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tigsten Artikeln an, deren viele, wie z. B. fast alle über die Namen der zwölf großen Götter, von dem Bearbeiter ganz neu geschrieben sind, bis in die kleinsten Einzelnheiten einzuführen; er hat in dieser Hinsicht keine Mühe gescheut, die Angaben des ursprünglichen Verfassers bis in ihre oft sehr entlegenen Quellen zu verfolgen, und dazu die besten neueren Werke von hieher einschlagendem Inhalt eifrig benüßt, z. B. Pauly's Real-Encyclopädie, die Wörterbücher von Jacobi und dem Franzosen Bernard (Paris 1846), und die systematischen Werke von Creuzer, Schwenck, Hartung. Will man hierin das Geständniß finden, daß der andere Theil des Stoffes nicht mit der gleichen Sorgfalt gesichtet worden sei, so muß zwar der Bearbeiter allerdings unumwunden bekennen, daß ihm seine Zeit nicht erlaubt hat, hierin eben so gründliche Studien zu machen, wie in der ersteren Abtheilung: er darf aber auch eben so bestimmt die Versicherung geben, daß alle Beobachtungen, die er bei seinen Nachforschungen auf diesem Felde gemacht hat, ihm die Ueberzeugung verschafft haben, daß dieser Theil weit weniger Berichtigungen bedürfe, als der andere, und er kann nicht unterlassen, in dieser Hinsicht seine volle Anerkennung, ja Hochachtung vor demjenigen auszusprechen, was die erste Auflage in diesem unermeßlichen Gebiete geleistet hat. Wo indeß die Nothwendigkeit einer Berichtigung sich aufdrängte, ist sie auch hier nirgends versäumt worden, wie z. B. der Artikel »Indische Mythologie", als Auszug aus der gediegenen Arbeit von Th. Benfey in Ersch und Gruber's Encyclopädie, ganz neu gegeben worden ist. Ebenso find theils völlig umgearbeitet, theils neu eingeschaltet die Artikel Alraun, Alrune, Druiden, Elfen, Feen, Holda, Nixen, Rhetra, Frau Venus, Wechselbalg, Weichselzopf, Wichtelmännchen, Wodan, Wüthendes Heer, und viele andere.

Was den zweiten, nämlich den formalen Haupttheil der ganzen Aufgabe anbelangt, so hat der Unterzeichnete hier wieder zweierlei zu unterscheiden. Für's Erste nämlich war es dem ursprünglichen Verfasser nicht selten begegnet, in der Auffassung seines Gegenstandes sich einem muthwilligen Spiel seiner Laune, seines Wizes oder seiner subjectiven Stimmung, auf Unkosten von Dingen zu überlassen, die doch

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als Ueberreste der Gedankenwelt uralter und höchst geistreicher Völker jedem ehrwürdig sein müssen, der aus innerem Antrieb sich jenen Alterthümern zuwendet; zudem bildeten jene pikanten Wendungen einen übellautenden Contrast zu dem doch im Ganzen wesentlich belehrenden Tone des Werkes; der Bearbeiter glaubte sie daher alle entfernen zu dürfen und zu sollen. Der zweite hier in Betracht kommende Punkt ist die Schreibweise der in dem Buche vorkommenden griechischen Namen. Dem Bearbeiter ist es nicht unbekannt, daß die Frage noch immer schwebt, ob es zweckmäßiger sei, diese Namen mit möglichster Annäherung an die Urschrift, oder in der Form zu schreiben, wie die lateinischen Schriftsteller es gethan haben; er für seine Person hatte sich schon früher für das Lehtere entschieden, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil es einen unvergleichlich größeren Grad von Consequenz zuläßt, als das Erstere; es würde ihn aber keine Ueberwindung gekostet haben, sich für dießmal auf die andere Seite zu stellen, wenn er sich dadurch eine Arbeit hätte ersparen können; da er aber in der ursprünglichen Gestalt des Werkes nicht einmal einen Ansaß zur Durchführung einer gleichförmigen Schreibweise entdecken konnte, so daß, wenn diese hergestellt werden sollte, nach der einen Seite hin ungefähr eben so viel geändert werden mußte, wie nach der anderen, so wird es nicht befremden, daß er die latinisirende Schreibung vorgezogen und, mit Ausnahme der aus Homer citirten Stellen, durch das ganze Werk hindurch festgestellt hat, was ihn eine Mühe kostete, von der sich Niemand einen Begriff machen kann, der sich nicht schon einer ähnlichen Arbeit unterzogen hat. Hiezu fügte er die durchgängige Angabe der Länge oder Kürze der vorlegten Silben, wovon nach der jetzt allgemein eingeführten Betonungsweise die ganze Aussprache des Wortes abhängt; eine Zugabe, die nicht bloß für den Leser von nicht classischer Bildung von hohem Werthe sein, sondern in manchen Fällen auch manchen classisch Gebildeten noch etwas Neues lehren dürfte.

Durch alles Bisherige glaubt der Unterzeichnete nachgewiesen zu haben, daß seine Arbeit wesentlich eine solche ist, deren Werth oder Unwerth lediglich aus einer genauen Vergleichung der ersten Auflage dieses

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Werkes mit der zweiten erhellen kann. In diesem Sinne aber sieht er jeder redlichen Beurtheilung mit Beruhigung entgegen.

Schließlich hat er über die der neuen Auflage beigegebenen Abbildungen nur noch die Bemerkung beizufügen, daß die Auswahl der aufzunehmenden Bilder ebenfalls einen Theil seiner Aufgabe bildete, dem er für die nichtclassischen Gegenstände durch Zugrundlegung der Abbildungen der ersten Auflage, für die classischen durch Benütung von Millin's galérie mythologique, von Ottfried Müller's und Oesterley's Denkmälern, und Wenigem aus den Kupfern zu Winkelmann's Werken, zu genügen suchte. Der Unterzeichnete zweifelt nicht, daß in diesem Theile des Werkes sich der Unterschied der beiden Auflagen am schlagendsten herausstellen, und die Bereitwilligkeit der Verlags- Handlung, zur Vervollkommnung des Ganzen nach Kräften beizutragen, die entgegenkommendste Anerkennung finden wird.

Stuttgart, im October 1850.

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Heinrich Kern.

A.

Ääa. (Griechische Mythologie.) Von ihrem Aufenthalt, der Insel Äa, bieß die Tochter der lieblichen Verse und des Sonnengottes, die schöngelockte Circe also. Ulysses gelangte von den furchtbaren Lästrygonen zu ihr.

Äaciden. (Griechische Mythol.) Die von Ääcus Abstammenden, hauptsächlich Peleus, sein Sohn Achilles und sein Enkel Pyrrhus.

Ääcus. (Griechische Mythol.) Nachdem Jupiter als Stier die schöne Königstochter Eurōpa über das Meer entführt hatte, verband er sich mit derselben, und die Frucht dieser Liebe waren Äacus, Minos, Sarpedon und Rhadamanthys; andere Dichter geben dem Ersten eine andere Mutter, Ägīna, eine Tochter des Flusses Asõpus, um derenwillen Jupiter sich in einen Adler, und bei ihrer Umarmung in Feuer verwandelte. Den Vater, welcher der entführten Tochter nacheilte, scheuchte Jupiter durch Blize zurück. Die Alten umgaben Äacus mit Wundern von der Geburt an, durch welche die Größe des künftigen Helden verkündigt werden sollte. Der Sohn Jupiters und der Ägina ward Beherrscher der nach seiner Mutter benannten Insel, und regierte dieselbe so gerecht und weise, daß selbst die Götter ihn achteten und ehrten, wovon er in seinem Leben, wie nach seinem Tode Beweise empfing; so erzählt unter anderen Diodor bei Gelegenheit der Ermordung des jungen Androgĕus, Sohnes des Minos, daß durch ganz Attica, wegen der ungebüßten Blutschuld, eine schreckliche Dürre und Hungersnoth entstand. Die Fürsten der Städte kamen zusammen und fragten das Orakel, auf welche Art sie dieser Plage ledig werden könnten; das Orakel erwiderte, sie sollten zu Äacus, dem Sohne des Jupiter, und zu Ägina, der Tochter des Äsopus, gehen und sie auffordern, für der Griechen Wohl Bitten bei den Göttern einzulegen. Es ge= schah, und alsbald hörte in ganz Attica die Dürre auf." In Ägina war zur Erinnerung an dieses Ereigniß ein Denkmal aus weißem Marmor errichtet, das sogenannte Aaceum.

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Juno aber, alle Kinder ihres Gatten so wie deren Mütter hassend, selbst die Länder, welche ihren Namen trugen, mit ihrem Zorn und ihrer Rache bedrohend, sandte auf das Gebiet von Agina eine schreckliche Plage herab, wovon Aacus in Ovids Verwandlungen, 7. Buch, dem Cephalus, der viele frühere Bekannte auf Ägina vermißt, Folgendes berichtet:

521. Staub und Gebein sind alle, die eingedenk du vermissest.
,,Welch ein Theil von meiner Gewalt verwelkte mit jenen!
„Gräßliche Best verhängte dem Bolk die grausame Juno,
„Hassend das Land, das den Namen der Nebenbuhlerin führet.
,,Als natürlich die Seuche noch schien, und des großen Berderbens
„Ursach uns sich entzog, da kämpft' entgegen die Heilkunst,
,,Aber die Blag obsiegte der unterliegenden Rettung.

525.

Mythologie. 2. Aufl.

1

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,,Anfangs drückte die Luft mit dicht umbrütendem Dunkel
„Dumpf das Land und verschloß unthärige Schwül in den Wolken,
530.,,Biermal erfüllete Luna den Mond mit verbundenen Hörnern,

„Biermal löste sie wieder gemach abnehmend den Vollmond,
„und stets athmete heiß mit tödtlichem Hauche der Südwind;
,,Sage auch spricht, daß Quellen in Fäulniß gingen und Teiche,
„Und daß unzählbare Schlangen durch ungebauete Felder
535. Irreten, welche die Flüsse mit Gift und Geifer verderbten.

540.

,,Fallende Hunde zuerst und Ninder und Schaf und Gevögel
,,Zeigten, und schweifendes Wild, die Gewalt der plötzlichen Krankheit.
„Bald mit schwererem Schaden zum mitleidswürdigen Landvolk

,,Dringet die Best, und der Stadt weitkreisende Mauern durchherrscht sie.
,,Wo auch immer die Blicke umher ich wendete, sah ich
„Schaaren von Leichen gestreckt, wie wenn von geschüttelten Ästen
„Zeitiges Obst abfällt und ein Guß von gebräuneten Eicheln.

"

‚Niedergebeugt von der Last des unaussprechlichen Jammers, ,,Jupiter!" rief ich empor

-

,,wenn von dir nicht fälschlich gejagt wird,
545. Daß du im Feuer umarmt des Asopus Tochter Ägina,

,,und du, erhabener Bater, dich deines Geschlechtes nicht schämest,
„Gib mir die Meinen zurück, sonst birg mich selber im Grabmal.“

Auf diese Bitte antwortete Zeus mit einem Bliz, welchen jener für ein Zeichen der Gewährung hielt. Da trat er zu einem mächtigen heiligen Eichbaum, aus dodonischem Samen entsprossen, an diesem sah er geschäftig durch die geborstene Rinde Ameisen auf und ab laufen, und einen großen Ameisenhaufen bebauen. So viel der Bewohner wünschte er sich, und ein zweiter Donnerschlag ertönte, und betend, doch ohne Hoffnung der Erfüllung, warf er sich nieder vor der geahneten Nähe des mächtigen Gottes. Nachts aber, in dem verödeten Königspalast ruhend, erwacht er von Stimmen vieler Menschen, deren er sich beinahe schon entwöhnt hatte, und sein Sohn Telamon eilt herzu und verkündet ein Wunder; denn zahllose Männer und Frauen entströmen der heiligen Eiche, in Menschen verwandelt sind die Ameisen, und geschäftig, wie jene, führen sie' ein arbeitsames, friedliches Leben, Myrmidonen benennt sie der König, zur Erinnerung an ihren Ursprung (Myrmex, die Ameise), und theilt unter ste die Häuser und Äcker der Verstorbenen aus, und herrschte nunmehr über ein junges, neues Geschlecht.

Dieser von den Göttern so hoch begünstigte und geehrte Sterbliche genoß noch einer andern ehrenden Auszeichnung: er durfte nämlich in Gesellschaft des Apollo und des Neptun die Mauern von Troja erbauen, doch freilich konnte das Werk des Menschen dem der Götter nicht gleich kommen; ein Wunderzeichen verkündete seinen Untergang. Als nämlich der Bau vollendet war, kamen drei gewaltige Schlangen vom Meere heran, diese suchten sich auf die Mauer zu schwingen, zwei derselben fielen zurück, die dritte aber kam in die Stadt; der prophetische Gott Apollo erklärte dieses Zeichen so: an der Stelle, welche die Arbeit eines Sterblichen sei, werde die Stadt erstiegen werden, und zwar zweimal, und beide Male unter Mitwirkung von Nachkommen des Äacus:

„Und schnell sprach Apoll, indem er das Unglückszeichen bedachte: dort, o Held, wo deine Hand baute, wird Vergămus einst erobert... also ver= kündet mir dieß Wundergesicht, gesandt vom fürchterlichen Zeus; dein eigenes Geschlecht im ersten und vierten Gliede erobert es mit."

Telamon und Pyrrhus eroberten Troja zu verschiedenen Zeiten; Pyrrhus konnte jedoch nur dann als viertes Glied gezählt werden, wenn man den

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