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in die

Aequinoctial - Gegenden

des

neuen Continents

in den Jahren 1799, 1800, 1801, 1802, 1803
und 1804.

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Stuttgart und Tübingen,

in der J. G. Cotta's chen Buchhandlung.

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in die

Aequinoctial Gegenden

des

neuen Continents.

Drittes Buch.

Sechstes Kapitel.

Berge von Neu - Andalusien.

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Thal vom Cumanacoagipfel des Cocollas. Missionen der Chaymas Indianer.

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Wir

Unserm ersten Besuche der Halbinsel Araya folgte bald ein zweyter, welcher von längerer Dauer und belehrender war, in's innere Gebirgsland und bey den Missionen der Chaymas - Indianer. Gegenstände mannigfaltiger Art zogen hier unsere Aufmerksamkeit an. betraten eine von Wäldern bedeckte Landschaft: wir wanderten nach einem von Palmen und baumartigen Farrnkräutern beschatteten Kloster, das in einem engen Thalgrunde im Mittelpunkt der heissen Zone, ein kühles und höchst angenehmes Klima geniefst. Die Berge der Umgegend enthalten Höhlen, welche Tausenden von Nachtvögeln zum Aufenthalt dienen; und, was die

Alex. v. Humboldts hist. Reisen. II.

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Phantasie mächtiger ergreift als alle diese Wunder der physischen Welt, jenseits dieser Berge findet sich ein Volk, das vor kurzem Nomade war und kaum noch den Naturstand verlassen hat, das wild ist ohne grausam und roh zu seyn, und das mehr aus Unwissenheit als aus langer Entartung dumm scheint. Diesen anziehenden Vorwürfen gesellten sich unwillkürlich geschichtliche Erinnerungen hinzu. Auf dem Vorgebirge von Paria hatte Columbus zuerst das Festland erkannt; hier laufen jene Thäler aus, welche wechselnd durch kriegerische und menschenfressende Caribenvölker und durch handeltreibende und kultivirte Europäer verwüstet wurden. Zu Anfang des sechszehnten Jahrhunderts erlitten die unglücklichen Indianer, welche die Küstenländer von Carupano, Macarapan und Caracas bewohnen, die gleiche Behandlung, die in unsern Zeiten den Bewohnern der Küste von Guinea zu Theil ward. Die Antillen wurden angebaut; die Gewächse der alten Welt wurden dahin verpflanzt; aber auf das neue Fest-land ward lange noch kein regelmässiges Kolonisirungsverfahren angewandt. Wenn die Spanier das Küstenland besuchten, so geschah es nur um sich, gewaltsam oder tauschweise, Sclaven, Perlen, Goldkörner und Farbhölzer zu verschaffen. Durch scheinbaren Religionseifer glaubte man die Beweggründe des unersättlichen Geizes veredeln zu können; denn es hat jedes Jahrhundert seine Schattirungen und seinen eigenthümlichen Charakter.

Der Sclavenhandel der kupferfarbigen Eingebornen ward mit eben so unmenschlicher Härte betrieben, wie jener der afrikanischen Neger: auch führten beyde gleiche Folgen herbey; Sieger und Besiegte verwilderten. Die Kriege unter den Landeseingebornen wurden von dieser Zeit an häufiger; die Kriegsgefangenen

schleppte man aus dem innern Lande nach den Küsten, um sie den Weissen zu verkaufen, die solche auf ihren Schiffen in Ketten legten. Defsunerachtet waren die Spanier damals, und eine geraume Zeit nachher, eines der kultivirtesten Völker Europa's. Der helle Glanz, womit Wissenschaften und Künste Italien erhellten, hatte auf alle Völker zurückgestrahlt, deren Sprachen mit der des Dante und Petrarea aus gemeinsamer Quelle entsprangen. Man hätte, im Gefolge dieser Geistesentwicklung und erhabenen Phantasieschwunges, eine allgemeine Sittenmilderung erwarten sollen. Allein es haben jenseits der Meere überall, wo der Durst nach Reichthümern den Mifsbrauch der Gewalt herbeyführte, die europäischen Völker, in jeder Epoche der Geschichte, einen gleichartigen Charakter zu Tage gelegt. Das schöne Jahrhundert von Leo dem Zehnten, zeichnete sich in der Neuen Welt durch Grausamkeiten aus, die den Zeiten der höchsten Barbarey anzugehören scheinen. Man wundert sich inzwischen weniger über das furchtbare Gemälde der Eroberung von Amerika, wenn man sich an das erinnert, was, der Wohlthaten einer menschlicheren Gesetzgebung unerachtet, noch gegenwärtig auf dem westlichen Küstenlande von Afrika vorgeht.

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Der Sclavenhandel hatte, Dank den von Carl dein Fünften angenommnen Grundsätzen, seit langer Zeit auf dem neuen Festlande sein Ende erreicht; aber die Conquistadores setzten ihre Streifereyen fort und verlängerten jenes System des kleinen Krieges, wodurch die amerikanische Bevölkerung vermindert, der Nationalhafs verewigt und der Keim der Civilisirung für lange Zeit erstickt ward. Endlich ertönten aus dem Munde von Missionaren, die der weltliche Arm schützte, Worte des Friedens. Es ziemte der Religion, die

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