.

In Deutschland übernahm dann Liebig die Führung. Seine Verdienste sind bekannt genug und oft gewürdigt. Seit seinem Auftreten geht der deutsche Chemiker nicht mehr wie früher ins Ausland, sondern umgekehrt finden sich an deutschen Universitäten die Ausländer ein. Inbesondere ist die von Liebig in die Wege geleitete Ausgestaltung des chemischen Universitätsunterrichts ausschlaggebend für die Fortentwicklung der wissenschaftlichen Chemie in Deutschland. Ohne etwa die Verdienste der anderen Nationen herabsetzen zu wollen, darf man nicht verschweigen, dass das Ausland selbst uns in gewissen Grade die Anerkennung nicht versagt. Das kommt, wenn auch mehr negativ, zum Ausdruck in einem Ausspruch eines hervorragenden englischen Industriellen, der die Gleichgültigkeit gegenüber den wissenschaftlichen Fortschritten in England verantwortlich macht für den Stillstand der Chemie.

(,,Berliner Tageblatt," 4. März 1916).

Volumgewicht.

Lippmann tritt einmal wieder den Ungenauigkeiten von Schelenz entgegen. Es fällt dem Referenten auf, mit welchem zunehmenden Eifer Schelenz in den letzten Jahren wissenschaftliche Behauptungen aufstellt, für die er nur seine persönliche Meinung als Beweis anführen könnte. Aber alles versteht Schelenz so vorzutragen, als könne niemand jemals an den Dingen zweifeln.

Schelenz hatte behauptet, Aristoteles habe gewusst, dass ein Ei im Salzwasser schwimme. Das ist weder ohne weiteres richtig, noch von Aristoteles gesagt worden, wie den dieser Gelehrte überhaupt keine Vorstellung vom spezifischen Gewicht hatte. Lippmann muss aber nicht nur in Bezug auf diese Stelle, sondern auch wegen einer Reihe anderer Personen aus der Geschichte der Aërometrie (Konrad von Megenberg, Palaemon, Pappos, Libavius, Thölde usw.) die Arbeit von Schelenz berichtigen.

(Edmund von Lippmann, Zur Geschichte der VolumgewichtsErmittlung. in Chemiker-Zeitung 1915, S. 985.)

F. M. Feldhaus.

Industriegeschichte, Lebensbeschreibungen.

100 jähriges Jubiläum

der Firma Gail-Giessen.

Das im Jahre 1812 gegründete Rauchtabakhaus von G. Ph. Gail ist das älteste Fabriketablissement der Tabakindustrie im Giessener Bezirk. Gail begann seine Fabrik mit 8 geschulten Arbeitern, die er aus seiner Heimatstandt Dillenburg, wo sein Vater neben seinem Buchbindergewerbe und seinem Kolonialwarengeschäft auch Tabak verkaufte, hatte kommen lassen. Bereits im ersten Jahre wurde ein Umsatz von 20 000 Gulden erzielt. Gail erfreute sich bald des grössten Ansehens in Giessen, wo er 1822 Bürgermeister wurde. Die Zigarrenfabrikation kam erst 1836 in Giessen auf. Die ersten Versuche machte hier die Firma J. G. Appel, während dieser Zweig der Tabakindustrie beispielsweise in Berlin und Leipzig schon 1830 eingeführt wurde.") Mit der Zeit überflügelte dann die

*) Laut Feldhaus, Technik . . ., Sp. 1365/66, nahm in Hamburg bereits 1788 H. H. Schlottmann die Fabrikation von Zigarren nach spanischem Vorbild auf. Mode wurde die Zigarre in Hamburg um 1793.

Zigarrenmanufaktur die Tabakfabrikation. Die Firma Gail konnte sich schon in den 40 er Jahren einen eigenen Einkäufer in den Vereinigten Staaten von Amerika halten. 1847 unternahm Gail mit seinem Sohne Georg Wilhelm eine Geschäftsreise nach Amerika. Der Sohn begründete in Baltimore eine Zweigniederlassung, die sich bald unabhängig machen konnte und eine der bedeutendsten und angesehensten Firmen der Union wurde. Der 1860 ausbrechende nordamerikanische Bürgerkrieg, der 1862 eine Erhöhung des Zolls auf Tabakfabrikate seitens der Vereinigten Staaten brachte, bedeutete für das Stammhaus in Giessen den Verlust des amerikanischen Marktes. Das bedeutete zunächst einen starken Schlag und führte vorübergehend zu erheblichen Fabrikationseinschränkungen. Die Steigerung des inländischen Absatzes, der mit der Verbesserung der Verkehrsverhältnisse innerhalb des Zollvereinsgebiets ständig zunahm, machte den Ausfall sehr bald wieder wett. Zur Zeit finden 600 Arbeiter Beschäftigung in der Firma Gail.

Das Haus G. Ph. Gail ist im Besitz eines sorgfältig gesammelten und pietätvoll bewahrten Familien- und Geschäftsarchivs, das schon zweimal monographischen Darstellungen von Dr. Otto Kehm und Dr. H. Bergér als ergiebige und zuverlässige Grundlage gedient hat. Der Giessener Nationalökonom Prof. Dr. M. Biermer hat der vorliegenden Gedenkschrift, die eine vorbild liche Ausstattung aufweist, ein kurzes Geleitwort vorangeschickt.

Die zweite ebenfalls musterhaft ausgestattete Schrift lässt uns ergänzend einen wertvollen Einblick in die Geschichte der Familie Gail und ihres Geschäftshauses tun, die auf Grund des reichen Familienarchivs von Dr. H. Bergér ausgearbeitet worden ist. (Georg Philipp Gail, Rauchtabak-, Kautabak- und Zigarrenfabrik Giessen. Gedenkschrift zum hundertjährigen Bestehen der Firma. 1812-1912. Gr. 4o, 56 Seiten. Mit zahlreichen Abbildungen. Georg Philipp Gail, Geschichte seiner Familie und seines Geschäftshauses. 27. Januar 1812-1912. Giessen 1912. 4o, 90 Seiten. Mit 2 Photogravüren und Stammtafel.)

Kl.

Jubiläumsschrift
Siebel-Düsseldorf.

Die Bauartikelfabrik von A. Siebel in Düsseldorf-Rath wurde im Jahr 1865 von Julius Arthur Siebel als Eisenwarengrosshandlung gegründet. Was hier in recht ansprechender Ausstattung über die 50 Jahre der Firma gesagt wird, ist mehr als dürftig. Etwa 60 Seiten der Veröffentlichung, die insgesamt samt Titel nur 80 Seiten umfasst, werden von Vollbildern eingenommen, die Innenansichten, Lager, Empfangszimmer, selbst die Feuerwehr zeigen. Eine Firma, die künstlerische Arbeiten für das Baufach liefert, müsste in ihren Drucksachen ein wenig mehr Geschmack zeigen, zumal im Gedenkbuch ihres 50 jährigen Bestehens.

F. M. Feldhaus.

Ein Privatdruck: Geschichte der Gerberei.

Die Veröffentlichungen der Industrie auf geschichtlichem Gebiet mehren sich in erfreulicher Weise. Man weiss in diesen Kreisen, dass eine historische Arbeit einen grösseren Reiz hat, als ein nüchterner Katalog, und dass der Empfänger eine auffallende Drucksache nicht wegwirft.

Die Chemische Fabrik von E. Stickelberger & Co. in Basel bringt jetzt bei der Verlagsbuchhandlung von Julius Springer in Berlin gar eine ,,Bibliothek des Gerbers" heraus, von der Band 1 einen Versuch einer Geschichte der Gerberei" von Emanuel Stickelberger (95 Seiten, 36 Abbildungen) enthält.

Die sehr gut ausgestattete Arbeit ist leider nicht auf Quellenstudien aufgebaut worden, so trägt sie die Unrichtigkeiten und Mängel früherer Veröffentlichungen weiter. Wenn z. B. als älteste abendländische Darstellung eines Gerbers ein Bruder der Nürnberger Mendel. Stiftung von 1473 abgebildet ist, so muss ich darauf hinweisen, dass ich mir bei meiner Registrierung der Mendel- Brüder zwei ältere Gerber aus den Jahren 1410 (72. Bruder) und 1463 (167. Bruder) notiert hatte; was ich übrigens auch in meiner ,,Technik der Vorzeit" (1914, S. 613) schon veröffentlichte. Die von Stickelberger angezogenen ägyptischen Darstellungen hätte er in neueren und guten Wiedergaben der Grabkammermalereien reproduzieren können. Ausserordentlich auffallend ist es, dass ein Fachmann wie Stickelberger wieder der irrigen Angabe folgt, Jan Joris van Vliet habe einen ,,Gerber beim Weichmachen der Leder" dargestellt.

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Ich habe auf diesen Fehler schon einmal in dieser Zeitschrift (Band 2, Seite 102-103) hingewiesen.

Um den Irrtum zu zeigen, bilde ich den Vlietschen Stich nach einem im Berliner Kupferstichkabinet befindlichen Original hier ab. Wir sehen hier zwei Arbeiter an der Scherbank, jeder mit einer grossen Handschere arbeitend. An der Wand ist eine dritte Schere deutlich zu sehen. Daneben und links in der Ecke sehen wir Karden, die aus Distelköpfen zusammengesetzt sind. Weder solch grosse Scheren noch Karden gehören zu den Gerberwerkzeugen.

F. M. Feldhaus.

50 Jahre sächsische

Volkswirtschaft
1864-1914.

Das Bankhaus Gebr. Arnold in Dresden hat aus Anlass seines 50 jährigen Bestehens eine sehr sorgsam zusammengestellte Uebersicht der Entwicklung des industriellen Sachsens im letzten halben Jahrhundert veröffentlicht. In besonderen Kapiteln wird über die einzelnen Industrien gesprochen und fast immer gesagt, wie viele Betriebe vorhanden, wieviele Personen beschäftigt und wie gross die motorische Kraft war. Wir finden Kapitel über: Bergbau, Hüttenwesen, Hausindustrie, Textilindustrie, Metallverarbeitung, Maschinenbau, Chemische Industrie, Papier, Leder, Nahrungs- und Genussmittel, Steine und Erden, Holz- und Schnitzstoffe, Bekleidungsindustrie, Baugewerbe, graphische und künstlerische Gewerbe, Verkehr und Handel. Die Schrift ist sehr schön mit einigen Bildern des Geschäftshauses in verschiedenen Jahren ausgestattet.

(Privatdruck, Umfang 108 Seiten, mit 6 Bildern, Dresden 1914.) F. M. Feldhaus.

Bankwesen.

Uns ging ein Vortrag über die Entwicklung der ersten 50 Jahre der am 3. Oktober 1863 gegründeten Anglo-Oesterreichischen Bank in Wien zu, der manches für die Geschichte der österreichischen Industrie beachtenswerte enthält.

(Karl Morawitz, 50 Jahre Geschichte einer Wiener Bank, Privatdruck, 78 Seiten. Wien 1913.) F. M. Feldhaus.

Ein Erfinder

als Fälscher.

Der Mechaniker Wurm sass in Wien in fünfzehnjähriger Kerkerstrafe wegen Anfertigung von Banknoten, die er zur Durch

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