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ler erregt und ihn dabei in die Geheimnisse früherer Zeiten eingeführt. Ganz geheuer war es dem erfinderischen Maler bei der Veröffentlichung dieser Dinge nicht, und so setzt er auf das Titelblatt seiner Schrift die Worte: „Alles ohne Zauberey vnd Schwartzkunst". Ueber hundert Jahre später wurde das sonderbare Buch- unter Weglassung des Verfassers mit den Verlagsorten Frankfurt

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Leipzig im Jahre 1722 noch einmal gedruckt.

Als ich mich dieser Tage mit der grossartigen Seilbahn beschäftigte, die Adam Wy be aus Harling anno 1644 in Danzig anlegte, begegnete ich dem mir wohlbekannten Franz Kessler in seinem 67. Lebensjahr in Danzig.

G. Cuny sagt nämlich in ,,Danzigs Kunst und Kultur" (1910, S. 58), dass Wybe zum letztenmal in Danziger Diensten genannt werde, als ihm der Magistrat am 2. August 1650 den Auftrag erteilte ,,dem Tausendkünstler Franz Kessler, Bildnismaler", Instrumente zu dem,,so lange gesuchten Motum perpetuums", das Kessler angeblich lich erfunden. anzufertigen. Wir finden den Künstler also hochbetagt im Osten an dem unlösbaren technischen Problem des Perpetuum mobile arbeitend.

Ich gebe nachstehend aus Danziger Akten den Anfang eines Gesuches von Kessler um Aussetzung eines Jahrgelds für Ausführung des Perpetuum mobile wieder:

Wohl Edele Gestrenge Ehrenveste

Hochweiss, Insonders grossgünstige

hooch gebitente Herrn.

Nach dem ich mich, Als Eyn Auss Theutschlandt vertriebener exulant vor etlicher Zeydt hiesiges ohrts, Auf Zulassung vndt begnadigunhg E. E. Herl. Nidergelassen, nebend Andern Ehrlichen Leuten, die Kunst des Conterfaitens, welche ich in meiner Jugent erlernet, Zugebrauchen, nun aber wegen hohen Alters, der ich dass 70.ste Jar schon erreichet, vndt mangel das gesichts, derselben nicht mehr Vorzustehen weiss. Als habe, damit ich Ubrigen rest meines Lebens, nicht Vergebens hinbrächte, mich höchstes fleisses bemühet, was Anders, vndt Zwarr Erbawliches, zu ergründen. Wie ich dan durch gottes gnaade, Vndt fleyssiges practiciren, Auch nuhnmehr, solchen Zweck erreychet, vndt den so lang gesuchten Motum perpetuum erfunden, wordurch, Auff ganz still stehendem wasser, eine Immergehende mühle Zuuerfertigen, Auch sonsten das wasser Zu Allerhandt Nutzbarkeyt Zu Zwingen, Klärlich kan dargestellt, vndt propiert werden. Worvon ich dan Auff erforderung E. E. Herl. eine gewisse probe, vndt Demonstration Zu Zeygen und mich verobligiren thun.

Verlanget demnach an E. E. Herl. mein vnterthäniges Demütiges bitten, Dieselben geruhen mir die Gnade Zuerweisen, Dass, wen ich obgesagtes Stück Klärlich, vndt mit der that Erwiesen, mir Zu Vnterhaltung, mein, vndt meiner Alter haussmutter noch vbrigte Lebens, Von E. E. ein geringes Vnterhalt Vndt genaden gellt, Järlich möchte Vorgönnet Vndt nachgegeben werden.

Auch hab ich nebenst Andern Löblichen wissenschafften, durch Gottes hülffe, selbst, die grosse Gnomonica erfunden, Dero beschrey

bung in Fünff Büchern bestehet, worvon Zwey getruckt, Die letzten drey Aber Vollkommenlich vndt correct beschrieben seyn. Darnebenst die wissenschafft vndt Bereytung Vortrefflicher Medicamente, Als Aurum Vitae, Aurum Diaphoroticum, Elixir vitae, panaceae wasser, vndt mehr.

Die erwähnte Gnomonica von Kessler ist mir noch nicht begegnet. Jedoch ist Kessler der Verfasser einer,,Holtzsparkunst" (Frankfurt 1618), in der seine Erfindungen der hin- und hergehenden Züge in Kachelöfen und der schlangenförmigen Blechrohre zu Oefen erklärt werden (Der Kachelofen, Berlin, Band 5, 1913, S. 96).

Zur Geschichte der Technik in der islamitischen Literatur. Von Dr.-Ing. F. Moll.

Die humanistische Schule hat bei uns die Anschauung verbreitet, als ob im frühen Mittelalter die Residenzen der Kalifen zu Bagdad, Damaskus und in Spanien Hochburgen der Wissenschaft gewesen seien, als ob wir überhaupt nur ihnen die Ueberlieferung und Weiterbildung griechischer und römischer Wissenschaft verdankten. Genaues Studium der überkommenen Schriften zeigt uns jedoch eine ausserordentlich geringe Ausbeute auf wirklich wissenschaftlichen Gebieten, zumal in den Naturwissenschaften. Das grösste naturwissenschaftliche Werk jener Zeit, die fünf Bücher,,Kanon des Avicenna" ist auch fast das einzige, was ein Muhamedaner geschrieben hat, und es bietet kaum eine Zeile, die nicht aus Aristoteles, Galenos u. a. entnommen ist. Bezeichnender Weise klagt schon der grosse muhamedanische Theologe El-Ghazali darüber, dass seine Glaubensgenossen sich gänzlich auf das Studium des Rechts und der Dialektik (was m. a. W. Studium des Korans heisst) beschränkten. Nicht einmal Aerzte gingen aus ihnen hervor. Tatsächlich beschränkte sich auch mit wenigen Ausnahmen, welche stets von der orthodoxen Gemeinde auf das heftigste bekämpft wurden, die ganze arabische,,Wissenschaft" auf Exegese und Deutung des Korans und Zurechtmachen der in ihm gefundenen Sätze für die jeweiligen Bedürfnisse des Lebens. Irgend welche Weiterarbeit, selbst in dem abstrakten Gebiete der Technik war auf das strengste verpönt und nur das, was zu Zeiten des Propheten bekannt war oder im Laufe langer Jahrhunderte in die Gedankenwelt des Islam aus der christ

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Nach Drucklegung des Artikels sind mir doch Bedenken gekommen, ob es sich hier um einen Meteorstein handle. Bei näherer Prüfung des Eintrags im Katalog der Königlichen Bibliothek ergab sich, dass die Uebersetzung aus dem Russischen ungenau vorgenommen war. Es heisst nicht,,Ansicht des Donnersteins", sondern ,,Ansicht des Riesensteins". Ich werde in nächster Nummer dieser Zeitschrift noch auf die Darstellung zurückkommen.

F. M. F.

lichen Umgebung eindrang, wurde rein handwerksmässig auf die Nachkommen überliefert. Lehrreiche Beispiele für die Stellung des Islam zu technischen Neuerungen bietet das Bekanntwerden mit der Photographie, Phonograph und Telephonie. Die Stellung zu diesen Dingen ist durch eine Reihe Fetwas, Gutachten erster muhamedanischer Rechtsgelehrter unzweifelhaft festgelegt.

Nach dem Koran und der Sunna zerfällt die ganze Welt für den Gläubigen in 1. Pflicht, 2. Anempfohlenes, 3. Erlaubtes, 4. Tadelnswertes, 5. Verbotenes. Es handelt sich nun bei einer Neuerscheinung nur darum, an Hand von Koran und Sunnah zu prüfen, zu welcher Klasse diese gehört bezw. aus den genannten Schriften Texte zu ziehen, welche auf die Sache bezogen werden können. Eine der ältesten Streitfragen war die über die Buchdruckerkunst. Heute wird sie in die Klasse der erlaubten Dinge gestellt, wenn auch Strenggläubige immer noch Wert darauf legen, wenigstens ihren Koran von Hand geschrieben zu besitzen. Stärkere Bedenken verursacht auch heute noch die Photographie. Denn nach dem Gesetz ist jedes Anfertigen von 'Bildern lebendiger Geschöpfe Götzendienst. Manche helfen sich mit der Auslegung, dass die Photographien ja nicht ,,mit der Hand gemachte" Bilder seien. Welche Bedenken gegen den Fernsprecher bestanden, habe ich nicht ermitteln können. Auch hier hat sich aber ein Ausgleich zwischen den Anforderungen der Neuzeit und den religiösen Bedenken finden lassen. Man gibt offen seine Einreihung in die,,tadelnswerten" Dinge zu, aber beruft sich darauf, dass es für den Gläubigen viel weniger schlimm sei, eine Sünde zu begehen, als eine Sünde wegzuleugnen. Zu einem umfangreichen Gutachten führte vor wenigen Jahren der Umstand, dass ein Sajid mit einem Phonographenapparat Koranrezitationen, Lieder, Opern u. a. mehr öffentlich vorführte. Das gegen den Phonographen abgegebene Gutachten stützte sich schliesslich darauf, dass das Vorführen verboten sei, weil Ungläubige und Gläubige zusammen den Koran hörten aus Neugier und weil aus dem Apparat auch die Stimme eines fremden Weibes zu hören sei. Es sei in jedem Falle tadelnswert, da der Phonograph nur der Neugierde diene; und könne nur geduldet werden, wenn z. B. sicher festgestellt sei, dass ,,das Hören der fremden

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