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Romer*) und L. Preshel in Wien schon 1833 ähnlich zusammengesetzte Zündhölzer in den Handel, gleichzeitig Dr. Moldenhauer und L. Anton in Darmstadt, der Apotheker J. Walker in Stockton (Durham), C. Leuchs in Nürnberg**) u. a. m. (vergl. Dingler's „Polytechn. Journal", Bd. 46, 1832, S. 392). Die Romer'schen Fabrikate unterschieden sich von den englischen dadurch, dass sie ausser chlorsaurem Kali auch einen Zusatz von Phosphor hatten was eine sehr explosible Mischung ergab und die Zündhölzer zu einem gefährlichen Spielzeug machte, und ein Verbot der Fabrikate zur Folge hatte. In Frankreich nahm zuerst auf verbesserte Reibzündhölzchen Jacques Joseph ein Patent (Nr. 3794, vom 30. März 1833); dann Victorine Klug am 5. August 1837 (Nr. 4519). In der ,,Zeitschrift für Zündwaaren-Fabrication" wurde 1883 die Behauptung aufgestellt, der frühere Student der Chemie J. Fr. Kammerer aus Ludwigsburg habe als Gefangener auf der Feste Hohenasperg im Jahre 1833 die Reibzündhölzer erfunden, und Wladimir Jettel wiederholt diese Erzählung, die durch nichts bewiesen ist, in seinem Werk,,Die Zündwaaren-Fabrication" (Wien 1897) ***), ebenso W. Zürn „Die deutsche Zündholzindustrie", Tübingen 1913, S. 3. Kammerer hat um 1836 Reibzündhölzchen fabrikmässig hergestellt, über die sich Leuchs in seiner Allgemeinen Polytechn. Zeitung" (1836, Nr. 48) anerkennend ausspricht. Als weiterer Erfinder wurde B. Irinyi genannt, der 1836 in Wien Zündhölzer herstellt mit einer Masse, die aus Phosphor, Bleihyperoxyd und Gummi arabicum bestand. Der Fabrikant Romer habe ihm die Erfindung für 60 Gulden abgekauft und industriell ausgenutzt. Vielleicht verdanken wir Irinyi die Anregung zur Verwendung des Bleihyperoxyds anstelle des leicht explodierenden chlorsauren Kalis, das seit 1837 in Wien von L. Preshel und Hedwig Trevani eingeführt wurde. Bald gab die Wiener Zündholzindustrie durch Färbung des Zünd

*) St. Romer von Kis-Enytzke erhielt sein erstes österreichisches Patent am 4. Januar 1834 (,,Jahrbücher . . .", Bd. 19, S. 427 [Nr. 2008]). Ueber Romer's Fabrikate äusserte sich u. a. Leuchs in seiner Allgem. Polytechnischen Zeitung", 1835, Nr. 29, S. 741.

"Leuchs zeigte seine Reibzündhölzer, die .,Congrevischen Zünder", mehrfach in seiner ,,Allgem. Polytechn. Zeitung" an, z. B. 1835, Nr. 24, S. 116, Nr. 37, S. 179. ,,Die beste Sorte Reibzündhölzchen kostet gegenwärtig bei C. Leuchs und Co. in Nürnberg das 1000 (oder 10 Kästchen) 48 Kr., zweite Sorte in Schachteln das 1000: 30 Kr." Verpackt waren die Zündhölzer in Kästchen mit Kleie, letzteres um eine Selbstentzündung durch Reibung zu verhindern.

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***) Vergl. die abschliessende Arbeit von K. E. Schönfeld über Jacob Friedrich Kammerer in Kapital und Erfindung" 1907, Nr. 7, S. 249 seq. Zuerst wird Kammerer wohl in Leuchs' „Monatlichen Nachrichten", 1855, S. 505 und 1856, S. 465 als ,,Erfinder" der Streichhölzer angesprochen

ein Irrtum.

kopfes mittelst bunter Lacke dem Fabrikat ein gefälliges Aussehen. Man ersetzte den Schwefel durch Fettstoffe wie Stearin oder Wachs, und erzielte damit in dem österreichischen Salonholz" ein Produkt, welches sich leicht den Weltmarkt eroberte. Um Ersatzstoffe für das chlorsaure Kali bemühte sich auch der Frankfurter Physiker Prof. R. Böttger.") Es mussten Verbindungen sein, die nebst einem grossen Reichtum an Sauerstoff auch die Eigenschaft besassen, diesen leicht abzugeben. Besonders das Bleihyperoxyd erwies sich als sehr brauchbar. Nachdem 1847 Anton Schrötter in Wien den roten amorphen Phosphor, eine ungiftige und schwer entzündliche Modifikation des Phosphors, entdeckt hatte, wurde dieser sofort für die Zündholzfabrikation ausgenutzt. 1848 stellte Böttger die Sicherheitszündhölzer her, zunächst in einer wenig praktischen Anordnung, in dem nämlich die Hölzer die phosphorfreie Masse an einem Ende, den Ueberzug mit dem amorphen Phosphor am andern Ende enthielten. Beim Gebrauch musste man das Hölzchen in zwei ungleiche Stücke zerbrechen und das kleinere mit dem amorphen Phosphor versehene Ende an der Zündmasse des anderen Endes reiben, bis sich das längere Hölzchen entzündete Diese Art war anfangs in Paris gebräuchlich, führte sich aber nicht ein. Nach J. Kellner, Handbuch der Zündwaarenfabrikation (Wien 1886), wurde die erste fabrikmässige Erzeugung der Antiphosphorhölzer" von der Firma B. Fürth zu Schüttenhofen und Goldenkron aufgenommen. In der Maschinenfabrik Steffens zu Goldenkron waren 1886 noch Modelle und einzelne Maschinen zu sehen, u. a. eine Maschine zum Anfertigen der Späne für die Schiebeschachteln. Die Verpackung war anscheinend schon sehr früh mindestens 1854 die heute übliche Schiebeschachtel mit zwei Reibflächen. Spanschachteln wurden nach Zürn (a. a. O.) seit 1845 von B. Gillerich im Odenwald hergestellt. Als älteste deutsche Zündholzfabrik nennt Zürn die Firma Otto Mira m in Kassel. Die Schweden haben kein Verdienst an der Erfindung der sog. schwedischen" Sicherheitszündhölzer. Sie haben aber die Erfindung praktisch vervollkommnet und auf den grossen Markt gebracht. J. E. Lundström, der 1866 in Jönköping die Zündholzindustrie einführte, wird als der Erfinder der Schiebeschachteln mit den seitlichen Reibflächen, die den amorphen Phosphor enthalten, genannt (s. Darmstädter's ,,Handbuch"). Die Priorität ist aber nach dem vorher Gesagten irrig. Wie schnell sich aber auch die deutsche Zündholzindustrie in der Welt einführte, beweist, dass Hermann von Schlagintweit in den 60er Jahren bei den Leptscha östlich des Tistaflusses in Britisch-Sikkim u. a. europäische Zündhölzer in Gebrauch fand,

*) R. Böttger, Beiträge zur Physik und Chemie. Frankfurt a. M. 1838-1846. 3 Hefte. Darin sind Arbeiten über neue Pyrophore" enthalten. Ferner:,,Annalen der Chemie und Pharmazie",

Bd. 37, S. 113 seq. und Bd. 47, S. 334 seq.

die eine weissblaue Etikette mit der Aufschrift: J. N. E. d. i. Joh. Nepomuk Engert in Nürnberg

trugen.")

Gegen Ende der 40 er Jahre des vorigen Jahrhunderts nahm die Fabrikation von Reibzündhölzern in Deutschland und OesterreichUngarn einen gewaltigen Umfang an, und grosse Mengen wurden exportiert. In den Jahren 1848 bis 1850 wurden zum Zwecke der Ausfuhr auf der Elbe nach Hamburg an Zündhölzern verschifft:

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Diese Statistik teilt Chr. H. Schmidt in seinem Werke ,,Der vollständige Feuerzeugpraktikant", 3. Aufl., Weimar 1861, S. 73 mit. Der Verfasser gibt darin eine sehr eingehende Beschreibung aller Arten von Feuerzeugen, auch der Friktionsfeuerzeuge. Weitere Literatur aus technischen Zeitschriften hat Schubarth in seinem fleissigen Werke,,Repertorium der technischen Literatur (1823-1853)", Berlin 1856, zusammengestellt (S. 318-19 und 1047-48). An weiterer älterer Literatur, die wir uns z. T. nicht haben verschaffen können, nennen wir:

C. Fr. Marschall, Anweisung zur Verfertigung aller Sorten Feuerzeuge und Feueretuis. Zwei Hefte (das zweite von J. Chr. Gütle), Leipzig 1823.

C. B. A. Probst, Verfertigung und Behandlung der Döbereiner'schen Platina-Zündmaschine. 2. Aufl. Quedlinburg 1836 (handelt auch von den Zündhölzern).

Deutlicher und ausführlicher Unterricht in der Fabrikation der allgemein eingeführten chemischen Schnellfeuerzeuge (Zündhölzchen und Zündfläschchen), herausgegeben von Jul. Ungenannt. Leipzig (Glück) 1830.

Chr. H. Schmidt, Der vollständige Feuerzeugpraktikant. Band 104 des Neuen Schauplatz der Künste und Handwerke. Ilmenau (Weimar) 1840. Mit 11 Taf. 3. Aufl. 1861.

Ad. Eilers, Ausführliche Anweisung zur Fabrikation der Reibzündhölzer und anderer Frictions-Zündwaaren. Quedlinburg (Basse) 1846.

A. Th. F. Schultz, Die Anweisung zur Anfertigung des FrictionsSchwammes oder Streichzünders und der Frictionshölzchen. Berlin (Springer) 1848.

H. Wagner, Licht und Feuer, oder die Feuerzeugfabrikation. mar 1869.

Wei

J. Freitag, Die Zündwaren-Fabrikation. Wien 1876. 2. Aufl. 1887. 3. Aufl. 1907.

Oliver Thorpe und Cunningham, Reports on the use of phosphorus in the manufacture of Lucifer Matches. 1899. Fol.

*) W. Stricker, Die Feuerzeuge. Berlin 1874, S. 26.

Luyken.

Von F. M. Feldhaus.

Ich hatte hier (Bd. 1, S. 229) gezeigt, dass die Brüder Johannes und Casparus Luyken im Jahre 1695 einhundert Kupferstiche von Handwerkern und Gewerbetreibenden veröffentlicht hatten, und dass diese Bilder 1698 in das Buch von Weigel und später in die Bände von Abraham a Sancta Clara (1699-1711) übergingen.

Jetzt fand ich im Antiquariat folgendes Buch angezeigt, das ich erwerben konnte:

Spiegel
van't

Menschelyk Bedryf

vertonende

hondert verscheyde

Ambagten

zeer konstig afgebeeld

en met

zeer zinryke Spreuken

e n

stigtelyke Versen
verrykt
dorr

Johannes en Casparus
Luyken

en onlangs uytgegeven
tot Amsteldam door
Nicolaus Visscher

met Privilegie.

Das Buch enthält vor diesem undatierten Titelblatt einen Titelkupferstich, der in einem Spruchband oben die Worte trägt:

Spiegel van't menschelyk

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Bedryf.

Unten steht ein Sinnspruch (Een goed Eynde .) und dann folg im Sockel der Zeichnung:

tot Amsteldam

Gedaan door Johannes en Casparus Luyken, en

Uytgegeven door Nicolaus Visscher met Privilegie.

Dann folgen 100 nummerierte Blätter mit je einem Kupferstich.

Diese Stiche sind verschieden von den Stichen des Luykenschen Buches aus dem Jahr 1695.

Die Königliche Bibliothek zu Berlin besitzt den Katalog einer Versteigerung von Luykenschen Arbeiten aus der Sammlung Geisweit van der Netten (La Haye, 1884). Darin fand ich:

1. Mein Exemplar,

2. Dasselbe mit doppelseitig bedruckten Kupfertafeln, Amsterdam bei N. Visscher, ohne Jahr.

3. Ein von Prof. Döge zitiertes Exemplar von 1694: Het men-
schelyk bedrijf vertoond in 100 verbeeldingen van ambachten,
hanteeringen en bedryven . . .
.., Amsterdam 1694.

(Döge, Katalog der Freiherrlich von Lipperheide'schen Kostüm-
bibliothek, Berlin 1896-1905).

4. Das hier Band 1, Seite 230, beschriebens Exemplar von 1695. 5. Afbeelding d. menschelyke bezigheden. . ., Amsterdam, ohne Jahr, mit den gleichen Tafeln, wie Nr. 4.

6. Dasselbe Amsterdam 1704. Dieses Exemplar ist auf der Königliche Bibliothek zu Berlin vorhanden.

7. Dasselbe Amsterdam 1730; Universitäts-Bibliothek Göttingen. 8. Het menschelyke bedryf, mit 98 Tafeln. Ganz verschieden von den vorgenannten Ausgaben. Unbekannter Ursprung. Ein Vergleich zwischen dem datirten Exemplar und meinem undatierten ergab, dass mein Exemplar das ältere ist.

Ich nehme für das undatierte Exemplar auch das Jahr 1694 an. Der wesentliche Unterschied zwischen den beiden Exemplaren besteht in der Reihenfolge der Tafeln und in den Texten über und unter den Bildern. Die Stiche des undatierten Exemplares sind viel feiner, als die der Ausgabe von 1695. Offenbar überarbeitete man die Druckplatten von 1694 zur Ausgabe von 1695. Auffallend bleibt die schnelle Abnutzung der Platten in einem Jahr.

Reihenfolge der Kupfertafeln :

Die erste Zahl gibt die Nummerierung der Kupfer von 1694, die Zahl, die in Klammer steht, die Nummer der Reihe von 1695.

1. Der Bäcker (4).

2. Kleidermacher (37).

23. Stecknadelmacher (80).

24. Drahtzieher (29).

25. Gelbgiesser (24).

3. Zimmermann (86).

4. Maurer (52).

5. Glaser (26).

6. Dachdecker in Metall (47).

7. Schreiner (73).

8. Bürstenbinder (74).

9. Besenbinder (7).

10. Korbflchter (50).
11. Siebflechter (96)
12. Stuhl Ichter (82).
13. Garnwiuder (23).
14. Seidenwinder (99).
15. Wollwäscher (93).

16. Weber (92).
17. Tuchscher (22).
18. Färber (90).
19. Schuhmacher (72).
20. Kammacher (36).
21. Brillenmacher (15).
22. Nadelmacher (56).

26. Zinngiesser (87).

27. Wagmacher (5).
28. Schmied (78).

29. Kupferschläger (39).
30. Laternenmacher (44).
31. Messerschmied (51).
32. Schwertfeger (100).
33. Büchsenmacher (67).
34. Schlittschuhmacher (69).
35. Segelbaumacher (13).
36. Pumpenmacher (65).
37. Schiffszimmermann (70).
38. Seiler (49).

39. Segelmacher (13).

40. Küfer (42).

41. Oelschläger (57).

42. Kerzengiesser (35).

43. Metzger (75).

44. Pastetenbäcker (60).

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