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BESPRECHUNGEN.

Technik.

Urgeschichtliche

Archäologie.

191

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Solange die urgeschichtliche Archäologie noch kein technisches Handbuch aufweisen kann, wie es die Schwesterwissenschaft der klassischen Archäologie in Hugo Blümners Technologie und Terminologie der Gewerbe und Künste bei Griechen und Römern" besitzt, muss das technische Material aus allen möglichen Werken zusammengetragen werden. Das hier angezeigte Handbuch des Wiener Universitätsprofessors dürfte sich als gute Fundgrube für zahlreiche für den Techniker wichtige Angaben erweisen, so finden sich z. B. einige ganz brauchbare Angaben über Metallarbeit S. 352 und 451. In dem Buche wird jeder Forscher, der sich aus irgendeinem Grunde mit dem Gebiete der Urgeschichte befasst, eine ganz brauchbare Materialzusammenstellung und eine Fülle von Belehrung finden.

(Moritz Hörnes, Urgeschichte der bildenden Kunst in Europa von den Anfängen bis um 500 vor Chr. Zweite durchaus umgear- . beitete und neu illustrierte Auflage. Mit 1330 Textabbildungen. Wien 1915. Kunstverlag Anton Schroll & Co. 661 Seiten.) Wernigerode a. H. Hugo Möte findt.

Elliptische Bohrungen

in der Steinzeit,

In die Sammlung des Vereins für Heimatkunde des Kreises Lebus und Umgebung gelangte jüngst ein sorgfältig bearbeitetes Steinbeil aus quarzarmen, biotitführenden Amphibol(,,Hornblende“)granit. Das Stück zeichnet sich dadurch aus, dass es den Anfang zu einer elliptischen Hohlbohrung zur Herstellung des Schaftloches zeigt.

Durch die Auffindung dieses Stückes wurde der Konservator der Müncheberger Sammlung G. Miro w zu praktischen Studien über die Herstellung elliptischer Schaftlöcher veranlasst. Da an dem vorliegenden Stück der „Bohrzapfen" vorhanden ist und das Innere des Bohrloches deutliche Schleifspuren zeigt, kann das Bohrloch nicht durch Auspicken des Gesteins, sondern nur durch Hohlbohrung entstanden sein. Verschiedene Versuche mit einem in Anlehnung an die von Forrer, Urgeschichte des Europäers (Stuttgart 1908) öffentlichte Rekonstruktion angefertigten Bohrapparat führten zu dem Ergebnis, dass die Herstellung elliptischer Bohrlöcher sehr wohl möglich ist, sobald ein Führungsbrett mit Ausschnitt benutzt wird, welches dem Bohrer eine der gewünschten Achse des Beilloches entsprechenden Spielraum gestattet.

ver

Im Anschluss an die Bekanntgabe dieses aus Müncheberg selbst stammenden Stückes stellt Mirow eine Reihe anderer Steingeräte mit elliptischen Bohrlöchern zusammen, die ihm aus der Literatur und aus Museumsstudien bekannt geworden sind. Dieses Verzeichnis dürfte sich bei einer umfassenden Rundfrage an die in Betracht kommenden Museumsverwaltungen leicht erheblich vermehren lassen. Ich bezweifle aber, dass die von Miro w auf Grund seines Materials ermittelten Grenzen des Verbreitungsgebiets dieser eigentümlichen Bohrtechnik sich erheblich verändern würden. Im Hinblick darauf, dass derartigen Forschungen wie der hier mitgeteilten von den Urgeschichtsforschern im allgemeinen noch zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird, möchten wir auf die vorliegende Abhandlung mit besonderem Nachdruck hinweisen.

(G. Mirow, Die Herstellung elliptischer Bohrlöcher an Steinbeilen (Axthämmern) der jüngsten Steinzeit. Mitteilungen des Vereins für Heimatkunde des Kreises Lebus in Müncheberg. IV—V. Heft. 1914/15. S. 20—25.) Wernigerode a. H.

Hugo Möte findt.

Bronzeguss

in Steinformen.

In der Sammlung des Vereins für Heimatkunde zu Müncheberg befinden sich fünf wohlerhaltene steinerne doppelseitige Gussformen zu Bronzemessern und -sicheln, die zusammen am Scharmützelsee bei Buckow gefunden sind. Das Material der Formen ist Serpentin. Mit diesen Originalformen wurden Giessversuche unternommen, die Walter in diesem Aufsatz eingehend beschreibt. Diese Versuche bestätigten die auch schon sonst gewonnene Erfahrung, dass es mit den jetzt bekannten und üblichen Methoden nicht möglich ist, befriedigende Bronzegüsse aus Steinformen zu erzielen. Götze vermutet, dass die vorgeschichtlichen Bronzegiesser mit Hilfe eines noch unbekannten Kniffes die Steinformen zu benutzen verstanden. Für der

artige Kniffe kommen in Betracht: stärkere Erhitzung der Form, eine gewisse Abkühlung der geschmolzenen Masse vor dem Eingiessen, Aufstossen der Form im Augenblick des Eingiessens und Ausstreichen der Form mit Lehm. Die ganze Frage verdient die Aufmerksamkeit der Techniker im hohen Masse; sehr erwünscht wäre es, wenn sich vor allem Gusstechniker zu einer eingehenden Beschäftigung mit der Frage veranlasst fühlen würden.

(0. Walter, Einiges über das Giessen von Bronze in steinernen
Gussformen. Mitteilungen des Vereins für Heimatkunde des Kreises
Lebus in Müncheberg. IV. V. Heft. Müncheberg 1916. S. 15-19.
Alfred Götze, Nachwort. Ebenda. S. 19-20.)
Wernigerode a. H.

Hugo Möte findt.

Ein Steinkalender
von 1760 vor Chr.

Regierungslandmesser P. Stephan hat einige prähistorische Steinkreise, als deren bekanntestes Beispiel Stonehenge in Südengland zu nennen ist, und deren Bedeutung uns bisher unklar war, einer genauen Vermessung unterzogen und ist hinsichtlich der Deutung dieser rätselhaften Steindenkmale zu eigenartigen Aufschlüssen gelangt. Von derartigen Steinkreisen ist bisher in Deutschland nur einer bekannt geworden, der gut erhalten geblieben ist: die Steinkreise zu Odry (Kreis Konitz), im nördlichen Grenzgebiet der Tucheler Heide. Stephan will im Anschluss an entsprechende englische Forschungen gefunden haben, dass es sich auch bei diesen. deutschen Steinkreisen um einen überraschend genau orientierten Kalender handle. Vieles bleibt freilich noch ungeklärt und bedarf weiterer Untersuchungen: So viel stehe aber fest, dass es sich um eine sinnvolle, nach einheitlichem Plane entworfene Anlage handle, deren Vollendung erst nach langen, durch ganze Geschlechter hindurchgeführten Beobachtungen möglich war. Während den deutschen Steinkreisen bei Odry ein Kalenderjahr von 16 Monaten zu je 22 bezw. 23 Tagen zu Grunde liege, hätten die alten Briten, nach den Aufschlüssen der Steindenkmale von Stonehenge und Avebury, einen Monat von 30 Tagen gehabt. 48 solcher Monate bildeten eine Zeiteinheit von vier Jahren, die durch eine Schaltezeit von ca. 22 Tagen voll gemacht werden müssten. Die „Trilithen" könnten die alte fünftägige Woche darstellen. Die vorgeschichtliche Rennbahn bei Stonehenge lädt nun zu einem Vergleich mit den olympischen Spielen Griechenlands ein: auch sie wurden in der Zeit der Sommersonnenwende gefeiert, und zwar alle vier Jahre, immer abwechselnd im 49. und 50. Monat (zu 29 und 30 Tagen), und sie dauerten fünf Tage. „Sollte Stonehenge", so fragt der Verfasser, ,,nach der Absicht der Erbauer als Jahresuhr die Wiederkehr ihrer fünftägigen Festspiel

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woche anzeigen?" Das Alter der Steinkreise zu Odry lässt sich - nach Stephan - mit ziemlicher Bestimmtheit aus der sehr wahrscheinlichen Orientierung des Visiersteins nach der Kapella im Sternbild des Fuhrmanns berechnen, und zwar kommt Stephan auf das Jahr 1760 vor Chr. Zu ähnlichen Ergebnissen gelangten englische Forscher bei der Datierung anderer Steinkreise, So Lockyer für Stonehenge auf das Jahr 1680, Biereye auf 1750 vor Chr.

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Der Referent ist trotzdem bis auf weiteres der Ansicht, dass C. Schuchardt (,,Prähistorische Zeitschrift", Band 2, 1910, Seite 292 ff.) in Bezug auf Stonehenge (und wohl damit auch andere Steinkreise) das richtige traf, indem er triftige Gründe dafür anführte, solche Steinkreise für Grabstellen zu halten, die mit der Himmelskunde nur sehr wenig zu tun haben. (Stephan, Ein Steinkalender aus der Zeit um 1760 v. Chr., in: Kosmos, 1916, Heft 7, S. 207–212. Mit vier Planskizzen.)

Kl.

Eisen im Altertum.

Der durch seine zahlreichen Arbeiten über vorgeschichtliche Technik bekannte Prof. Olshausen (vergl. diese Zeitschrift I, 1914. S. 146) erörtert in der hier angeführten Abhandlung die Frage, ob man bei den primitiven Verfahren der Naturvölker, die man im Altertum jedenfalls anwendete, bereits im Altertum geschmolzenes Eisen erhalten habe. Olshausen unterscheidet sorgfältig zwischen geschmolzenem, d. h. selbstverflüssigtem, und ausgeschmolzenem, d. h. durch einen Schmelzprozess gewonnenem Eisen, und bestreitet, dass das Altertum geschmolzenes Eisen bereits gekannt habe. Eine genaue Prüfung der von Olshausen z sammengestellten in Frage kommenden alten Schriftstellernotizen über das Schmelzen der Erze und das Ausschmelzen des Eisens bestätigt diese Ansicht. Sehr eingehend finden sich in diesem Zusammenhange die primitiven Eisengewinnungsöfen behandelt, die man in letzter Zeit so oft mit dem gänzlich verfehlten Ausdruck „Hochöfen" bezeichnet hat. Am Schlusse der Abhandlung findet sich eine Zusammenstellung einer Reihe von Funden angeblich antiker gusseiserner Gegenstände. Von den zahlreichen Gegenständen, die bisher als ,,gusseisern" galten, konnten nur zwei der Nachprüfung standhalten beide Fundstücke sind aber nicht einwandfrei als antik zu erweisen.

(Otto Olshausen, Über Eisen im Altertum. Prähistorische Zeitschrift VI, 1916. S. 1-45.)

Wernigerode a. H.

Hugo Mötefindt.

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Bewaffnung

der Germanen.

In einem prächtigen Buch übermittelt uns Martin Jahn die Ergebnisse seiner langjährigen erfolgreichen Studien über die Waffenreste der älteren Eisenzeit. Das in erster Linie für den Vorgeschichtsforscher bestimmte Buch dürfte für jeden, der über Waffen im weitesten Sinne des Wortes arbeitet, eine willkommene Gabe zur weiteren Belehrung bilden. So wird z. B. der Geschichtsforscher für Technik wertvolle Angaben über Waffenschmiedekunst in ihm finden; auf die sehr eingehenden Kapitel über die verzierten eisernen Lanzenspitzen und die Technik dieser Verzierungen (Punzen, Aetzen, Tauschierung) weise ich ganz besonders hin.

Es kann hier natürlich nicht davon die Rede sein, das Werk im Einzelnen zu besprechen; wohl aber mag es mir gestattet sein, einen Punkt herauszugreifen, bei dem ich anderer Anschauung bin als der Verfasser. In den keltischen Skelettgräbern und in den germanischen Urnengräbern der Latènezeit finden wir sehr häufig zusammengebogene eiserne Waffen. Diese eigentümliche Sitte dürfte ihre Erklärung in religiösen Gründen gefunden haben. Im Zusammenhang mit dieser Sitte ist des öfteren die Anschauung vertreten worden, dass die keltischen Schwerter durch ein ein maliges Umbiegen keineswegs wertlos geworden wären, sondern sich leicht wieder gerade hämmern liessen, da ihr Eisen in der Regel sehr weich und biegsam sei. Diese Anschauung vertritt jetzt auch wieder M. Ja hn in dem vorliegenden Buche (S. 18). Nach meiner Ueberzeugung steht jedoch eine derartige Ansicht in schroffem Gegensatz zu dem, was wir von der hochentwickelten keltischen Eisenschmiedekunst sonst kennen, denn derartige weiche und biegsame Klingen bilden keine widerstandsfähige Waffe im Kampf, mit der ein Waffenschmied Ehre einlegen könnte; derartige Waffen sind für jeden ernsthaften Kampf völlig wertlos. Vor zehn Jahren ist Salomon Reinach in einem Aufsatz „L'épée de Brennus" (L'Anthropologie, XVII. Paris 1906. Seite 343) dieser bereits im Altertum weit verbreiteten Legende von der Biegsamkeit der keltischen Schwerter entgegengetreten; dieser Aufsatz dürfte Jahn wohl entgangen sein. Wenn wir heute in den Museen mehrfach gestreckte keltische Schwerter finden, so war diese Streckung nur dadurch mög lich, dass die Festigkeit der Stücke durch die 2000jährige Lagerung in der Erde erheblich nachgelassen hat.

(Martin Jahn, Die Bewaffnung der Germanen in der älteren Eisenzeit etwa von 700 vor Chr. bis 200 nach Chr. Würzburg 1916. Verlag von Kurt Kabitzsch. 275 Seiten. 227 Abbildungen.) Wernigerode a. H.

Hugo Mötefindt.

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